5 Vermögensverwalter schätzen ein Kann man noch in China investieren?
„Das ist das Problem der chinesischen Konjunktur“

Karl-Heinrich Mengel, Capitell:
„Die Evergrande-Probleme sind der vorläufige Endpunkt einer zunehmend ideologie-geleiteten Wirtschaftspolitik der chinesischen Administration unter Xi Jinping. Bereits im November 2020 erhielten wir einen Vorgeschmack, mit welcher Gangart in China vorgegangen wird – am Beispiel des Unternehmens Alibaba. Mittlerweile registrieren wir regelmäßig dirigistische Eingriffe in die Wirtschaft. Hierbei werden Kollateralschäden, wie ein rückläufiges BIP-Wachstums, offenbar in Kauf genommen.
Im Fall des hochverschuldeten Evergrande hat die chinesische Politik beschlossen, die Rückführung des Verschuldungsgrads von außen zu steuern. Dabei legt man bestimmte und erwünschte Verschuldungskennzahlen zugrunde, die man als 'rote Linien' bezeichnet. Wahrscheinlich werden zahlreiche Kleinanleger, die Vorschüsse auf eine erwartete Immobilie gezahlt haben, auf der Strecke bleiben.
Hier liegt auch das Problem für die chinesische und vielleicht auch die globale Konjunktur: Das chinesische Wirtschaftswachstum wird zu etwa 25 Prozent durch den Immobiliensektor generiert. Wir sehen demnach größere konjunkturelle Risiken und weniger ein Déjà-vu bezüglich der Lehmann-Pleite 2008. Evergrande ist nicht nennenswert international vernetzt. Ein Domino-Effekt könnte höchstens mittelbar über inländische chinesische Gläubiger entstehen. Oder auch über potenziell notleidende Anleihen aus Publikumsfonds, die Schwellenland-Unternehmensanleihen abdecken.
Grundsätzlich halten wir uns schon seit Februar dieses Jahres mit Investitionen in chinesische Aktien zurück, sowohl auf dem Festland als auch in Hongkong. Hintergrund war die unangekündigte Kehrtwende in der Geldpolitik im Februar dieses Jahres. Sie führte das Geldmengenwachstum abrupt zurück und ließ die Aktienkurse in Festland-China einbrechen.
Von der Krise relativ wenig betroffen sollten westliche Internet-Aktien sein. Viele sind aufgrund politisch verfügter Restriktionen nicht einmal für die chinesische Bevölkerung verfügbar, wie Alphabet/Google, Amazon oder Facebook.“