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Was man vom Bergsteigen für den Vertrieb lernen kann (Interview)

Kilian Minderlein hat seinen Traumjob gefunden: Er begann als Bankkaufman und arbeitet mittlerweile als leitender Vertriebler bei Österreichs größtem Fondsanbieter Erste Asset Management (EAM). Dort verbindet er seine Leidenschaft für Kapitalmärkte mit der Herausforderung, Menschen für nachhaltige Investments zu begeistern. Im Podcast-Gespräch verrät er, was er auf seinem Karriereweg gelernt hat und was man vom Bergsteigen für das Business lernen kann.
Der Weg ist das Ziel
Nach einer klassischen Bankausbildung und ersten Stationen als Vermögenskundenberater merkte Minderlein schnell: „Wertpapiere und Kapitalmärkte sind meine Leidenschaft.“ Um sich ganz darauf konzentrieren zu können, wechselte er zu Ebase, über Umwege landete er schließlich im Vertrieb der Erste Asset Management – und studierte nebenbei noch Bankbetriebswirtschaft. Die Abschlüsse haben ihm definitiv geholfen: „In der Finanzbranche sollte man schon gewisse Qualifikationen mitbringen, gerade im Kontakt mit Hochschulabsolventen ist es wichtig, sich auf Augenhöhe begegnen zu können.“
Mehr als Marketing
Was Erste AM von vielen Mitbewerbern unterscheidet, ist laut Minderlein die konsequente Ausrichtung auf Nachhaltigkeit: „Für uns ist das kein Marketinggag, sondern wir handeln aus Überzeugung.“ Schon 2001, als in Deutschland noch niemand über das Thema sprach, legte Erste AM den ersten Nachhaltigkeitsfonds auf. „Wir sind bei dem Thema schon deutlich länger dabei als viele Häuser, die erst in den letzten Jahren aus Marketinggründen oder Regulierungsdruck aufgesprungen sind.“
Inzwischen habe sich „Nachhaltigkeit“ aber zu einem inflationär genutzten Modebegriff entwickelt, der viele Kunden ermüde, so Minderlein. „Die Regulatorik hat da meiner Meinung nach einige Fehler gemacht und das Pferd teilweise von hinten aufgezäumt“, kritisiert der Sales-Manager. Die Vorgaben seien oft praxisfern und für Berater schwer umzusetzen: "Wenn ich 100 Leute auf der Straße nach 'Taxonomie' oder 'Taxonomie-Quote' frage, wissen 99 nicht, wovon ich rede. Und die eine Person, die übrig bleibt, arbeitet vermutlich im Asset Management."
„Man muss improvisieren können“
Den größten Teil seiner Zeit verbringt Kilian Minderlein „on the road“, um IFAs und institutionelle Investoren von den hauseigenen Fonds zu überzeugen. „Man lernt unglaublich viele Menschen kennen, ist viel unterwegs - der Job ist so abwechslungsreich, das macht einfach Spaß“, schwärmt er.
Um im Vertrieb erfolgreich zu sein, brauche es vor allem drei Dinge: Improvisationstalent, Menschenkenntnis und Netzwerken. Und man lernt für's Leben: „Man muss auch mit schwierigen Charakteren umgehen können.“ Gleichzeitig sei es extrem wichtig, sich zu vernetzen und von anderen zu lernen: „Ein gutes Netzwerk ist mittlerweile fast mehr wert als alles andere in der Branche.“
Hier gibt es den Podcast ...
Mit der Bahn zu Kunden, im Morgengrauen auf den Gipfel
Bei zig Kundenterminen in ganz Deutschland bleibt da nicht viel Zeit für Freizeit und Familie. „Zeitmanagement ist in dem Job extrem wichtig, da wird oft unterschätzt“, betont Minderlein. Bei der Wahl des Verkehrsmittels versucht er, Nachhaltigkeit und Effizienz unter einen Hut zu kriegen: „Zu 90 Prozent fahre ich mit der Bahn. Das Wlan ist ausbaufähig, aber meistens kommt man ganz gut ans Ziel“, grinst er.
Seine Leidenschaft fürs Bergsteigen lässt sich der gebürtige Münchner aber nicht nehmen: „Ich bin oft der Frühaufsteher und stehe um drei oder vier Uhr auf, um den Sonnenaufgang auf dem Gipfel zu erwischen und mittags wieder zurück zu sein.“ Ein besonderes Erlebnis war die Besteigung der Zugspitze: „Das Wetter hat dreimal nicht mitgespielt, aber manchmal muss man auch den eigenen Ehrgeiz zügeln. Wie im Vertrieb zahlt sich da Geduld oft aus.“
Weitere Learnings von den Bergen fürs Business
Am Berg lernt Minderlein vor allem eins: „Als Mensch ist man klein und unbedeutend gegenüber der Natur.“ Demut und die Konzentration auf das Wesentliche könne man gut von den Bergen in den Job übertragen: „Im Vertrieb muss man auch demütig sein und sich immer wieder bewusst machen, dass man privilegiert ist, so einen spannenden Job machen zu dürfen.“
Wenn Kilian Minderlein eine Sache in der Finanzbranche von heute auf morgen ändern könnte, wäre es der Hang zu komplizierten Anglizismen und Fachbegriffen: „Wenn wir Kunden mit Begriffen wie 'Value-at-Risk' oder 'Portfolio Management' bombardieren, macht das Investments unnötig kompliziert und unnahbar. Mehr Erklärung in verständlicher Sprache wäre ein echter Fortschritt.“