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Aktualisiert am 09.04.2019 - 12:33 Uhrin Nachhaltigkeit, ESG & SRILesedauer: 7 Minuten

Kapitalmarktstratege Carsten Roemheld „Die Bewertungslogik für Tech-Konzerne fehlt vielen“

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Kann man sich selbst vor dem Hype schützen?

Roemheld: Wichtig ist es, die etablierten Bewertungsmodelle konsequent zur Anwendung zu bringen, um die Realitäten nicht aus den Augen zu verlieren. Mit einem 12-Monats-KGV von 16,2 für den globalen Technologie-Sektor Ende Januar sind wir von solchen Überbewertungen aber weit entfernt.

Wird zu viel Hype um die großen Tech-Riesen wie Amazon und Apple gemacht, und die Investment-Perlen aus der zweiten Reihe vernachlässigt?

Roemheld: Natürlich haben die genannten Unternehmen bereits einen äußerst erfolgreichen Weg hinter sich und bereits eine große Marktmacht etabliert. Wir sind überzeugt davon, dass sich abseits der weltgrößten Tech-Konzerne durchaus interessante Investmentmöglichkeiten bieten. Teil unserer Anlagestrategie ist es, nicht nur auf heute bereits erfolgreiche Unternehmen zu setzen, sondern die Gewinner von morgen zu finden. Kleinere Firmen mit innovativen und kreativen Ideen können dabei auch durchaus als interessante Akquisitionskandidaten in Frage kommen. Für unseren globalen Technologiefonds lieferten gerade solche Unternehmen im vergangenen Jahr einen entscheidenden Beitrag.

Ist Deutschland, ist der deutsche Mittelstand diesbezüglich gut aufgestellt?

Roemheld: Wenn man sich die globale Entwicklung betrachtet, dann besteht durchaus Anlass zur Sorge, ob die deutsche Wirtschaft in Zukunft noch die gleiche Rolle spielen wird wie aktuell. Bei der technologischen Entwicklung haben wir einigen Rückstand und in unseren Königsdisziplinen wie Automobilbau oder dem Ingenieurswesen rückt der Wettbewerb immer stärker heran.  Ich habe auch nicht den Eindruck, dass wir genügend in Bildung und Infrastruktur investieren, um dauerhaft an der Spitze bleiben zu können. Auch ein Blick auf die Indexzusammensetzung bestätigt dieses Bild. Während der IT-Sektor in den USA und Asien den größten beziehungsweisezweitgrößten Indexbestandteil darstellt, spielt dieser in Europa nur eine untergeordnete Rolle.

Ist die digitale Welt eigentlich zwangsläufig eine Welt der Mega-Konzerne?

Roemheld: Natürlich nutzen die großen Tech-Konzerne ihre Marktmacht und ihre finanziellen Ressourcen, um Innovationen zu fördern und in neue Bereiche vorzustoßen, gegebenenfalls auch durch Akquisitionen. Sie sind es natürlich, von denen am häufigsten in den Medien berichtet wird, daher könnte dieser Eindruck schon entstehen. Aber auch für diese Mega-Konzerne wachsen die Bäume nicht in den Himmel. Daher empfiehlt es sich, bei diesen Unternehmen die zweifellos vorhandenen Risiken nicht aus den Augen zu verlieren. Man kann aber auch genau andersherum argumentieren: Die Digitalisierung ermöglicht Unternehmern ohne viel Kapital und Investitionen eine schnelle und günstige Umsetzung von Geschäftsideen. Die Hürden und die Anforderungen für solche Projekte sind durch die Digitalisierung deutlich geringer geworden.

Machine Learning, Blockchain, Big Data und Künstliche Intelligenz – gibt es Megatrends die für Anleger leichter verständlich sind?

Roemheld: Viele dieser Themen werden allein durch die Begriffsbildung und Anglizismen unnötig verkompliziert. Man kann dem Anleger in den meisten Fällen relativ leicht und anschaulich anhand von einfachen Beispielen erklären, welche Anwendungsgebiete mit diesen übergeordneten Begriffen verbunden sind und inwieweit er von den Entwicklungen selbst profitieren kann.

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