Suche Event Calendar Icon EVENTKALENDER Newsletter Icon Newsletter Icon Newsletter Abonnieren

Klasse Holz

Lesedauer: 7 Minuten

Rund 40.000 Lesern erklärt die Fachzeitschrift „Deutscher Waldbesitzer“ viermal pro Jahr, wie sie das meiste aus ihren Wäldern herausholen. Klar wird bei der Lektüre schnell: Die richtige Bewirtschaftung eines Nutzwaldes erfordert Maschinen, die Vermarktung des Holzes unternehmerisches Geschick, und zu klein sollte der Wald nicht sein. Denn sonst wird aus dem Forst allzu schnell ein kostspieliges Hobby.

Als Geldanlage ist der eigene Wald daher allenfalls in Ausnahmefällen geeignet. Dabei ist der Bau- und Brennstoff Holz durchaus ein Investment wert. Die Vorzeige-Anleger der Universitätsstiftungen von Harvard und Yale bauen schon seit langem auf die stabilisierenden Eigenschaften von Bäumen aufs Portfolio. Sie besitzen Nutz- und Edelholzwälder rund um den Globus. Auch immer mehr andere institutionelle Investoren wollen vom natürlichen Zinseszins profitie­ren, wie es schwärmerisch heißt, sobald es um den nachwachsenden Rohstoff geht.

Denn Holz zählt zu den vielfältigsten Rohstoffen der Welt. Man kann mit ihm Häuser bauen, heizen und hochwertige Möbel herstellen. Zudem ist Holz als Energieträger begehrt: Das liegt zum einen an den steigenden Preisen für Öl und Gas, zum anderen an einer tadellosen Öko-Bilanz: Bei der Verbrennung setzen Bäume weniger schädliches Kohlendioxid frei, als sie im Laufe ihres Lebens aufgenommen haben.

Renditen wachsen natürlich

Das sollte Nachfrage und Preise steigen lassen, weil sich das Angebot nicht beliebig steigern lässt. Doch die Holzpreise müssen nicht einmal zulegen, damit sich ein Wald­invest­ment rechnet: Weil Bäume anders

als andere Rohstoffe ganz von allein wachsen, steigt ihr Wert über die Zeit automatisch an. „Das biologische Wachstum unterscheidet ein Waldinvestment grundlegend von anderen Sachwertanlagen“, sagt Dieter Rentsch, Geschäftsführer von Aquila Capital in Hamburg. Dabei trage das Wachstum der Bäume auf zwei Wegen zur Wertentwicklung bei: Zum einen nehme das Volumen des Baumes über viele Jahre hinweg exponentiell zu, zum anderen wachse wäh­rend dieses Zeitraums der Wert des Holzes. Grund: Längere und dickere Baumstämme sind vielfältiger nutzbar.

Selbst wenn der Holzmarkt einmal nicht so gut läuft, ist das für ein Waldinvestment nicht zwangsläufig ein Problem. „Sie können die Bäume einfach stehen lassen“, sagt Jan Goetz, der bei der Fondsgesellschaft DWS für den neu aufgelegten Waldfonds verantwortlich ist: „Das ist dann so etwas wie eine wertsteigernde Lagerhaltung.“ Denn das Wachstum der Bäume kompensiert die Kos­ten für die Bewirtschaftung.

Für die Strategen der Düsseldorfer Immobiliengruppe Corpus Sireo sind Wälder daher sogar die bessere Immobilie: „Wald bringt alles mit, was Immobilienanleger glücklich macht“, schreiben sie in einem Positionspapier. „Langfristige Erträge, überdurchschnittliches Wertsteigerungspotenzial und nahezu keine Korrelation mit anderen Anlageklassen. Und obendrein dauerhafte Leerstandsquoten von null Prozent, keine Aufwendungen für Reparaturen und Sanierungen und langfristige Nutzer.“

Wer nicht, wie einige alteingesessene Adelsfamilien, über einen Nutzwald in Deutschland verfügt, kann dennoch auf die Anlageklasse setzen. Vor allem Zertifikateanbieter haben das Thema für sich entdeckt. Mit ihren Produkten profitieren Anleger allerdings nur indirekt von den Vorzügen eines Holzinvestments. Denn die Zertifikate beziehen sich auf Aktien von Unternehmen, die in der Forstwirtschaft und der Verarbeitung von Holz aktiv sind. Wie abhängig sie von der allgemeinen Stimmung am Aktienmarkt sind, hat sich gerade in der jüngsten Krise gezeigt.

Sinnvoller erscheint da für Investoren, direkt auf den Rohstoff zu setzen. Da Holz aber an keiner Börse gehandelt wird, scheidet auch der für Rohstoffe klassische Weg über die Futures-Märkte aus.

Was bleibt, ist eine Direktbeteiligung. Neben Angeboten für Kleinsparer und Naturfreunde wie einem „Waldsparbuch“ oder einem „Baumsparvertrag“ der Bonner Forest Finance oder von Rainforest Invest gibt es weitere direkte Beteiligungsmöglichkeiten. Per Vertrag können sich Anleger eine bestimmte Menge Holz sichern, die zu einem schon heute festgelegten Zeitpunkt für sie verkauft wird. Oder sie beteiligen sich über geschlossene Fonds an Plantagen und Forsten.

Für den ersten Weg spricht ein geringeres unternehmerisches Risiko. Beim von der Berliner Lignum AG angebotenen Holzprodukt Lignum nobilis handelt es sich nicht um einen geschlossenen Fonds, sondern um einen Kauf- und Dienstleistungsvertrag.

