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Kapitalmarktausblick 2015 Deutsche Bank sieht Dax bei 11.500 Punkten

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Europa hinkt auch 2015 hinterher

Für Europa sieht das jedoch anders aus. Hier stocken dringend nötige Reformen, Investitionen bleiben hinter den Ankündigungen zurück und das Wachstum ist viel zu schwach. Europa droht im Wettbewerb weiter Boden zu verlieren – nicht nur gegenüber den USA, sondern auch gegenüber Asien.

Es wird immer noch zu sehr auf die Fiskal- und Geldpolitik zur Überwindung der Probleme gesetzt. Der langfristige Wachstumstrend kann aber nur durch weitreichende strukturelle Reformen verbessert werden. Erwartungen, dass die EZB die Konjunktur in Europa anschieben kann, dürften enttäuscht werden.

Falls Reformen besonders in Frankreich und Italien weiterhin im Schneckentempo erfolgen, werden wir für 2015 lediglich ein Wachstum von 0,8 Prozent erwarten können. Mehr als 0,8 Prozent dürfte auch die deutsche Wirtschaft im Jahr 2015 nicht zulegen. Neben den geopolitischen Krisen belasten auch die Auswirkungen von Mindestlohn und Rentenpaket im Jahresverlauf das Wirtschaftswachstum.

Kapitalmärkte: Im Kreuzfeuer der Notenbanken

2015 wird geldpolitisch das Jahr der zwei Wege: Während US-Notenbank und Bank of England bereits im Sommer ihre Leitzinsen anheben dürften, könnten in Japan und der Eurozone die unkonventionellen Maßnahmen der Geldpolitik ausgeweitet werden.

Wir rechnen damit, dass die US-Notenbank sehr behutsam vorgehen und die Leitzinsen nur dann anheben wird, wenn sie keine nachhaltige Schwächung der Wirtschaft fürchten muss. Bereits seit Mitte 2014 wertet der US-Dollar deutlich gegenüber den wichtigen Währungen weltweit auf.

2014 war nur der Anfang. Die Aufwertung des Dollars sollte sich weiter fortsetzen. Ein Grund ist der zunehmende Kapitalfluss in US-Renten und –Aktien aus den Niedrigzinsregionen Europa und Japan.

Ende 2015 könnte der Greenback bei 1,15 US-Dollar je Euro stehen. Mittelfristig ist eine Parität zwischen Euro und US-Dollar für möglich.

Zwar sind Aktien aus den USA keine Schnäppchen mehr, aber sie gehören weiter ins Portfolio, vor allem wegen ihrer vergleichsweise schwankungsarmen Entwicklung, die aus sehr soliden Wachstumsaussichten und den stabilen Firmengewinnen resultiert. Auch die asiatischen Schwellenländer werden 2015 wieder zu den wachstumsstarken Regionen zählen. Darüber hinaus sehen wir auch Dax-Werte vom sinkenden Eurokurs und steigenden Weltwirtschaftswachstum profitieren.

Anlageklassen: Renten

Derzeit wenige Chancen vor der Haustür Im Jahr 2014 haben Anleihen positiv überrascht. Wir rechnen jedoch nicht mit einer Wiederholung im kommenden Jahr. Auch wenn die Renditen der 10-jährigen Bunds leicht ansteigen, blieben sie insgesamt niedrig.

Auf der Suche nach höher verzinslichen Renditen am Anleihemarkt sollten Anleger daher ihren Horizont erweitern. Chancen am Rentenmarkt sollte man nicht vor der eigenen Haustür suchen.

Einen Ausweg aus dem Niedrigzinsdilemma liegt etwa in Unternehmensanleihen guter Bonität aus den USA. Für risikofreudigere Anleger sind jedoch Schwellenländeranleihen in lokaler Währung mit rund 6,5 Prozent Zins deutlich interessanter.

Aktien: Unverzichtbar aber schwankungsanfällig

Für eine erfolgreiche Geldanlage sind Aktien unverzichtbar. Anleger sollten sich daher von der aktuellen Berg- und Talfahrt an den Börsen nicht verunsichern lassen, auch wenn die Schwankungsbreite im Jahr 2015 wahrscheinlich noch zunehmen werde.

Trotz aller Widrigkeiten laufe es bei vielen Unternehmen sehr ordentlich. Während die Gewinne amerikanischer und deutscher Unternehmen Rekordwerte erreichen, liegen vor allem europäische Aktien im Vergleich noch unter Gewinntrend.

Europa besitzt 2015 durchaus Überraschungspotenzial – allerdings nach oben und nach unten. Daher bleiben US-Aktien für uns erste Wahl.

Europa: Aussichtsreiche Zykliker

Wir glauben, dass in Europa sich konjunktursensible Aktien besser entwickeln sollten als defensive Titel. Solche zyklischen Aktientitel gewinnen durch das anziehende Wachstum der Weltwirtschaft, einem schwächeren Euro sowie positiven Gewinnerwartungen.

Zudem besteht im historischen Vergleich noch Gewinnpotenzial. Wir empfehlen europäische Aktien aus den Branchen Auto, Bau, Chemie, Medien und Finanzwerte. Dagegen raten wir von Versorgern und Pharmaunternehmen ab.

Auch der Dax sollte aufgrund seiner konjunktursensiblen Ausrichtung von einer anziehenden Weltwirtschaft profitieren. Wir rechnen mit einem hohen einstelligen Gewinnwachstum der deutschen Unternehmen und sehen den deutschen Leitindex zum Jahresende 2015 bei rund 11.500 Punkten.

Regional ist auch der spanische Ibex35 interessant. Hier haben Anleger Teil an den positiven Effekten der voranschreitenden Strukturreformen und dem Erstarken der exportorientierten Wirtschaft Spaniens.

USA: Stabil, mit Überraschungspotenzial

Amerika durchläuft derzeit die stärkste Wachstumsphase seit dem Jahr 2003. Mit neuen Kursrekorden untermauerte auch der US-Aktienmarkt in den vergangenen Wochen seine führende Position als Weltbörse.

Der US-Markt ist zwar im Zyklus schon weiter fortgeschritten als Europa, jedoch bleibt er ein Kerninvestment für die Vermögensanlage. Insgesamt sollten sich amerikanische Aktien dank steigenden Konsums und starker Konjunktur stabil entwickeln – und können für positive Überraschungen sorgen.

Wir prognostizieren für den S&P 500 einen Indexstand von 2.150 Punkten. Eine Chance auf zusätzliche Performance birgt die von uns erwartete Aufwertung des US-Dollars. Chancenorientierte Anleger sollten ihren Fokus auf IT-Unternehmen, Pharma- und Finanzwerte legen.
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