Volkswirt Jörn Quitzau
Kein „Kopf durch die Wand “ beim Klimaschutz

Volkswirt Jörn Quitzau
Die Europäische Investitionsbank (EIB) hat in der vergangenen Woche bemerkenswerte Umfrageergebnisse veröffentlicht. Demnach sprechen sich 56 Prozent der Deutschen für eine Begrenzung des individuellen Konsums aus. Sie sind „…für ein CO2-Budget, bei dem jede Person pro Jahr nur eine begrenzte Anzahl an Emissionsrechten für CO2-intensive Dinge erhält (wie nichtessenzielle Güter, Flüge oder Fleis...
Das Thema Nachhaltigkeit bewegt Unternehmen, Kapitalmärkte, Gesetzgeber. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die Analysen und Thesen der bedeutendsten Nachhaltigkeitsexperten, Top-Ökonomen und Großinvestoren – gebündelt und übersichtlich. Sie sollen dir die wichtigen Entwicklungen auf dem Weg zur nachhaltigen Gesellschaft und Finanzwelt clever und zuweilen kontrovers aufzeigen.
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Die Europäische Investitionsbank (EIB) hat in der vergangenen Woche bemerkenswerte Umfrageergebnisse veröffentlicht. Demnach sprechen sich 56 Prozent der Deutschen für eine Begrenzung des individuellen Konsums aus. Sie sind „…für ein CO2-Budget, bei dem jede Person pro Jahr nur eine begrenzte Anzahl an Emissionsrechten für CO2-intensive Dinge erhält (wie nichtessenzielle Güter, Flüge oder Fleisch)“.
Dieser Wunsch passt zu den Diskussionen, was der Einzelne in Zeiten des Klimawandels überhaupt noch tun darf, wo Verzicht angebracht ist und wo der Staat notfalls Verbote aussprechen sollte.
Nun weiß man nicht so genau, ob die Befragten sich im Klaren darüber sind, welcher Verzicht auf sie zukommt, wenn restriktive, individuelle CO2-Budgets in die Praxis umgesetzt werden. Das Bekenntnis zum Klimaschutz ist schnell abgelegt. Die eigene Lebensweise auf ernsthaften Klimaschutz umzustellen, ist aber eine ganz andere Sache. Der soeben gescheiterte Berliner Volksentscheid für ehrgeizigere Klimaziele hat das offengelegt. Die heutzutage offenbar weit verbreiteten kognitiven Dissonanzen zu analysieren, ist ein Thema für sich. Darum soll es hier aber nicht gehen.
Stattdessen geht es um die Frage, wie eine kostenminimierende Klimaschutzpolitik aussieht. Und dabei ist man schnell bei der Kernfrage: Soll auch in der Klimapolitik die Ineffizienz der Planwirtschaft einmal mehr getestet werden? Oder sollten wir nicht lieber auf die bewährte Effizienz der Marktwirtschaft setzen?
Marktwirtschaft und Klimaschutz – viele Kritiker der Marktwirtschaft sehen hierin einen inneren Widerspruch: Ist es nicht die Marktwirtschaft, die mit ihrem gewaltigen Wirtschaftswachstum den Klimawandel überhaupt verursacht hat?
Ja und Nein. Nein, weil die sozialistischen Planwirtschaften Osteuropas eine weitaus schlechtere Umweltbilanz hatten als die westlichen Marktwirtschaften. Ja, weil die marktwirtschaftlich orientierten Länder lange Zeit blind waren für den Wert der Natur. Umweltschäden und deren Folgekosten spielten im wirtschaftlichen Kalkül lange keine Rolle.
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