Robinie und Teak per Kaufvertrag

 Anleger kaufen direkt eine bestimmte Menge Edelholz – wahlweise Robinie oder Teak –, die zu einem festgelegten Zeitpunkt geerntet und von Lignum für die Anleger verkauft wird. Drei Mal wird geerntet: bei Teak nach 6, 11 und 16 Jahren, bei Robinie nach 8, 14 und 20 Jahren. Bei der letzten Ernte fallen die Bäume, und es gibt den größten Teil des Ertrags. Die Menge des Holzes steht dabei bereits zu Vertragsbeginn, also bei der Investition fest und ist unabhän-

gig vom tatsächlichen Wachstum der Bäume. Das sichert Anleger gegen das Risiko

von Sturmschäden, schwächelnden Setzlingen oder schiefem Wuchs genau auf ihrer Parzelle ab – bringt sie aber gleichzeitig um die Chance, von überdurchschnittlichem Wachs­tum zu profitieren.

Das Stückchen Land gibt es als Sicherheit dazu. Das harte Holz der Robinie wächst auf bulgarischem Boden, Teak gedeiht in Brasilien. Um ihren Ertrag müssen Anleger erst fürchten, wenn die Reserven, die Lignum angepflanzt hat – rund 30 Prozent –, nicht ausreichen, um die Lieferverträge zu erfüllen, oder wenn die Berliner Firma pleite geht. Regelmäßig im Herbst wird neu gepflanzt, sodass die Laufzeiten unabhängig vom Einstiegszeitpunkt nahezu konstant sind. Nachteil des Konzepts ist die Beschränkung auf ein einziges Segment. Robinie und Teak sind Edelhölzer, die nicht als Energieträger oder Papierlieferanten geeignet sind, sondern meist für den Bau und die Luxusgüterproduktion verwendet werden.

Die geschlossenen Fonds streuen gro­ßenteils breiter (siehe Tabelle Seite 80). Ausnahme ist der gerade gestartete DBM Teakholz Fonds von Delbrück Bethmann Maffei. Anleger beteiligen sich mit dem Fonds ausschließlich an Teakholzplantagen in Costa Rica. Gemanagt wird der unterschiedlich

alte Baumbestand von der österreichischen Teak Holz International. Sie kann die Plantagen nach sieben oder zehn Jahren vom Fonds übernehmen – nach 15 Jahren muss sie es.

Ebenfalls auf das mittel­amerikanische Land setzt der Bauminvest. Anleger kaufen einen Mischwald in Costa Rica. Allerdings ist der Fonds

des Freiburger Öko-Unternehmers Leo Pröstler eher idealistisch als renditestark konzipiert. Neben Forstwirtschaft findet auf Teilen des Fonds-Grunds auch Feldbau der einheimischen Bevölkerung statt, mehr als 10 Prozent der Fläche sind für Naturreservate reserviert.

Der Hamburger Initiator Aquila Capital sucht etwas weiter südlich nach Mischwald, Eukalyptus und Kiefern. Noch ist nicht vollständig sicher, welche Wälder genau der Waldinvest kaufen wird. Die dänische International Woodland Company, Manager des Portfolios, hat aktuell zwei brasilianische Flächen im Blick: einen Mischwald im Norden des Landes und eine Kiefernplantage im Süden.

Anleger profitieren von den Erträgen aus Holzverkauf und eventuell steigenden Preisen für das Land, auf dem die Bäume stehen, über Genussrechte an einer Luxemburger Gesellschaft. Die beteiligt sich an Zielunternehmen, denen die Wälder gehören. Zum Waldbesitzer werden Anleger also nur mittelbar.

Das gilt auch für den ers­ten geschlossenen Fonds der Fondsgesellschaft DWS: Der DWS Access Timber beteiligt sich am Phaunos Timber Fund, einem in Guernsey aufgelegten, auf Holzinvestments spezialisierten Fonds. Investiert sind institutionelle Investoren wie die britische Fondsgesellschaft F&C und die britisch-afrikanische Bank Investec. Dem aktuell rund 470 Millionen Dollar schweren Phaunos Timber Fund gehören Wälder in den USA, Brasilien, Uruguay, Serbien und Indonesien.

Das größte Investment mit 150 Millionen Dollar ist eine als Joint Venture gegründete brasilianische Firma, die Teak- und Eukalyptusplantagen entwickelt. 21 Millionen stecken in der Firma einer uruguayischen Industriellenfamilie, der Kieferplantagen und Sägemühlen gehören. In den USA hat der Fonds gemeinsam mit einigen Pensionsfonds in eine Pappelfarm investiert, für die gerade ein Sägewerk gebaut wird.

Für die DWS gibt der Fonds, den die britische Four Winds Capital Management verwaltet, im Vierteljahresrhythmus neue Anteile aus – insgesamt kann die deutsche Fondsgesellschaft knapp 600 Millionen Dollar in dem Fonds unterbringen: Die maximale Größe des DWS-Waldfonds liegt bei 650 Millionen Dollar; geplant sind 200 Millionen Dollar, die die Gesellschaft im Lauf des Jahres einsammeln will. Mindestens 10.000 Dollar müssen Anleger mitbringen, 91,5 Prozent davon landen im Zielfonds.

Lange Laufzeit für dicke Stämme

Wie bei jedem direkten Waldinvestment binden sich Anleger längerfristig: Aussteigen können sie aus dem Fonds erstmals nach zehn Jahren, eine weitere Chance gibt es weitere fünf Jahre später. Sollte die Rendite nach sieben Jahren über 8 Prozent liegen – gemessen an der für geschlossene Fonds üblichen Berechnung nach internem Zinsfuß (IRR) – können Anleger auch dann schon aussteigen. Insgesamt soll der Fonds 30 Jahre laufen – etwas länger also, als ein ein Setzling braucht, um zu einem Edelholz zu werden.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen
PDF nur für Sie. Weitergabe? Fragen Sie uns.