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Kampf der Giganten: Sinn gegen Bofinger

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Sinn stimmt zu, aber nur zu der trügerischen Ruhe. Denn dann wirft er dem EZB-Chef nichts anderes als Rechtsbruch vor. „Er hat sein Mandat dramatisch überschritten, auch wenn er die Finanzmärkte damit beruhigt hat“, spricht Sinn und zitiert aus dem Hut Artikel 278 aus einem vorläufigen Urteil des Bundesverfassungsgerichts. In diesem Augenblick ist er ganz Rechtshüter und Anwalt der Steuerzahler. Die müssten nämlich am Ende für den Verlust der EZB aufkommen, der durch die Anleihekäufe entstehen könnte.

Bofinger versteift sich dagegen darauf, dass es nun mal ein Notfall war, der harte und unkonventionelle Methoden erforderte – „eine intensivmedizinische Maßnahme“. Es wäre doch sonst alles auseinandergefallen. Es klingt beinahe flehentlich. Sinn legt nach. Die Staatenrettung sei gar nicht nötig gewesen. Staatspleiten seien doch in den Maastricht-Verträgen geregelt.

Was uns das alles wirklich zeigt

Inzwischen mischt auch das Publikum mit. Ein paar Zuschauer machen aus ihrer Abneigung gegen die Euro-Rettung keinen Hehl. Ganz genau war das nicht zu verstehen, aber die Worte „Südländer“ und „rausschmeißen“ waren deutlich zu hören.

Währenddessen beschleicht den Zuhörer ein flaues Gefühl. Dort vorn sitzen doch zwei Experten. Spezialgebiet: Volkswirtschaft. Gehalt: Ganz sicher ziemlich hoch. Und diese beiden sind einfach nicht in der Lage, sich zu einer tragfähigen Meinung zusammenzuraufen. Sie interpretieren die Welt nach ihrem Gusto, legen Tatsachen nach ihrer Philosophie aus. Das ist zwar höchst unterhaltsam. Wer aber einen Beweis sucht, dass Wirtschaftswissenschaft nie im Leben etwas mit Wissenschaft zu tun hat, bekommt ihn hier mit dem Holzhammer serviert. Und diese zerstrittene Kaste der Volkswirte soll der Politik raten, wie sie die Probleme in der Eurozone zu lösen hat? Selten wirkt der sowieso schon schwer zu ertragende Begriff „Alternativlos“ so absurd wie an jenem Morgen in Mannheim. Die Alternative zu Sinns Thesen sitzt zwei Meter weiter und umgekehrt.

Noch ein Beispiel? Bitte sehr. „Die EZB macht die Zinsen kaputt“, schimpft Sinn. „Sie bietet Banken Kredite zu einem Zins von 0,75 Prozent. Damit unterbietet sie permanent den Kapitalmarkt.“ Das wirkt sich auch auf andere Märkte aus. Wodurch Anleger mit herkömmlichen, sicheren Zinsanlagen derzeit nicht einmal mehr die Inflationsrate ausgleichen können. Die liegt bei über 2 Prozent.
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