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„Klassische Schiffsfonds wird es nicht mehr geben“

Quelle: Fotolia
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90 Prozent weniger Kapital eingesammelt, mindestens 150 Fonds in Schieflage, 13 gleich ganz pleite, Ausschüttungen nur noch bei jedem dritten Produkt: Schiffsfonds sind die großen Verlierer des Jahres 2009. Weil immer mehr Reeder und Fondsanbieter immer mehr Schiffe bestellt haben, die nun niemand braucht, fahren immer mehr Fonds nicht einmal die Betriebskosten ein. Die Folge sind immer mehr Sanierungskonzepte und zunehmend verunsicherte Anleger.

Dieser Artikel stammt aus der aktuellen Ausgabe von DAS INVESTMENT (Januar 2010).

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„Schiff ist nicht gleich Schiff“, wie es etwa bei Hansa Hamburg Shipping heißt, wird Anleger kaum überzeugen, in einen Markt zu investieren, der sich in der Breite frühestens 2011 merklich erholen wird. „Gerade die großen Anbieter werden trotzdem versuchen, Schiffsfonds in den Markt zu schieben“, sagt Steffen Möller, Chefanalyst für geschlossene Fonds bei der Rating-Agentur Scope. „In einigen Nischen bieten sich auch durchaus Chancen.“ Doch Vertriebe und vor allem Anleger von diesen Chancen zu überzeugen dürfte 2010 ähnlich schwierig bleiben wie im Krisenjahr 2009. „Kein Mensch will derzeit etwas mit Schiffen zu tun haben, das sollten die Initiatoren bedenken“, sagt Manfred Brenneisen vom auf geschlossene Fonds spezialisierten Vertrieb Brenneisen Capital.
Auch Produkten, die von der Schifffahrtskrise profitieren sollen, stehen Anleger bislang eher skeptisch gegenüber: Die Platzierung von Opportunity-Fonds, die am Zweitmarkt günstig Schiffsfonds-Anteile kaufen oder sich direkt an derzeit günstigen Schiffen beteiligen, läuft eher schleppend. Emissionshäuser: Vertrauen verspielt

„Es fehlen die wirklich neuen Konzepte“, kritisiert Möller. Um Anleger von Schiffsfonds zu überzeugen, müssten die Emissionshäuser Vertrauen aufbauen, indem sie Kosten neu verteilten und sich selbst beispielsweise erst am Ende bedienten oder sich maßgeblich an den eigenen Fonds beteiligten. „Teilweise müssten sie die zu überhöhten Preisen gekauften Schiffe abwerten, bevor sie sie in einen neuen Fonds einbringen.“

Selbst dann bleibt aber fraglich, ob Anleger sich wieder auf See wagen. MPC-Vorstand Axel Schröder sieht derzeit keine Möglichkeit, erfolgreich Schiffe zu platzieren; HCI-Chef Ralf Friedrichs gibt sich dagegen kämpferisch: „Wir werden das Eigenkapital mit intelligenten Methoden hinbekommen, und wir werden diese Modelle finden.“ Klaus Fickert von König & Cie ist da weniger sicher: „Klassische Produkte wird es unseres Erachtens nicht mehr geben. Es wird künftig eine breite Eigenkapital-Basis notwendig sein, daher werden vermehrt Blind Pools die alten Schiffs-Modelle ablösen.“

Klar bleibt: Reinen Schiffsfonds-Anbietern steht ein weiteres bitteres Jahr bevor. Klar im Vorteil sind Häuser, die auch andere Anlageklassen anbieten. Denn wie schon 2009 werden Anleger vor allem auf Sicherheit und einfache Produktstrukturen setzen. Scope-Mann Möller: „Anleger geben sich in Zeiten wie diesen lieber mit niedrigen Ausschüttungen zufrieden, als irgendwelche Risiken einzugehen.“

Komplexere Produkte mit zwischengeschalteten Zertifikaten werden sich daher ebenso wenig verkaufen lassen wie etwa Private-Equity-Fonds. Sie zählen wie die Schiffsfonds zu den großen Verlierern der Krise. Nach starken drei Jahren von 2005 bis 2007 gerieten die Zuflüsse bereits 2008 ins Stocken, als die bis dahin boomenden Mega-Buy-outs in der Branche jäh abrissen. Im ersten Halbjahr 2009 haben die deutschen Fonds, die meist als Dachfonds konstruiert sind, gerade noch 20 Millionen Euro Eigenkapital eingesammelt. Ähnlich dürftig dürfte das Jahr 2010 laufen.

Wohnen, fliegen, sonnen

Im Fokus werden vielmehr auch 2010 Immobilienfonds stehen. Vor allem Wohnimmobilienfonds locken aktuell mit dem derzeit wichtigsten Argument für Anleger: Sicherheit (siehe DAS INVESTMENT 12/2009). Aber auch Bürohäuser in Deutschland und zunehmend wieder in den Niederlanden sowie Hotel- und Pflegeheimfonds haben bereits im zweiten Halbjahr 2009 den extremen Abschwung in anderen Segmenten gebremst.

Weitere Gewinner der aktuellen Krise sind Erneuerbare-Energien-Fonds. Sie werden nach Meinung von Fondsanalysten und Emissionshäusern auch 2010 zu den Anlegerlieblingen zählen und ohnehin eine wachsende Rolle am Beteiligungsmarkt spielen. Steffen Möller: „Mittlerweile kommen die ersten wirklich volumenstarken Fonds auf den Markt.“ Vor allem Solarfonds laufen. Offensichtlich gefällt Anlegern die Kombination aus grünem Investment und staatlich garantierten Einspeisevergütungen, die relativ konstante Kapitalströme versprechen. Konstante Kapitalströme liefern auch Flugzeugfonds. Sie zählen zu den wenigen Produkten, von denen Steffen Möller ein Comeback erwartet: „Flugzeugfonds werden sich 2010 erholen, sie haben den Umsatzrückgang am wenigsten verdient.“ Vor allem im ersten Halbjahr hatten die Fonds unter der schlechten Wirtschaftslage und den Hiobsbotschaften von den Transportmärkten gelitten und ließen sich nur schwer verkaufen. Dabei bieten auch sie durch langfristige Leasingverträge vergleichsweise gut kalkulierbare Einkünfte, nach denen Anleger derzeit suchen.

Gleiches gilt auch für Infrastruktur-Einrichtungen. Infrastruktur war bereits im dritten Quartal das Segment mit dem größten Zuwachs, was sich allerdings auch aus dem vergleichsweise geringen Volumen erklärt. Dem Emissionshaus König & Cie. zufolge werden sie auch 2010 zu den Gewinnern unter den Beteiligungsmodellen zählen – eine Ansicht, die allerdings wenig verwundert, schließlich vertreibt das Hamburger Emissionshaus derzeit seinen Fonds Infrastruktur International 1.

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