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Keine Papiere zum Verkauf Unwillige Investoren gefährden Draghis Anleihekäufe

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Vom Ankaufplan der EZB im Volumen von monatlich 60 Milliarden Euro dürften rund 45 Milliarden Euro in Staatsanleihen fließen, wie ein Zentralbankvertreter am 22. Januar sagte. Das impliziert die Absicht, 14 Prozent der umlaufenden Euroraum-Staatsanleihen bis September 2016 aufzukaufen und entspricht 18 Prozent der Papiere von Finnland, Deutschland, Luxemburg und der Niederlande. Die sind die einzigen Euroraum-Staaten, die über mindestens zwei erstklassige Bonitätseinstufungen der Klasse “AAA” der drei größten Ratingagenturen verfügen.

Die US-Notenbank benötigte fast sechs Jahre und drei Runden der quantitativen Lockerung, um ihre Staatsanleihebestände um rund 20 Prozent zu erhöhen. Die Bank von England besitzt rund 31 Prozent der britischen Staatsanleihen und die japanische Zentralbank ist noch dabei zuzukaufen. Zusammen reduzieren diese Ankäufe das für den Handel zur Verfügung stehende Volumen an Staatspapieren.

Auch verringerte Staatsausgaben tragen zur Verknappung bei

Zur weltweiten Verknappung der Staatsanleihen tragen auch die verringerten Staatsausgaben bei. Deutschland will das Neuemissionsvolumen bei konventionellen Papieren in diesem Jahr um 8 Milliarden Euro verringern. In Spanien, das ein strenges Sparprogramm durchläuft, liegt das Volumen der Neuverschuldung in diesem Jahr bei netto 55 Milliarden Euro, im Vergleich zu 97 Milliarden Euro im Jahr 2012.

Nach Einschätzung der Morgan-Stanley-Analysten um Neil McLeish, Anthony O’Brien and Serena Tang in London wird das Nettoemissionsvolumen der Staaten im Euroraum in diesem Jahr um 259 Milliarden Euro sinken.

Draghi muss sich auf Konkurrenz gefasst machen


Banken benötigen Anleihen, die den regulatorichen Anforderungen genügen; Pensionsfonds müssen ihre Zahlungsverpflichtungen fristengerecht ausgleichen; und passive Investoren, die Bondindizes abbilden, sowie andere Zentralbanken benötigen Euro-Staatspapiere.

Laut Daten von JPMorgan Chase & Co. aus dem vergangenen Jahr wird die weltweite Nachfrage nach Anleihen das Angebot 2015 um rund 400 Millionen Dollar übersteigen.

“Wir haben kein Interesse daran, Teile unseres Portfolios an die EZB zu verkaufen, wenn QE beginnt”, sagt Francisco J. Simon, Vermögensverwalter Santander Asset Management Espana in Madrid. “Stattdessen werden wir unser Portfolio danach ausrichten, wie sich die Zinsen entwickeln. Das heißt, sollten wir sinkende Zinsen erwarten, würden wir unser Engagement bei spanischen Anleihen noch erhöhen.”

“Die Frage, die sich viele Akteure im Markt stellen, ist: wer wird tatsächlich seine Bonds an die EZB verkaufen?”, fragt Bert Lourenco, Leiter EMEA-Zinsanalyse bei HSBC Holdings in London. “Wenn man sich Gedanken macht über die Rolle, die Asset-Manager spielen, wird es für die EZB anfangs glatt laufen. Im Verlauf der nächsten eineinhalb Jahre wird es aber wohl einige Hindernisse geben.”

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