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Chainberry-Chef Karsten Müller Was von den Banken übrig bleibt

Chainberry-Chef Karsten Müller sieht Kreditinstitute vor schweren Zeiten
Chainberry-Chef Karsten Müller sieht Kreditinstitute vor schweren Zeiten | Foto: Chainberry Asset Management

Die Erträge deutscher Kreditinstitute stammen zu etwa drei Vierteln aus dem Zinsgeschäft, circa ein Viertel steuert das Provisionsgeschäft bei. Bislang hatte das Zinsgeschäft vor allem mit der Niedrigzinspolitik der EZB zu kämpfen. Aus Wettbewerbsgesichtspunkten trauen sich einlagenlastige Banken nur eingeschränkt, Negativzinsen an ihre Kunden weiterzugeben. Lediglich die Hälfte verlangt von ihren Firmenkunden negative Zinsen auf großvolumige Sichteinlagen.

Bei den Einlagen privater Sparer liegt die Quote bei gerade vier Prozent. Sinkende Zinsen auf der Kreditvergabeseite können so nur bedingt über sinkende Zinsen auf der Passivseite ausgeglichen werden, die Zinsmarge schrumpft. Da die EZB auf absehbarer Zeit an ihrer Politik festhalten dürfte, ist in diesem Bereich keine Besserung in Sicht.

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Ein Teil der Banken kompensiert die schrumpfende Zinsmarge über eine Ausweitung des Geschäftsvolumens. Doch auch dieser Ausweg dürfte zunehmend verbaut werden, denn hier wird den Kreditinstituten die Digitalisierung – und im Speziellen die Blockchain-Technologie – zu schaffen machen. Aktuell gehen zahlreiche Unternehmen dazu über, Alternativen zum klassischen Bankkredit zu erproben. Gemeint ist damit die Beschaffung von Fremdkapital durch die Ausgabe von Debt-Token.

Bei Lichte betrachtet stellt diese Art der Fremdkapitalbeschaffung nichts anderes dar als die Emission einer Anleihe, allerdings mit einem feinen Unterschied: Die Kosten der Kapitalbeschaffung sind deutlich geringer als auf herkömmlichem Wege. Auch wenn die Debt-Token-Emission via Blockchain derzeit noch ein sehr zartes Pflänzchen darstellt, wird sie innerhalb der nächsten fünf Jahre zu einer ernst zu nehmenden Alternative für Unternehmen heranwachsen. Werden hier absehbar die regulatorischen Rahmenbedingungen verbessert, dürften Banken im Zinsgeschäft weiter unter Druck geraten.

Allerdings ist es kaum vorstellbar, dass sich dieses Geschäft ohne qualifizierte Beratungsleistung entwickeln wird. Die Beratung der Unternehmen bei der Token-Strukturierung und die finale Token-Platzierung beim Anleger könnten sich so zu einem lukrativen Geschäftsfeld entwickeln. Damit würde die zweite große Ertragssäule der Kreditinstitute, das Provisionsgeschäft, gestärkt, das bereits in den vergangenen Jahren die Rückgänge aus dem Zinsgeschäft zum Teil auffangen konnte.

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