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Kauf-Nachfrage: Kleinere Großstädte hängen die Metropolen ab

Die hohen Zinsen und stark gestiegenen Baukosten haben den Immobilienmarkt einbrechen lassen. Welche Städte sich am erfolgreichsten gegen den Trend stemmen, zeigt eine Analyse von Immoscout24. Das Immobilienportal hat ausgewertet, wo Verkaufsanzeigen für Wohnungen aktuell auf das größte Interesse stoßen. Unter die Top 25 in Sachen Nachfrage schaffen es demnach mit Stuttgart, Köln, Düsseldorf und München nur vier der sieben Metropolen.
Angeführt wird das Ranking von kleineren Großstädten. So liegen Heidelberg, Bochum und Mülheim an der Ruhr auf den Spitzenplätzen. In Heidelberg sei die Nachfrage im ersten Quartal des Jahres, gemessen an den Anfragen zu Immobilienanzeigen im Vergleich zum ersten Quartal 2018, mehr als doppelt so hoch gewesen wie in Hamburg, Berlin und Frankfurt am Main.
Mit günstigeren Immobilienpreisen lasse sich das starke Kaufinteresse in der baden-württembergischen Stadt nicht erklären, heißt es von Immoscout. Im ersten Quartal 2023 kostete eine Bestandswohnung in Heidelberg im Schnitt 4.541 Euro pro Quadratmeter – Platz 9 im Ranking der teuersten Städte. Allerdings handele es sich um einen starken Wirtschaftsstandort mit hohen Durchschnittseinkommen. „Die hohe Nachfrage nach Kaufimmobilien in Heidelberg ist ein Indiz dafür, dass die Immobilienpreise hier zum Marktumfeld passen“, sagt Immoscout-Geschäftsführerin Gesa Crockford.
Im ersten Quartal: Städte in Baden-Württemberg und im Ruhrpott liegen bei der Kauf-Nachfrage vorn
In der zweitplatzierten Stadt Bochum erhalten Inserenten auf eine Immobilien-Verkaufsanzeige doppelt so viele Anfragen von Interessenten wie in Hamburg, Berlin und Frankfurt. Die Stadt stecke zwar in einem Strukturwandel, biete aber mit vielen Hochschulen und Forschungsinstituten sowie einer wachsenden Startup-Landschaft gute Jobmöglichkeiten und ziehe junge, gut ausgebildete Menschen an, so die Analyse des Portals. Gleichzeitig sei der Quadratmeterpreis für eine Bestandswohnung mit 2.538 Euro vergleichsweise günstig.
In Mülheim an der Ruhr und Karlsruhe, die bei der Nachfrage im ersten Quartal Platz drei und vier belegen, sei das Kaufinteresse jeweils um 80 Prozent höher als in den Vergleichsmetropolen. Platz fünf geht an Stuttgart. Dort fragen 60 Prozent mehr Interessenten an als in Berlin, Hamburg und Frankfurt.
Die 10 Städte mit der höchsten Nachfrage im ersten Quartal 2023 im Überblick
Rang | Stadt | Nachfrage-Differenz zu Berlin, Hamburg, Frankfurt am Main |
1 | Heidelberg | 120% |
2 | Bochum | 100% |
3 | Mülheim an der Ruhr | 80% |
4 | Karlsruhe | 80% |
5 | Stuttgart | 60% |
6 | Köln | 60% |
7 | Mannheim | 40% |
8 | Essen | 40% |
9 | Freiburg im Breisgau | 40% |
10 | Leverkusen | 40% |
Erklärung: Zur Auswertung der Nachfrage wurden die Kontaktanfragen für Drei-Zimmer-Wohnungen mit 80 Quadratmetern Wohnfläche im 1. Quartal 2023 im Vergleich zum 1. Quartal 2018 betrachtet. Dargestellt sind die Städte mit der höchsten Nachfrage sowie das Nachfrage-Verhältnis zu den Metropolen Berlin, Hamburg und Frankfurt. Lesebeispiel: In Heidelberg liegt die Nachfrage 120% über den Vergleichsmetropolen.
Fünf-Jahres-Vergleich: Wohnungen in Magdeburg, Freiburg und Hagen besonders gefragt
Größter Nachfrage-Gewinner auf Fünf-Jahres-Sicht ist Magdeburg. In der Stadt habe sich die Zahl der Interessenten im Vergleich zu Anfang 2018 mehr als verdoppelt. Für eine Eigentumswohnung zahlen Käufer in Magdeburg im Schnitt 1.940 Euro pro Quadratmeter – der Preis sei auch 2022 nicht gesunken. Entscheidend dafür dürfte die gestiegene Nachfrage aufgrund der Ansiedlung des Chipherstellers Intel und der positiven Wirtschaftsaussichten sein, so Immoscout24.
Freiburg im Breisgau belegt mit einem Nachfrage-Plus von 48 Prozent Platz zwei, nur knapp dahinter folgt Hagen mit 46 Prozent. Erneut unter den Top 5 zu finden ist Mülheim an der Ruhr mit einer Zunahme von 21 Prozent. Auch Bochum findet sich wieder unter den bestplatzierten Städten.

Insgesamt kann der jüngste Aufwärtstrend die von den Zinserhöhungen verursachte Nachfrage-Delle am Immobilienmarkt laut Analyse noch nicht ausgleichen. In sieben der 25 Top-Städte sei die Nachfrage jedoch zurück auf dem Niveau von 2018 und liege zum Teil sogar deutlich darüber. Deutschlandweit beobachte Immoscout24, dass sich wieder mehr Menschen für den Kauf einer Immobilie interessieren. „Daher werden jetzt dringend weitere Impulse und mehr Planungssicherheit von staatlicher Seite benötigt, damit dieser Trend weiter anhält und die breite Bevölkerung ihren Wunsch nach Eigentum realisieren kann“, so Geschäftsführerin Crockford.
Das von der Bundesregierung kürzlich gestartete Programm zur Wohneigentumsförderung für Familien, das zinsverbilligte Kredite für klimafreundliche Neubauten bereitstellt, sei ein Schritt in die richtige Richtung. „Aber, wir brauchen viel mehr davon und viel einfachere, weniger bürokratische Lösungen“, fordert die Immobilien-Expertin.