Klaus Kaldemorgen im Gespräch „Spätestens im März wird eine Gegenbewegung am Aktienmarkt kommen“
„Mittlerweile ist eine schwarze Null schon fast optimistisch“
Haben die kräftigen Verluste an den Aktienmärkten Sie überrascht? Und haben sie dazu geführt, dass Sie Ihr Basisszenario für Aktien und Renten im laufenden Jahr angepasst haben?
Kaldemorgen: Ich hatte in der Tat gehofft, einen freundlichen Januar zu einer Reduzierung des Risikos nutzen zu können. Zu Anfang des Jahres hätte ich mit einem moderaten einstelligen Kursgewinn über das Jahr gerechnet. Mittlerweile ist eine schwarze Null ja schon fast optimistisch. Die Märkte für Staatsanleihen sollten im Jahresverlauf ihre Kursgewinne wieder abgeben.
Hoffnung für ein gutes Börsenjahr 2016 gebe Ihnen die Erwartung, dass sich der Ölpreis zum Jahresende stabilisiert, sagten Sie auf dem Sauren Fondsmanager-Gipfel. Was macht Sie da angesichts der hohen weltweiten Fördermengen und gleichzeitig schwächelnden Weltwirtschaft so sicher?
Kaldemorgen: Der Ölpreis leidet weniger unter einer schwindenden Nachfrage, als an einem zu hohen Angebot. Da man Öl schlecht, weil teuer, zwischenlagern kann, reichen kleinste Überschussmengen um extreme Preisrückgänge herbeizuführen. Ich vertraue auf die Marktkräfte, die zu einer Reduzierung, vor allem der US-„Shale“-Produktion führen werden. Dabei muss der mengenmäßige Effekt noch nicht einmal groß sein, da die Nachfrage trotz schwächerem Wirtschaftswachstum steigt, um ein neues Marktgleichgewicht zu erreichen.