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in GeldpolitikLesedauer: 4 Minuten

Vermögensverwalter über Corona-Krise Die Gefahr lauert an den Rentenmärkten

Händler an der New Yorker Börse in der vergangenen Woche: Anleger müssen keine Angst vor Aktien haben, sagt Vermögensverwalter Michael Scholtis.
Händler an der New Yorker Börse in der vergangenen Woche: Anleger müssen keine Angst vor Aktien haben, sagt Vermögensverwalter Michael Scholtis. | Foto: imago images / UPI Photo

Beim Blick auf die Aktienmärkte kann einem angst und bange werden. Indizes rund um die Welt rauschen ungebremst in die Tiefe, die täglichen Verluste fallen zeitweise sogar zweistellig aus. Dennoch sind es nicht Aktien, die Anlegern Sorgen bereiten sollten. Die dauerhafte Geldvernichtung findet im Kreditmarkt statt.

Die weltweite Verschuldung hat in den letzten zwei Jahrzehnten stark zugenommen und im Jahr 2019 mit einem Volumen von 255 Billionen US-Dollar ein nie da gewesenes Ausmaß angenommen. Dabei sind es nicht nur Zentralbanken, die mit ihren Anleihekäufen die öffentlichen Schulden nach oben treiben.

Dank historisch niedriger Fremdfinanzierungskosten und gelockerter Finanzierungsbedingungen haben sich auch Unternehmen stärker verschuldet. Der Markt für US-Unternehmensanleihen ist enorm gewachsen: Das Anleihevolumen hat sich seit 2008 von 2 auf 7 Billionen US-Dollar ausgeweitet und damit mehr als verdreifacht.

BBB-Anleihen von Abstufung bedroht

Besorgniserregend dabei ist vor allem das Wachstum der Anleihen mit BBB-Rating, also der niedrigsten Investmentgrade-Stufe. Sie haben am stärksten zugenommen und machen heute mit mehr als 3 Billionen US-Dollar über 50 Prozent des Sektors für US-Investmentgrade-Anleihen aus. Um die Entwicklung einmal zu verdeutlichen: Im Jahr 2008 waren es nur 33 Prozent bei rund 670 Milliarden US-Dollar. Sollte die Wirtschaft in eine ernsthafte Rezession geraten, drohen diese Papiere in den Non-Investment-Status heruntergestuft zu werden und würden dann als Junk Bonds gelten.

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Das wiederum würde die Kreditaufnahme dieser Unternehmen stark erschweren. Einmal wegen der höheren Zinslast, aber auch, weil der deutlich geringer gewachsene Markt für Hochzinsanleihen ein stark steigendes Refinanzierungsvolumen nur schwer absorbieren könnte. Mit erschwerten Finanzierungsbedingungen steigen dann die Ausfallquoten an. Aber nicht nur das. Die durchschnittliche Verschuldungsquote der Unternehmen, also das Verhältnis von Verschuldung zu Gewinn (Ebitda), hat sich seit 2011 stark erhöht. Dadurch sind diese anfälliger für wirtschaftliche Störfaktoren, und der Anteil potenziell ausfallgefährdeter Unternehmen ist heute um ein Vielfaches höher als bei vergangenen Rezessionen.

Am Rentenmarkt lauern die größeren Vermögensrisiken

Viele dürften mittlerweile verstanden haben, dass die enorme Geldausweitung durch die Notenbanken langfristig auf unseren Schultern lastet und unsere Vermögen bedroht. Die Corona-Krise und die rund um die Welt angekündigten kreditfinanzierten Unterstützungsprogramme verschärfen die Situation noch zusätzlich. Denn nur so ist es zu erklären, dass Anleger ihr Vermögen „in Sicherheit bringen“, indem sie in langfristige, negativ verzinste Staatsanleihen flüchten. Die Renditen zehnjähriger Bundesanleihen fielen in der vergangenen Woche aufgrund der hohen Nachfrage auf ein Rekordtief von 0,8 Prozent. Wer einen garantierten Kapitalverlust von 8 Prozent (ohne Inflation, gerechnet bis zum Laufzeitende) in Kauf nimmt, muss wohl viel Schlimmeres erwarten.

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