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6 Fragen an Guinness-AM-Fondsmanager „Kernenergie und Erdgas sind wichtig für die Energiewende“

Will Riley
Will Riley: Der Fondsmanager des Guinness Sustainable Energy setzt auf Solar-, Wärmepumpen- und Halbleiterfirmen. | Foto: Guinness Asset Management

DAS INVESTMENT: Der Guinness Sustainable Energy (ISIN: IE00BGHQF417) gehört auf Fünf-Jahres-Sicht zu den besten Aktienfonds der Kategorie erneuerbare Energien. Können Sie Ihre Strategie kurz beschreiben?

Will Riley: Das Anlageziel des Fonds besteht darin, den Anlegern einen langfristigen Kapitalzuwachs zu verschaffen, indem er in Unternehmen investiert, die zur Verringerung der weltweiten Kohlenstoffemissionen beitragen. Konkret investiert der Fonds in Unternehmen, die sich mit der Erzeugung und Speicherung nachhaltiger Energie sowie der Elektrifizierung und Effizienz der Energienachfrage beschäftigen.

Quelle Fondsdaten: FWW 2024

Welche Unternehmen kommen ins Portfolio?

Riley: Unser Anlageuniversum umfasst vier Schlüsselbereiche der Energiewende. Erstens ist das der Bereich Verdrängung, also Unternehmen, die Produkte und Dienstleistungen verkaufen, die den Energieverbrauch durch Verbesserung der Energieeffizienz oder Bereitstellung alternativer Brennstoffe ersetzen.

Der zweite Bereich ist die Elektrifizierung. Dazu zählen Unternehmen, die Produkte und Dienstleistungen anbieten, die zur Elektrifizierung des Verkehrs beitragen und stationäre Energiespeicher für das Stromnetz bereitstellen.

Drittens investieren wir in Firmen aus dem Segment Erzeugung, also Versorgungsunternehmen und unabhängige Stromerzeuger mit einem wesentlichen Anteil der Geschäftstätigkeit im Bereich der kohlenstoffarmen Stromerzeugung.

Der vierte Bereich ist Installation. Darunter verstehen wir Unternehmen, die an der Installation kohlenstoffarmer Infrastrukturen beteiligt sind und Endprodukte, etwa Turbinen, Schlüsselkomponenten wie Solarglas und Dienstleistungen, zum Beispiel Netzanschlüsse, anbieten.

Wie streng sind die Auswahlkriterien?

Riley: Wir achten darauf, dass die Unternehmen, in die wir investieren, zu mindestens 50 Prozent in nachhaltige Energieaktivitäten involviert sind. Kriterien sind unter anderem Umsatz, Gewinn oder Capex, also Investitionsausgaben. Damit öffnen wir unser Anlageuniversum für Unternehmen, die in konventionellen Brennstoffen engagiert sind. Dies muss aber mit einer Verpflichtung zur Umstellung ihrer Geschäftsmodelle auf nachhaltige Energiequellen verbunden sein.

 

Was sind die Gründe für das gute Abschneiden?

Riley: In den vergangenen drei Jahren profitierte der Fonds insbesondere von Engagements in vier Bereichen. Dazu gehören die wachsenden US-Solarmärkte für Privathaushalte – Beispiele für erfolgreiche Aktien aus diesem Segment sind der US-amerikanische Wechselrichter-Hersteller Enphase und die israelische Solarfirma Solar Edge. Von den steigenden Polysiliziumpreisen konnten wir durch unser Engagement in die chinesische Firma Daqo profitieren, vom schnellen Wachstum auf dem Wärmepumpenmarkt durch Investitionen in Nibe aus Schweden. Auch der Markt für Leistungshalbleiter für Autos wächst, da Elektrofahrzeuge den Automarkt stärker durchdringen. In diesem Bereich halten wir etwa Anteile am US-amerikanischen Halbleiterhersteller On Semi.

Welche Veränderungen gab es in jüngster Zeit bei Ihren Top-Aktien?

Riley: In diesem Jahr haben wir unsere Gewichtung im Installations- und Ausrüstungssektor erhöht. Eine Reihe dieser Unternehmen aus den Bereichen Solar, Wind, Effizienz und Geothermie sind besonders gut positioniert, um vom US-Gesetz zur Senkung der Inflation zu profitieren, das kürzlich im Senat verabschiedet wurde.

Was halten Sie davon, dass die EU im Rahmen ihrer Taxonomie Atomkraft und Gas vorübergehend als nachhaltig eingestuft hat?

Riley: Wir erkennen an, dass sowohl Kernenergie als auch Erdgas eine wichtige Rolle bei der Energiewende spielen. Die Kernenergie liefert eine kohlenstoffarme Grundlastversorgung, während Erdgas ein nützlicher Brückenkohlenwasserstoff ist, der eine geringere Kohlenstoffintensität als Kohle oder Öl aufweist. Wir verstehen daher die Entscheidung der EU. Gleichzeitig weisen wir aber auch darauf hin, dass Strom aus erneuerbaren Energiequellen in vielen Teilen der Welt inzwischen billiger ist als Strom aus Kernkraftwerken oder Erdgas. Das wird deren Ausbau langfristig einschränken. Kernenergie ist in unserem Anlageuniversum enthalten, Firmen aus dem Bereich Erdgasproduktion hingegen nicht.

Über den Interviewten:
Will Riley ist Fondsmanager bei Guinness Asset Management und gemeinsam mit Co-Manager Jonathan Waghorn verantwortlich für den Guinness Sustainable Energy. Bevor er im Jahr 2007 zu der britischen Fondsboutique kam, war Riley sechs Jahre lang für das Beratungsunternehmen PwC tätig.

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