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„Klassische Konzepte haben ausgedient“

Die Finanzexperten Uwe Fuiten, Walter Liebe und Roland Schmidt (v.l.n.r.) Foto: Manfred Kötter
Die Finanzexperten Uwe Fuiten, Walter Liebe und Roland Schmidt (v.l.n.r.) Foto: Manfred Kötter
DAS INVESTMENT: Was mögen Sie an Rentenfonds?

Roland Schmidt:
Dass sie zeitgemäß sind. Durch die Unsicherheit in den Märkten hält der deutsche Anleger derzeit den Großteil seines Geldes im Bankdepot und macht damit real Verluste. Professionell gemanagte Rentenfonds stellen Renditen in Aussicht, die das Inflationsniveau erreichen, wenn nicht zum Teil deutlich überschreiten.

Uwe Fuiten: Wobei diese ausgeprägten Marktunsicherheiten uns schon eine längere Zeit begleiten. Nehmen Sie zum Beispiel die LTCM- und die Russland-Krise, dann die TMT-Krise. Jetzt sind es die überschuldeten Staaten. Eins hat sich dabei aber verändert: Die Renditen für „risikolose“ Anlagen – zumindest, was wir lange Zeit als solche verstanden haben – sind von 7 auf unter ein Prozent gefallen, und damit ist die Bedeutung der Prämien für Unternehmensrisiken relativ dazu stark gewachsen.

Walter Liebe:
Bei der Staatsverschuldung in Europa dürften wir aber wohl den Scheitelpunkt erreicht haben. Griechenland, Spanien und sogar François Hollande wissen, dass sie eine industrie- und wachstumsfreundlichere Politik betreiben müssen.

Und es gibt eine Parallele zur Unternehmenswelt: Aggressives Wachstum und zu günstige Finanzierungen führten 2007 zu einer Verschuldung auf der Unternehmensseite, die existenzgefährdend war. Innerhalb von vier Jahren konnte sich der Sektor aber wieder bilanziell gesund aufstellen. Ähnliches erwarten wir für die Finanzierung der Länder, die zu retten sind.

Schmidt: Bis auf Weiteres werden in den europäischen Kernländern aber niedrige Zinsen den Markt beherrschen. Wir richten unseren Fokus deshalb stärker auf Unternehmensanleihen. Zudem orientieren wir uns weniger an Sektoren oder Branchen, sondern konzentrieren uns auf die Analyse von Einzeltiteln und erstellen eigene Ratings. Klassische Konzepte haben unseres Erachtens ausgedient.

Sollte man Hartwährungen wie Norwegische Krone oder Schweizer Franken im Portfolio haben?

Fuiten:
Das ist sicherlich nicht verkehrt. Doch kommt bei einzelnen Währungsinvestitionen oftmals nicht das heraus, was man sich davon verspricht. Von echter und effizienter Diversifikation kann ich erst sprechen, wenn ich global über Länderrisiken streue.

Liebe: Aber auch die Investition in Währungen ist alles andere als eine Einbahnstraße. Der Schweizer Franken hatte im Jahr 2011 zuletzt massiv aufgewertet und erreichte fast die Parität zum Euro. Das war durch die Flucht der Anleger angesichts des Griechenland-Dilemmas hervorgerufen. Dann drehte sich der Trend allerdings wieder.

Die Folge: Derjenige, der auf dem Höchststand investiert hat, hat 20 Prozent verloren. Und die Norwegische Krone ist im Grunde eine Rohstoffwährung – wie etwa auch der Kanadische oder Neuseeländische Dollar. Bekommt der Rohstoff-Superzyklus einen Knick, wird sich das auch in diesen Währungen niederschlagen.

Fuiten:
Darum setzen wir unter anderem auf Behavioral-Finance-Erkenntnisse. So können wir Unter- und Übertreibungen bei Preis- und Marktbewegungen nutzen, die zum Beispiel durch Herdentrieb und andere irrationale Verhaltensweisen entstehen.

Wir messen dabei das Anlegerverhalten über das jeweilige Momentum. Es ist interessant, dass Strategien, die wir schon seit über zehn Jahren im Einsatz haben, immer noch sehr gut funktionieren. Insofern ist die Annahme, dass Krisen die Marktentwicklung strukturell verändert haben, nicht unbedingt zu belegen.
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