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Diversität und Inklusion in Unternehmen „Kapitalanleger kennen den günstigen Einfluss von Vielfalt“

Solange Le Jeune, Leitende ESG-Analystin bei Candriam
Solange Le Jeune, Leitende ESG-Analystin bei Candriam: Ein geschlechtergemischtes Führungsteam kann einen positiven Einfluss auf die Leistung der Firma haben. | Foto: Candriam

Frau Le Jeune, welche Bedeutung hat ethnische Vielfalt für Unternehmen?

Solange Le Jeune: Seit einigen Jahren fördern immer mehr Firmen ethnische Vielfalt. Die Nachfrage nach Statistiken über die Zusammensetzung von Vorständen und anderen Gremien wächst. Darüber hinaus gewinnt Diversifikation zunehmend im Hinblick auf die Investitionsentscheidungen vieler Investoren an Bedeutung. Kapitalanleger kennen den günstigen Einfluss von Vielfalt nicht zuletzt aus ihren Portfolios.

Immer mehr Studien belegen, wie wichtig geschlechtsspezifische Vielfalt ist: Unternehmen, die sich dementsprechend aufstellen, können häufig höhere Gewinne erzielen. Dabei geht es bei Diversität nicht nur um Gender-Fragen und Frauenquote – auch wenn diese die Diskussion oft dominieren. Vielmehr geht das Thema weit darüber hinaus, den Anteil von Frauen und anderen unterrepräsentierten Gruppen zu erhöhen und Chancengleichheit zu gewährleisten.

Menschen unterscheiden sich durch Geschlecht, Religion, ethnische Herkunft, Persönlichkeit oder Ausbildung. Divers ist ein Unternehmen erst dann, wenn diese Kategorien in der Belegschaft vielfältig vertreten sind.

Warum steht das Thema gerade jetzt in der Diskussion?

Le Jeune: Zwei Aspekte haben die Diskussion über die Relevanz des sozialen Aspekts in ESG angeregt: Zum einen die ungleichen Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf Gesundheit und Beschäftigung, zum anderen die Anti-Rassismus-Proteste, die sich aufgrund von Polizeibrutalität in den USA organisiert haben. Im Mai 2020 starb der Afroamerikaner George Floyd in Minneapolis, nachdem ihm ein Polizist minutenlang auf dem Hals kniete. Es war einer der wenigen Augenblicke, die uns Covid-19 für einige Zeit vergessen ließen: Hunderttausende Menschen gingen weltweit auf die Straße, um gegen Rassismus zu demonstrieren. Die Themen Inklusion und Diversität beherrschten die Schlagzeilen.

Warum ist die Datenlage ausbaufähig?

Le Jeune: „Ethnic Monitoring“ gewinnt weltweit an Bedeutung. Es sollen Ungleichheiten aufgedeckt und anschließend deren Ursachen behoben werden. Doch die Erhebung entsprechender Daten ist für Unternehmen kostspielig und oft aufgrund von Datenschutzrichtlinien nicht machbar. Und in den Ländern, in denen sie möglich ist, sind viele Unternehmen noch nicht vom geschäftlichen Nutzen überzeugt oder zögern aus Gründen des guten Rufs damit, diese offenzulegen.

Es bedarf einer Menge an Daten, um Analysen über das „S“ in ESG zu konkretisieren – nicht nur Daten zur Vielfalt. Ebenfalls von Bedeutung sind Informationen zu Vergütung, Arbeitssicherheit, Fluktuation und Arbeitnehmerrechten.

Candriam gehört zu den Gründungsmitgliedern der 2017 ins Leben gerufenen „Workforce Disclosure Initiative“. Die Initiative nach dem Vorbild des „Carbon Disclosure Project“ bringt Investoren zusammen, um bei börsennotierten Unternehmen eine einheitliche jährliche Personalberichterstattung zu erreichen. Immer mehr Kapitalgeber interessieren sich für das Thema und schließen sich der Organisation an – was sich in den mehr als 4 Billionen US-Dollar an verwalteten Vermögen der Mitglieder widerspiegelt.

Wie können Investoren zu mehr Diversität beitragen?

Le Jeune: Investoren können aktiv auf Unternehmen zugehen und diese davon überzeugen, ethnische Vielfalt zu fördern. Dafür muss den Vorständen deutlich gemacht werden, welchen Einfluss Personaldaten auf Investitionsentscheidungen haben. Es gibt eine Reihe von Lösungen und Instrumenten, um eine integrative Unternehmenskultur aufzubauen. Zum Beispiel: Die Mischung aus qualitativen Richtlinien und quantitativen Indikatoren und Zielen.

Wie steht Candriam zu dem Thema?

Le Jeune: Candriam berücksichtigt soziale Aspekte bereits seit 2005 und passt demensprechend seine Portfolios an. Je nach Art des Unternehmens sind arbeitnehmer- und lieferkettenbezogene Faktoren zwischen 20 und 40 Prozent gewichtet. Eine solche Analyse kann jedoch nur so gründlich sein wie die verfügbaren Daten. Einige Unternehmen stellen uns bereits freiwillig Informationen zur Verfügung, die in ihren öffentlichen Berichten noch nicht enthalten sind.

Es ist erfreulich, dass die zunehmenden staatlich vorgeschriebenen Angaben zur geschlechtsspezifischen Vielfalt die Aufsichtsbehörden ermutigen, diese auf die ethnische Vielfalt auszuweiten. Das gestiegene Bewusstsein dafür kann sich auch für Investoren als Chance herausstellen.

Wie ermutigt Candriam Unternehmen, auf diesem Weg weiter voranzukommen?

Le Jeune: Wir werden unseren Schwerpunkt weiterhin auf das Thema legen und Unternehmen, die aus Gründen des Datenschutzes oder der nationalen Gesetzgebung keine derartigen Daten zur Verfügung stellen, ermutigen, jede nützliche Kennzahl zu berichten. Denn diese helfen Investoren, das Unternehmen im Zeitverlauf und im Vergleich zu anderen zu bewerten.

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Hinweis: Diese News ist eine Mitteilung des Unternehmens und wurde redaktionell nur leicht bearbeitet.