Volkswirt Jörn Quitzau
Kein „Kopf durch die Wand “ beim Klimaschutz
Jörn Quitzau arbeitet als Volkswirt bei der Berenberg Bank. Foto: Berenberg
Klimaschutz gibt es nicht zum Nulltarif. Er muss aber auch nicht so teuer sein, wie politische Diskussionen nahelegen. Hier sagt Berenberg-Volkswirt Jörn Quitzau, welche Vorteile der Emissionshandel hat.
Auch der innereuropäische Luftverkehr ist seit 2012 in das EU-EHS einbezogen. Aktuell liegt der Preis für ein Zertifikat, das zur Emission von einer Tonne CO2 berechtigt, bei 85 Euro. In Europa sind die Emissionen der vom Emissionshandel erfassten Sektoren seit 2005 um 36 Prozent gesunken. In Deutschland gibt es seit 2021 zudem den nationalen Emissionsrechtehandel für die Sektoren Wärme und Verkehr.
Fazit für die Klimapolitik:
Der Vorwurf vieler Aktivisten, klimapolitisch würde nichts geschehen, ist falsch. Mit Umweltsteuern und dem weltweit größten Emissionsrechtehandel werden in der EU und in Deutschland schon lange Instrumente eingesetzt, die zur Senkung der Treibhausgasemissionen...
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Auch der innereuropäische Luftverkehr ist seit 2012 in das EU-EHS einbezogen. Aktuell liegt der Preis für ein Zertifikat, das zur Emission von einer Tonne CO2 berechtigt, bei 85 Euro. In Europa sind die Emissionen der vom Emissionshandel erfassten Sektoren seit 2005 um 36 Prozent gesunken. In Deutschland gibt es seit 2021 zudem den nationalen Emissionsrechtehandel für die Sektoren Wärme und Verkehr.
Fazit für die Klimapolitik:
- Der Vorwurf vieler Aktivisten, klimapolitisch würde nichts geschehen, ist falsch. Mit Umweltsteuern und dem weltweit größten Emissionsrechtehandel werden in der EU und in Deutschland schon lange Instrumente eingesetzt, die zur Senkung der Treibhausgasemissionen beitragen.
- Der Emissionshandel sorgt dafür, dass niedrig hängende Früchte zuerst gepflückt werden. Da es für das Weltklima egal ist, wo Emissionen vermieden werden, sollten alle Anstrengungen auf eine Ausweitung des Emissionshandels gelenkt werden. Statt in Deutschland (und Europa) krampfhaft und mit erheblichem finanziellen Aufwand sämtliche Emissionen vermeiden zu wollen, wäre es wohl deutlich günstiger, zunächst die tiefer hängenden Früchte auch in anderen Teilen der Welt zu pflücken. Dafür könnten ärmere Länder finanziell unterstützt werden.
- Für eine kosteneffiziente Klimapolitik ist nur eine einzige politische Entscheidung nötig: Wie hoch dürfen die CO2-Emissionen künftig noch sein? CO2-Emissionen werden durch die handelbaren Emissionsrechte zu einem knappen Gut. Der Umgang mit knappen Gütern wird nachweislich am besten vom Markt geregelt. Damit wird Klimaschutz allerdings zu einer relativ geräuschlosen Veranstaltung. Die Preise für CO2-Emissionen werden sukzessive steigen und somit auch die Preise für besonders klimaschädliche Waren und Dienstleistungen.
Die Bürger müssen immer mal wieder ihr Verhalten anpassen, und sie würden sicher über steigende Preise jammern. Doch das ist wahrlich nichts Neues. Die Marktwirtschaft sorgt allerdings dafür, dass das Jammern auf das geringstmögliche Maß reduziert wird. Wahrscheinlich würde auch das gesellschaftliche Klima wieder etwas entgiftet, wenn der Klimaschutz ausschließlich über Preise gesteuert wird und nicht mehr durch erratische Vorschläge regulierungsfreudiger Politiker, Aktivisten, Freunde oder Nachbarn.
Eine kosteneffiziente Klimapolitik ist nicht umsonst. Aber sie ist deutlich billiger, als das Klima durch detaillierte Auflagen und Verbote schützen zu wollen. Manche Kritiker meinen hingegen, auf Zertifikate allein zu setzen, ist zu teuer. Der Preis für die Emissionszertifikate würde durch die Decke gehen, wenn ergänzend nicht auch Verbote als klimapolitisches Instrument eingesetzt werden.
Doch das stimmt eben gerade nicht. Der Preis, der beim Emissionshandel entsteht, macht die Kosten der Klimaschutzpolitik lediglich transparent. Billiger geht es nicht – auch nicht mit Verboten. Wer glaubt, dass Verbote kostenlos oder zumindest billiger sind, hat vermutlich noch nie etwas von Opportunitätskosten gehört. Sie entstehen durch entgangenen Nutzen.
Menschen wägen Kosten und Nutzen ab
Würde man zum Beispiel das Autofahren verbieten, würden die meisten Menschen dadurch keine direkten finanziellen Kosten haben. Sie würden sogar Geld sparen, weil sie kein Auto mehr brauchen und kein Benzin mehr kaufen. Aber ihnen würde der gesamte Nutzen entgehen, der durch das Autofahren entsteht. Und diesen Nutzen bewerten Menschen offenkundig höher als die Kosten des Autofahrens. Sonst hätten sie sich aus Kostengründen ja längst gegen das Autofahren entschieden.
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