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Aktualisiert am 09.04.2019 - 12:33 Uhrin Nachhaltigkeit, ESG & SRILesedauer: 7 Minuten

Kapitalmarktstratege Carsten Roemheld „Die Bewertungslogik für Tech-Konzerne fehlt vielen“

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Was, wenn dem Anleger gar nicht bewusst ist, dass Big Data in seinem Leben bereits eine Rolle spielt? Er also keinen Alltagsbezug kennt.

Roemheld: Es stimmt, gerade im Bereich der technologischen Neuerungen tun sich viele Menschen aber etwas schwer. Daher würde ich an dieser Stelle als leichter verständlichen Megatrend die demographische Entwicklung nennen, da sich diese mit wenigen Zahlen sehr eindrucksvoll belegen lässt. So gibt es zum Beispiel erstmals auf der Welt mehr Menschen, die älter als 65 Jahre alt sind als solche, die jünger als 5 Jahre sind. Die Weltbevölkerung steigt darüber hinaus bis zum Jahr 2050 voraussichtlich auf über 9 Milliarden an. Mit diesen Entwicklungen sind auch heute schon gewaltige strukturelle Effekte verbunden, die deutliche Auswirkungen auf Sektoren wie Gesundheitswesen, Konsum oder Infrastruktur haben, aber den wenigsten Anlegern heute bewusst sind. Diese gilt es, frühzeitig zu erkennen und daraus die interessantesten Investmentmöglichkeiten abzuleiten.

Welche möglichen bzw. denkbaren Veränderungen stehen noch an, die die breite Masse sich heute noch gar nicht ausmalen kann?

Roemheld: Die Frage beinhaltet bereits die Antwort. Wir neigen generell dazu, den Status Quo linear für die Zukunft fortzuschreiben und ein paar Science-Fiction-Elemente hinzuzufügen. So ist es bisher bei den wenigsten Zukunftsprognosen tatsächlich gelungen, künftige Veränderungen akkurat vorherzusagen. Solange der technische Fortschritt in Form von schnellerer Rechnerleistung und hochkomplexer Datenverarbeitung weitergeht, sind den Entwicklungen wenige Grenzen gesetzt. Aus Investment-Sicht erscheint mir nach wie vor eine aktive und stark research-basierte Investmentphilosophie die beste Möglichkeit zu sein, Entwicklungen und starke Veränderungen frühzeitig erkennen zu können und entsprechend umzusetzen. Gerade der Tech-Sektor hat in der Vergangenheit schon viele Gewinner hervorgebracht, die ihre Marktstellung nicht auf Dauer halten konnten. Namhafte Beispiele sind hier Nokia oder Blackberry. Ein aktiver Management-Ansatz ist hier das A und O.

Welchen anderen Megatrend abseits der Digitalisierung sehen sie für die nächsten fünf Jahre am relevantesten, auch aus Investmentsicht?

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Roemheld: Wir beobachten sowohl auf der Angebots- als auch auf der Nachfrageseite einen verstärkten Trend hin zu nachhaltigen Anlagen. Diese Entwicklung wird zusätzlich durch regulatorische Maßnahmen verstärkt. Sobald sich herausstellt, dass durch eine nachhaltige Anlagepolitik keine Performance-Nachteile in Kauf genommen werden müssen, dürfte sich diese Philosophie endgültig fest etablieren. Wir können hier durchaus von einem Megatrend sprechen. Dabei wird es insbesondere auch darauf ankommen, die Unternehmen zu identifizieren, die nach vorne betrachtet die größte positive Entwicklung vollziehen, nicht nur diejenigen, die heute schon über ein gutes ESG-Rating verfügen. Auch dafür ist ein detaillierter Research-Prozess notwendig.

Carsten Roemheld (und Kollegen) äußern sich zu den Megatrend-Themen unserer Zeit immer mal wieder im hauseigenen Blog.


Über den Interviewten:

Carsten Roemheld ist seit 2014 als Kapitalmarktstratege für Fidelity International tätig. Zu seinen Steckenpferden gehören die Megatrend-Themen. Weitere Karrierestationen umfassen die Credit Suisse (Europe) und die frühere Cominvest Asset Management.

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