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Kein Risiko zu groß Bondhändler fliehen vor Negativrenditen

Der 870 Milliarden Dollar schwere norwegische Staatsfonds hat Nigeria in sein Portfolio aufgenommen und den Anteil von Unternehmensanleihen mit niedrigerem Rating auf den höchsten Wert seit mindestens 2006 angehoben. Europas größter Versicherungskonzern Allianz setzt weniger auf deutsche Bundesanleihen und mehr auf Hypotheken. JPMorgan Asset Management kauft mit spekulativ eingestufte Unternehmensanleihen, um die Renditen zu steigern.

Der Kampf der Europäischen Zentralbank gegen die Deflation hat bei einem Drittel der Staatsanleihen am Euroraum-Bondmarkt, der auf ein Volumen von umgerechnet rund 6,26 Billionen Dollar kommt, die Renditen unter Null gedrückt. Vor diesem Hintergrund gehen selbst Investoren mit der größten Risikoaversion Wagnisse bei Vermögenswerten und in Regionen ein, die sie vor ein paar Monaten noch nicht einmal erwogen hätten. Damit sind mehr Kunden der unvermeidbaren Kehrseite der Verlockung höherer Erträge ausgesetzt: die Wahrscheinlichkeit von höheren Verlusten.

„Wir bewegen uns in unbekanntem Terrain, was zu Unsicherheit und Fehlern führen wird”, sagt Erik Weisman, Fondsmanager bei MFS Investment Management in Boston. Er kauft Bonds mit längeren Laufzeiten und erhöht den Anteil von bonitätsstarken Staatspapieren in Australien und Neuseeland, die mit die höchsten Renditen in den Industrieländern haben.

Euroraum-Staatsanleihen im Volumen von etwa 1,44 Billionen Euro, die zum Emissionszeitpunkt auf einen Wert von etwa 1,9 Billionen Euro kamen und von Ländern von Deutschland bis Finnland und sogar der Slowakei begeben wurden, haben negative Renditen. Das bedeutet, dass die Papiere den Käufern, die diese bis Fälligkeit halten, garantiert Verluste einbringen. In der Realität setzen Investoren jedoch darauf, dass die Papiere bis dahin an Wert gewinnen, so dass sie diese vor Fälligkeit mit einem Gewinn verkaufen können.

Im Durchschnitt können die 19 Länder, die die Gemeinschaftswährung nutzen, praktisch Euro für fast ein Jahrzehnt ausleihen und etwa 0,5 Prozent an Zinsen zahlen, zeigen von Bloomberg zusammengestellte Indexdaten.

Die Gefahren eines stärkeren Einstiegs in risikoreichen Anleihen zeigten sich, als Österreich die Unterstützung für die staatliche Heta Asset Resolution AG aufgab, was das Vertrauen in die einst als risikofrei geltenden staatlich garantierten Papiere untergrub. Der Markt dafür kommt auf ein Volumen von 1,3 Billionen Euro.

Norges Bank Investment Management, der weltgrößte Staatsfonds, hat den Anteil von Unternehmensanleihen mit einem Rating von BBB oder niedriger auf 8,3 Prozent der Vermögenswerte zum Ende des letzten Jahres erhöht, verglichen mit 7,5 Prozent im Vorquartal, erklärte der Fonds am 13. März.

Darunter finden sich auch für etwa 200 Millionen Dollar Bonds, die von Petroleo Brasiliero begeben wurden. Die staatliche brasilianische Ölgesellschaft, der größte Unternehmensanleihe-Emittent in den Schwellenländern, hat bei der 2024 fälligen Benchmark-Anleihe einen Kursverlust von fast 10 Prozent verzeichnet, seitdem im November Vorwürfe bezüglich Schmiergelder und Bestechungen aufgetaucht sind.
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