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Aktualisiert am 31.03.2020 - 10:23 Uhrin MärkteLesedauer: 4 Minuten

Kapitalkontrollen Warum Griechenland die Kapitalflucht nur schwer stoppen kann

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Die Lage in Griechenland erinnert an das Chaos, das Anfang 2002 zum wirtschaftlichen Zusammenbruch Argentiniens führte, sagt Athanasios Orphanides, der bis 2012 Gouverneur der Zentralbank von Zypern war.

Argentinien war damals mit 95 Milliarden Dollar in Verzug geraten und hatte Bankguthaben eingefroren, Pensionsrückstellungen konfisziert und Auslandsüberweisungen verboten, um die jahrzehntelange Bindung an den Dollar aufrechtzuerhalten und das Bankensystem zu schützen.

Die Maßnahmen lösten Unruhen aus, bei denen mindestens 27 Menschen starben; sie zerstörten das Vertrauen in die Regierung und verschärften eine der schlimmsten Wirtschaftskrisen der neueren Geschichte, so Barclays. Schließlich gab Argentinien die Dollarbindung auf und wandelte auf Dollar lautende Guthaben in Peso um, wodurch die Einlagen der Bürger praktisch um mehr als zwei Drittel entwertet wurden.

Die griechische Situation ist vergleichbar. Dem Land fehlt das Geld zum Ausgeben und die Möglichkeiten, Euro selbst zu drucken - womit Kapitalverkehrskontrollen beinahe nutzlos sind, erklärt Orphanides, der heute als Professor an der Sloan School of Management am MIT tätig ist.

Damit stehen Bundeskanzlerin Angela Merkel und anderen führenden Politikern des Euroraums vor schweren Entscheidungen, wozu sie bereit sind, um Griechenland im Euroraum zu halten. Sollte es einen „ungeordneten Ausstieg“ aus dem Euro geben, schrieb Barclays in einer Studie vom 3. Juni, könnten die griechischen Sparer eines Morgens aufwachen und feststellen, dass ihre Einlagen auf Drachme lauten - ähnlich wie es in Argentinien passiert war.

Kapitalverkehrskontrollen „würden kein Problem lösen“, so Orphanides. „Die europäischen Regierungen müssen sich entscheiden. Entweder sie drängen Griechenland aus dem Euro, oder sie müssen die Schuldenlast senken, vor der die Regierung steht, um dem Land zu helfen, im Euro zu bleiben.“

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