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Kein Zweifel an Draghi Volkswirte rechnen fest mit EZB-Stimulus

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13 Prozent der Teilnehmer an der Monatsumfrage erwarten, dass Draghi die Sterilisierung von Anleiheankäufen aus der Zeit der Krise aussetzen wird. Damit würden dem Finanzsystem rund 170 Milliarden Euro zugeführt. Von einer Ausweitung der langfristigen Kredite an Banken gehen nur 8 Prozent der Umfrageteilnehmer aus. Ebenso hoch ist der Anteil derer, die ein Programm zum Ankauf von Aktiva kommen sehen.

Draghi erklärte im April, jede Eintrübung des mittelfristigen Inflationsausblicks würde breit angelegt Käufe von Vermögenswerten rechtfertigen. Eine einfache Option ist das nicht, denn im Euroraum bestehen 18 getrennte Märkte für Staatsanleihen. Hinzu kommt, dass der Markt für verbriefte Bankkredite relativ klein ist. Das Brüsseler Wirtschaftsforschungsinstitut Bruegel hat angeregt, dass die EZB Anleihen der beiden Euro-Rettungsfonds erwirbt.

Die Notenbank könnte ein ganzes Bündel an Maßnahmen ins Auge fassen, sagte EZB-Ratsmitglied Ewald Nowotny am vergangenen Montag. Direktoriumsmitglied Yves Mersch sagte am Donnerstag, die EZB arbeite mit Hochdruck an einer breiten Palette von Maßnahmen.

Selbst die kühnsten Vorstellungen von Journalisten oder Analysten könnten von der Fülle der erwogenen Instrumente übertroffen werden, sagte Mersch vor Reportern in Krakau. Nach der nächsten Ratssitzung werde es eine sehr genaue Antwort auf die Frage nach den Instrumenten geben, sagte er.

Draghi betonte, dass die Währungshüter erst dann Entscheidungen fällen werden, wenn sie die makroökonomischen Prognosen aus dem eigenen Haus kennen, die nach der Sitzung am 5. Juni veröffentlicht werden. Ratsmitglied Jens Weidmann sagte vergangene Woche, er habe bislang keinen neuen Maßnahmen zugestimmt.

Die Mehrheit der befragen Volkswirte rechnen für die kommenden vier Wochen nicht mit einer wesentlichen Änderung des Ausblicks für die Region. Nur 2 von 42 Teilnehmern erwarten eine Eintrübung, 14 eine Aufhellung.

Allerdings zeigten Daten aus der vergangenen Woche, dass die Wirtschaftsleistung des Euroraums in den drei Monaten bis März um lediglich 0,2 Prozent wuchs. Damit fiel das Wachstum nur halb so stark aus wie nach einer separaten Bloomberg-Umfrage zu erwarten war. In Frankreich stagnierte das Bruttoinlandsprodukt, in Italien und den Niederlanden schrumpft es sogar.

Die Inflation verharrt seit Oktober unter einem Prozent. Der Zielwert der EZB liegt knapp unter 2 Prozent. Die Notenbanker verweisen auf die Eurostärke als einen Faktor, der die Kosten importierter Güter senkt und damit die Verbraucherpreise drückt. Seit Anfang Juli hat die Gemeinschaftswährung gegenüber dem Dollar um über 6 Prozent aufgewertet.

Über drei Viertel der Befragten erwarten, dass die EZB etwas gegen einen weiteren Anstieg des Wechselkurses unternehmen wird. Höchstens 1,40 Dollar werde die EZB akzeptieren, sagen die Volkswirte im Median. Am 8. Mai, kurz vor der jüngsten Ratssitzung, kletterte der Euro auf 1,3993 Dollar. In der vergangenen Woche wurde er im Durchschnitt bei 1,37 Dollar gehandelt.

“Sie schauen auf den effektiven Wechselkurs”, sagte Bruno Cavalier, Volkswirt bei Oddo Securities in Paris, mit Blick auf den Wert des Euro gegenüber einem Währungskorb. “1,40 Dollar sieht allerdings schon jetzt nach einer Schmerzgrenze aus.”

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