LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
in MärkteLesedauer: 4 Minuten

Keine Angst vor Europa

Seite 2 / 2


Europäische Unternehmen weiterhin unterbewertet

Doch wo bleiben die Reformbemühungen in den USA oder in Japan? Höhere Gesamtverschuldung als der Euroraum, Neuverschuldungsraten von 10 Prozent und mehr. Die Einschnitte werden dort in Zukunft erfolgen.

Dadurch könnte sich die bisher von den Märkten ignorierte und massiv unterschiedliche Bewertung der Wirtschaftsräume unter dem Eindruck der Reformerfolge in Europa in den kommenden Quartalen wandeln.

Europäische Aktien, auch deutsche, sind im internationalen Vergleich extrem unterbewertet. Bedingt durch den Europa-Malus eben. Zieht man das Shiller-KGV heran (aktueller Kurs im Verhältnis zu den durchschnittlichen Gewinnen der vergangenen zehn Jahre), so ergibt sich für Europa rund 14, Deutschland 16, Spanien 8, Italien 7, für Japan jedoch 20 und für die USA sportliche 22. Wahrlich nicht billig!

Darüber hinaus sind viele Unternehmen „Global Player“ und nur zu einem geringen Teil von der wirtschaftlichen Entwicklung Europas abhängig. Gleichzeitig zeigt die aktuelle Berichts-Saison Rekordzahlen, vor allem auch der deutschen Unternehmen. SAP, VW, BMW, Porsche, BASF, Adidas, Linde seien hier nur als Beispiele genannt. Davon, dass die Finanzmärkte effizient seien, kann offensichtlich keine Rede sein.

Europa wird aus der Krise gestärkt hervorgehen

Auch aus Anlegersicht gibt es also keinen Grund für Angst vor den Wahlen in Europa, auch wenn sie auf den ersten Blick mit Wechsel, Verunsicherung und Skepsis einhergehen. Denn auch die Europäer sind letztendlich vernünftige Wesen, nicht nur die im Kapitalmarkt meist dominierenden selbsternannten angelsächsischen Propheten.

Politische Irrungen und Wirrungen in der Wirtschafts- und Fiskalpolitik der vergangene Jahrzehnte werden bereinigt. Dies geschieht unter Schmerzen (Rezessionen, zunächst steigende Arbeitslosigkeit, Lohneinbußen), wird aber letztendlich zu einer besseren Zukunft führen.

Der frühere Chefvolkswirt des Internationalen Währungsfonds IWF, Raghuram Rajan sagte: „In Europa werden gerade sehr viele Probleme angegangen, (...) - es wird mit etwas Glück der Grundstein für eine bessere Zukunft gelegt. (...) - Europa wird aus der Krise gestärkt hervorgehen, stärker möglicherweise als die USA.“ Dem ist nichts hinzuzufügen.

Wenn man darüber hinaus betrachtet, dass die weltweiten Fondsmanager extrem in europäischen Aktien untergewichtet (minus 40 Prozent unter neutral) und in US-Aktien übergewichtet (plus 30 Prozent über neutral) sind, so kann man erahnen wo die Potenziale liegen.  

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen
Tipps der Redaktion