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Aktualisiert am 04.10.2016 - 18:56 Uhrin InstitutionelleLesedauer: 5 Minuten

Kenias Notenbankchef Der Notenbankgouverneur, der sich nichts aus Geld macht

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„Wir mussten nach meinem Amtsantritt als eine der ersten Maßnahmen die Inflationserwartungen verankern", sagte Njoroge. Der Shilling wertete seinerzeit massiv ab, „er fiel wie ein Stein", so der Notenbankchef, „und das brachte eine große Unruhe in die Bevölkerung. Wir haben dann aggressiv reagiert". Nach wenigen Wochen im Amt erhöhte Njoroge den Leitzins in Kenia gleich um 150 Basispunkte auf 11,5 Prozent und straffte die Liquidität. Zuvor war die kenianische Währung Shilling im ersten Halbjahr zum Dollar um 8,7 Prozent eingebrochen.

Mittlerweile muss er seine Aufmerksamkeit dem Bankensektor widmen. In den vergangenen drei Monaten hat die Notenbank zwei Finanzinstitute wegen Missmanagement geschlossen. Die Ausgabe neuer Bankenlizenzen wurde vorerst auf Eis gelegt. „Eine Notenbank auf Weltniveau ist auf einen starken und funktionsfähigen Bankensektor angewiesen", sagte Njoroge, „wir wollen starke Banken, die nicht nur Spareinlagen verwalten, sondern investieren können und ein Mittler sind".

Njoroge hat als Stipendiat der US-Universität Yale in den neunziger Jahren unter anderem beim Nobelpreisträger James Tobin studiert und machte seine Abschlussarbeit zum Thema Finanzkrisen und deren Konsequenzen. Wenig später, im Jahr 1995, kam er zum IWF. Hier gibt es nur Lob: „Er kann sehr komplizierte Dinge sehr leicht und sehr einfach darstellen", sagt sein früherer Chef Furusawa. Das sei für einen Notenbankchef sehr bedeutsam.

Offenheit und Ansprechbarkeit, insbesondere für die Politik, nennt Njoroge auch als seine Prioritäten in der neuen Position. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger hat Njoroge seit Amtsantritt bereits viermal vor dem Parlament Rede und Antwort gestanden.



„Moderne Zentralbanken müssen klar und glaubwürdig kommunizieren", sagt Njoroge, „ich bin kein Anhänger der alten Schule, nach der vor allem Unauffälligkeit von Bedeutung ist". Etwas weniger offen gibt er sich bei Fragen nach seiner Religion. Ob er sein Gehalt an die katholische Organisation Opus Dei spende, wollte er ausdrücklich nicht sagen.

Opus Dei-Sprecher Andrew Ritho in Nairobi war auf Nachfrage etwas gesprächiger. Der Notenbankchef nutze die offizielle Residenz ebensowenig wie die ihm zustehenden Fahrzeuge und Mobiltelefone. Unverheiratete Mitglieder der Glaubenskongregation übereigneten überdies in der Regel ihr Einkommen der Kirche.

Das mag manche befremden, aber Njoroge hat in einem von Armut und Korruption geprägten Land wie Kenia durchaus seine Fans. „Es geht doch nicht um den Reichtum, sondern darum, ob ich in meiner Position etwas für den Wandel in der Wirtschaft erreichen kann", sagte Joshua Oigara, Vorsitzender des kenianischen Bankenverbands und Vorstandsvorsitzender der Kenya Commercial Bank – der größten Bank des Landes. Sein Fazit: „Wir könnten uns keinen besseren Zentralbankchef wünschen".

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