Deutsche-Bank-Experte Eric Heymann
Klimadebatte ums Eigenheim
Eric Heymann ist Ökonom bei Deutsche Bank Research. Foto: Deutsche Bank
Platzbedürftig, energieverschwendend, rohstoffintensiv: Eigenheime sind längst Bestandteil der Klimadebatte. Viele Argumente lenken jedoch von eigentlichen Herausforderungen ab, sagen Eric Heymann und Jochen Möbert, Research-Experten der Deutschen Bank.
Neben den Investitionskosten könnten häufig auch die technologischen Hürden für eine Umrüstung prohibitiv hoch sein. So leicht lässt sich ein Gebäude, das bislang mit einer Gastherme oder per Fernwärme beheizt wird (also letztlich mit warmem Wasser, das durch Rohre fließt), nämlich nicht auf eine Stromheizung umrüsten. Bestimmte Beheizungstechnologien aus Klimaschutzgründen zu verbieten, sollte aber nur dann eine politische Option sein, wenn es ähnlich kostengünstige, leistungsfähige und komfortable Alternativen gibt. Die bislang dominierende Energiequelle im Wärmemarkt, Holz bzw. Bioenergie, bietet jedenfalls rein mengenmäßig nur begrenztes Potenzial und lässt sich in vielen Gebäuden nicht nachrüsten.
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Neben den Investitionskosten könnten häufig auch die technologischen Hürden für eine Umrüstung prohibitiv hoch sein. So leicht lässt sich ein Gebäude, das bislang mit einer Gastherme oder per Fernwärme beheizt wird (also letztlich mit warmem Wasser, das durch Rohre fließt), nämlich nicht auf eine Stromheizung umrüsten. Bestimmte Beheizungstechnologien aus Klimaschutzgründen zu verbieten, sollte aber nur dann eine politische Option sein, wenn es ähnlich kostengünstige, leistungsfähige und komfortable Alternativen gibt. Die bislang dominierende Energiequelle im Wärmemarkt, Holz bzw. Bioenergie, bietet jedenfalls rein mengenmäßig nur begrenztes Potenzial und lässt sich in vielen Gebäuden nicht nachrüsten.
Zum Abschluss dieser Ausführungen noch zwei weitere Zahlen zu den klimapolitischen Herausforderungen im Wärmemarkt: Die energiebedingten Treibhausgasemissionen in Deutschland, die auf Gebäude entfallen, sind zwischen 2000 und 2021 um 28 Prozent auf 120 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente gesunken. Ein Teil hiervon ist auf mildere Winter und damit weniger Heizwärmebedarf zurückzuführen. Pro Jahr entspricht dies lediglich einem Rückgang von gut 1,6 Prozent oder 2,3 Millionen Tonnen.
Dieses Tempo müsste bei weiter zunehmender Wohnfläche deutlich erhöht werden, wollte man sich einem klimaneutralen Gebäudebestand nähern. So lautet das offizielle Zwischenziel, die Emissionen im Gebäudebereich bis 2030 auf 70 Millionen Tonnen zu senken; das wären also 5 Millionen Tonnen pro Jahr – mehr als doppelt so viel wie bislang.
Die zweite Zahl ist noch viel ernüchternder: Im Jahr 2019 lag laut BMWI der Endenergieverbrauch für Raumwärme und Warmwasserbereitung in Deutschland bei knapp 793 Terawattstunden (TWh). Dies ist lediglich ein Rückgang um gut 7 Prozent gegenüber dem Durchschnitt der Jahre 2008 bis 2012, wobei auch hier die milderen Winter eine Rolle spielen. Viel wichtiger ist aber die Einordnung des absoluten Endenergieverbrauchs für Raumwärme und Warmwasser: Dieser übersteigt die gesamte Bruttostromerzeugung in Deutschland nämlich um mehr als 30 Prozent und die Bruttostromerzeugung aus erneuerbaren Energien in deren Rekordjahr 2020 um mehr als 200 Prozent.
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