5 Vermögensverwalter schätzen ein Kann man noch in China investieren?
„Aus nachhaltiger Sicht schwer investierbar“

Andreas Görler, Wellinvest Pruschke & Kalm:
„Die chinesische Administration führt Regulierung durch, die auch die EU oder die USA umsetzten möchten. Allerdings setzt China sie extrem stringent um. Man kann anmerken, dass große Unternehmen wie Alibaba, Tencent oder Didi mit einem gewissen Vorlauf gewarnt wurden. Die Maßnahmen zielten offiziell auch darauf ab, Monopole zu verhindern, Verbraucher zu schützen und Rechtsstandards einzuhalten: Bei Alibaba ging es um Knebelverträge mit Kunden, die nicht bei Konkurrenzunternehmen abschließen durften, bei Tencent wurde die Verweildauer an Internet- Spielen reduziert, bei Didi sollten Mindestlöhnen eingehalten werden. Die gesamte Nachhilfeindustrie darf ihre Dienstleistungen per Gesetz nur noch gemeinnützig anbieten.
Grundsätzlich können chinesische Aktien weiter Portfoliobaustein sein. Gerade nachhaltig orientierte Anleger sollten aber berücksichtigen, dass der 'Staatskapitalismus', der sich jegliche Einmischung verbietet, zwar offenbar gut steuerbare Strukturen bietet. Er ist aber schwer investierbar – die Zentralregierung kann sehr direkten Einfluss auf Unternehmen und handelnde Personen nehmen. Und 'sozial' ist ja ein wesentliches Thema bei ESG.
China hat im vergangenen Jahr als einzige große Volkswirtschaft der Welt ein positives Wachstum verzeichnet. Es war zwar das geringste seit 1976. Das zeigt aber auch, wie enorm die Wachstumsraten in der Vergangenheit waren. Dieses Wachstum für 2020 ist einerseits positiv, verdeckt aber ein zentrales Problem: Der Konsum kommt nicht zurück. Das Wachstum der Einzelhandelsumsätze wird niedrig bleiben.
Dabei ist allerdings wahrscheinlich, dass China einfach nur das aktuelle Grundtempo beibehalten muss, um die USA als größte Wirtschaftsmacht zu überholen.
Wenn sich der chinesische Markt weiter öffnen sollte, würde der chinesische Aktienmarkt bedeutsamer werden. Allerdings müsste er dann auch auf allen Ebenen deutlich transparenter werden.
Unsere Portfolios haben nur einen geringen direkten China- Anteil, im einstelligen Prozentbereich. Über Emerging-Market oder Asien-Fonds ist man zwar beteiligt, aber es gibt keinen Grund für echte Depotumstellungen.“