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Kapitalstrom nach Asien: neue Blase oder goldenes Zeitalter?

Asien hat, worum sich die USA und viele Länder Europas schon fast verzweifelt bemühen: das Vertrauen der internationalen Anleger und Kapital, das in diese Länder strömt. Doch es lauern auch Gefahren: wirtschaftliche Überhitzung, Inflation und Übertreibungen an den Kapitalmärkten.

Erst Griechenland, jetzt Irland, morgen vielleicht Italien, Portugal oder Spanien: Das Schreckgespenst insolventer Staaten in Europa geht erneut um. Politiker mahnen zur Besonnenheit, Notenbanker beschwichtigen, doch die internationalen Anleger drücken es in ihrer Sprache aus: Sie fordern höhere Zinsen und schicken den Euro wieder auf Schlingerkurs.

Auf der anderen Seite des Pazifiks, in den USA sieht es nicht besser aus. Nachdem das im Frühjahr 2009 in die Wirtschaft und Kapitalmärkte gepumpte Geld aufgebraucht ist, geht die Angst einer länger anhaltenden wirtschaftlichen Stagnation nach dem schlechten Vorbild Japan um. Die US-Notenbank hat sich daher jüngst entschlossen, erneut die Geldpresse anzuwerfen und die Finanzmärkte mit Kapital zu fluten.

Asiens Regierungen mahnen und versuchen, den Kapitalfluss zu bremsen

Asiens Regierungen und Notenbanken zeigen sich zunehmend besorgt angesichts des immensen, stetig anschwellenden Kapitalstroms. Weil die Volkswirtschaften Asiens wachsen und durchweg das Vorkrisenniveau wieder überschritten haben, ist eine weiter steigende Liquidität an den Kapitalmärkten nicht erforderlich. Länder wie Indien oder China sind eher besorgt, dass ihre Wirtschaften überhitzen, und sie würden diesen Prozess gerne etwas abkühlen.

Doch der Kapitalstrom heizt die Konjunktur zunächst weiter an, erhöht die Gefahr von Inflation, und setzt die einheimischen Währungen unter Aufwertungsdruck. Überschüssiges Geld treibt zudem die Preise für Aktien und Rohstoffe und lässt Kritiker eine Blasenbildung befürchten. Schon werden finanzpolitische Maßnahmen ergriffen: Indien und Thailand habe ihre Geldmarktzinsen bereits erhöht. China, so wird vermutet, könnte bald folgen.

Doch dies ist ein zweischneidiges Schwert. Steigende Zinsen erhöhen nämlich die Attraktivität eines Landes und können daher zu noch mehr Kapitalzufluss und weiter steigenden Währungen und Börsenkursen führen. Manche Regierungen könnten daher durchaus zum bei Anlegern unbeliebten Mittel verstärkter Kapitalmarktkontrollen greifen.

China: Trotz Unsicherheit Aufwärtspotenzial über 100 Prozent

Was dies für die Börsen bedeuten könnte, darauf haben die letzten Tage bereits einen Vorgeschmack geliefert. Am vergangenen Freitag fielen Chinas Börsen um über sechs Prozent, dem höchsten Tagesrückgang seit 14 Monaten. Grund: Der Anstieg der Verbraucherpreise lag über dem von der Zentralbank gewünschten Korridor. Die Börse befürchtet daher ein stärkeres regulierendes Eingreifen der Regierung.

Ist Chinas Aktienmarkt schon wieder davor, in den Rückwärtsgang zu schalten? Kurzfristig vielleicht, langfristig kaum. Denn verglichen mit dem, was das Land an immensem Wachstumspotenzial hat, dürfte sich ein solcher Rückgang vergleichsweise klein ausnehmen.

China ist außergewöhnlich erfolgreich aus der globalen Finanzkrise durchgestartet. Wenn Anleger der Regierung nun noch ein weiches Eindämmen der Wirtschaftsexpansion zutrauen, warum sollten die Börsen dann nicht schon bald das Niveau von 2007 übersteigen? Das wäre dann ein Zuwachs zwischen 50 und 100 Prozent.

Zum Autor: Ekkehard Wiek ist Geschäftsführer der W&M Wealth Managers (Asia) Pte. Ltd. in Singapur und der Asia4Europe Investment GmbH in Ettlingen und einer der Experten von www.vermoegensprofis.de. In DAS INVESTMENT.com äußern sich renommierte Vermögensverwalter in regelmäßigen Kolumnen zu aktuellen Finanz- und Kapitalanlagethemen.

Lesen Sie weitere Kolumnen in unserer Themenrubrik Vermögensverwalter.



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