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Klassische Mischfonds versus Multi-Asset-Fonds Was ist dran an der Zeitenwende bei Mischfonds?

Klaus-Dieter Erdmann
Klaus-Dieter Erdmann
Wie die Zahlen des Branchenverbandes BVI zeigen, befinden wir uns bei den Mittelzuflüssen in Publikums- und Spezialfonds in einem Rekordjahr. Vor allem Mischfonds verzeichnen hohe Zuflüsse. Das ist nicht weiter verwunderlich – suchen doch Anleger im anhaltenden Niedrigzinsumfeld händeringend nach lohnenden Alternativen zu Sparbuch und Festgeld.

Mit der erhöhten Präsenz und Akzeptanz wächst natürlich auch die Zahl der Kritiker, die vor dem Einsatz von Mischfonds warnen. Nun hat nach einer kritischen Analyse von P.A.M. Prometheus Asset Management auch die Sauren Fonds-Service AG in einer aktuellen, Zeitenwende bei Mischfonds überschriebenen Studie einen Blick auf die Vergangenheit und die Gründe für den derzeitigen Erfolg der Mischfonds gewagt – gepaart von einem Blick in die Zukunft.

„Im Windschatten der Märkte konnten klassische Mischfonds in den letzten Jahren deutliche Wertsteigerungen erzielen“ stellt die Sauren Fonds-Service AG dabei einen der Gründe für den Erfolg der gemischten Portfolios heraus. Dabei profitierten sie von der negativen Korrelation von Anleihen und Aktien in den zurückliegenden Jahren.

„Eine Managerleistung in Form eines gelungenen Markt-Timings oder der Erzielung von Mehrwerten durch eine erfolgreiche Titelselektion lässt sich in den letzten Jahren nicht erkennen“ schreiben die Autoren der Studie weiter. Und: „Häufig wurde kein Mehrwert (Alpha) gegenüber der allgemeinen Marktentwicklung (Beta) erzielt, sondern lediglich von den positiven Marktbedingungen der letzten Jahre profitiert.“

In einer Szenario-Analyse prognostizieren die Autoren, dass auf Basis der heutigen Markt-Rahmenbedingungen das zukünftige Renditepotential eines Mischfonds-Portfolios (bestehend aus den 20 volumenstärksten Fonds einer Morningstar-Studie vom 10. September 2015) bei 1,80 Prozent liegt. Ihr Fazit: Berater und Anleger sollten im Depot gehaltene Mischfonds genau analysieren und zudem ausgewählte Absolut-Return-Strategien beimischen, um eine höhere Diversifikation und Stabilität des Gesamtportfolios zu erreichen.

Grundsätzlich möchte ich mich den Ergebnissen der Studie anschließen und kann hier ebenso jedem Anleger nur zu einer Überprüfung seines Depots vor dem aktuellen Hintergrund des Niedrigzinsumfelds raten. Wie in einer meiner vorangegangenen Kolumnen möchte ich jedoch gerade hier abermals darauf hinweisen, dass Strategiefonds wesentlich schwieriger zu analysieren sind.

Strategiefonds sollen Wertentwicklungen lediglich verstetigen. Die in diesem Zusammenhang ausgesprochene Empfehlung, einer höheren Rendite wegen statt in klassische Mischfonds in diesen Bereich zu investieren, kann deshalb zu einer falschen Erwartungshaltung führen.

Zudem kann der Begriff Absolute Return auch schnell irreführend interpretiert werden. Die Maßnahmen, mit denen Performance-Ziele unabhängig von der Marktentwicklung erreicht werden sollen, variieren stark von Fonds zu Fonds. Beim Einsatz von Derivaten und Absicherungsinstrumenten spielt auch in diesem Segment das in der Sauren-Studie kritisierte Timing eine Rolle.

Wir haben die in der Studie aufgeführte Performance-Tabelle um den MMD-Index Ausgewogen sowie um den Kategorien-Durchschnitt der Strategiefonds Multi Asset/Multi Strategie ergänzt (siehe Tabelle).


Tabelle vergrößern

Frühere Wertentwicklungen sind kein verlässlicher Indikator für die künftige Wertentwicklung.
Quellen: BVI Bundesverband Investment und Asset Management e.V. Sauren Fonds-Research AG; MMD Multi Manager GmbH, Stand: Oktober 2015
* Details siehe www.mmd-direct.de


Dabei zeigt sich, dass die ausgewogenen vermögensverwaltenden Fonds im Durchschnitt zwar nicht über der Wertentwicklung des 50:50-Portfolios liegen, jedoch über der Performance der BVI-Kategorie Mischfonds Ausgewogen. Ein Vergleich der Risikokomponenten wäre in diesem Zusammenhang zielführend, um neben den Chancen auch die Risiken aufzuzeigen. Darüber hinaus fällt vor allem auf, dass die Strategiefonds im Durchschnitt eine viel geringere Wertentwicklung aufweisen. Ein Umstand, der leider nicht erwähnt wird.

Strategiefonds können mit ihren speziellen Strategien zu einer Diversifizierung des Depots beitragen – keine Frage. Gute Fonds können Rückgänge abfedern. Die Auswahl in diesem Bereich ist jedoch nicht einfach, wie auch eine nähere Betrachtung von zwei Fonds der oben genannten Studienautoren zeigt (siehe MMD-Analyse von Prometheus AI Alternative Stars und Sauren Global Hedgefonds). Sicherlich gibt es in diesem Bereich sehr gute Manager, die Mehrwerte schaffen. Dies gilt aber genauso für den Bereich der vermögensverwaltenden Fonds, wo ebenso gute Fondsmanager zu finden sind.

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihren Anlageentscheidungen und eine weitere besinnliche Adventszeit.

Ihr Klaus-Dieter Erdmann

Über den Autor: Klaus-Dieter Erdmann ist Gründer und Geschäftsführer der MMD Multi Manager GmbH in Arnsberg. Das Unternehmen hat sich auf die Analyse vermögensverwaltender Fonds spezialisiert und wertet mit Hilfe einer hauseigenen Datenbank kontinuierlich mehr als 1.500 Angebote dieser Produktkategorie aus. Für DER FONDS berichtet Erdmann alle zwei Wochen über neue Trends in der Vermögensverwalterfonds-Szene.

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