Massive Kosten Warum wir uns an den Klimawandel anpassen müssen
Der Klimawandel erhöht die Wahrscheinlichkeit wetterbedingter Naturkatastrophen: Sie treten heute zehnmal so häufig auf wie in den 1960er-Jahren und haben von 2010 bis 2019 geschätzt 383 Millionen US-Dollar gekostet – und zwar täglich. Wir müssen uns daher an den Klimawandel anpassen.
Auch in diesem Sommer gab es weltweit extreme Wetterereignisse:
- Auf Hawaii kam es im August zu den schlimmsten Waldbränden in den USA seit über einem Jahrhundert. Sie forderten fast 100 Todesopfer und verursachten Schäden in Höhe von bis zu 6 Milliarden US-Dollar.
- Eine anhaltende Dürre in Kanada führte zu der schlimmsten Feuersaison seit Beginn der Aufzeichnungen. Die in Flammen stehende Fläche war viermal so groß wie im Durchschnitt; ganze Städte mussten evakuiert werden.
- Europa hatte mit extremer Hitze zu kämpfen. Die Temperaturen in Spanien, Griechenland, Italien und Albanien betrugen mehr als 40 Grad Celsius.
Norditalien wurde von heftigen Stürmen heimgesucht. Melonengroße Hagelkörner richteten massive Schäden an.
Verglichen mit dem Kampf gegen den Klimawandel war die Anpassung an seine Folgen in der Vergangenheit unterfinanziert. Die Gesamtkosten dafür werden allein für die Entwicklungsländer bis 2050 auf bis zu 500 Milliarden US-Dollar jährlich geschätzt. Jüngste wissenschaftliche Erkenntnisse deuten darauf hin, dass die Auswirkungen einer Erwärmung um 1,5 Grad Celsius größer sind als erwartet. Daher sind diese Prognosen wahrscheinlich noch deutlich zu niedrig angesetzt.
Mögliche Maßnahmen – von einfach bis hochkomplex
In der Praxis kann die Anpassung an den Klimawandel durch einfache Verhaltensänderungen geschehen. Dazu gehört die Verwendung von weniger Wasser in Dürreperioden oder der Anbau von Pflanzen, die besser mit dem veränderten Klima zurechtkommen.
Es kann sich aber auch um groß angelegte High-Tech-Lösungen handeln. So ist beispielsweise der Wasserstand des Albert-Kanals in Belgien – einer für die Wirtschaft wichtigen Wasserstraße – gesunken und liegt gelegentlich auf einem für die kommerzielle Schifffahrt zu niedrigem Niveau. Es wird erwartet, dass dies aufgrund des Klimawandels künftig noch häufiger der Fall sein wird.
Als Reaktion darauf wurden für jeweils 7 Millionen Euro sieben Schleusen gebaut, die das Wasser stromaufwärts pumpen. Bei Überfluss lassen die Schleusen Wasser ab und erzeugen gleichzeitig Strom aus Wasserkraft. Die Behörden gehen davon aus, dass das System mehr Strom erzeugen wird, als für seinen Betrieb benötigt wird.
Investitionen zur Klimaanpassung zahlen sich aus
In den USA hat das Nationale Institut für Gebäudewissenschaften (National Institute of Building Sciences, NIBS) festgestellt, dass sich die Katastrophenschäden in den USA durch Stürme, Überschwemmungen, Erdbeben und Brände auf durchschnittlich 100 Milliarden US-Dollar pro Jahr belaufen. Kosteneffiziente Anpassungsstrategien könnten diese Auswirkungen verringern. Durch die Einführung neuer Bauvorschriften könnten 11 US-Dollar pro investiertem US-Dollar eingespart werden. Die Optimierung von Straßen, Telekommunikations- sowie Energieinfrastrukturen könnte 4 US-Dollar pro US-Dollar einsparen.
In den USA waren zuletzt Fortschritte zu verzeichnen. Die Regierung Biden hat 3 Milliarden US-Dollar für Anpassungsmaßnahmen bereitgestellt. Mit 1,8 Mrd. US-Dollar werden Projekte zur Stärkung der Widerstandsfähigkeit unterstützt. 642 Millionen US-Dollar sind für den Hochwasserschutz vorgesehen.
Welche Rolle Investoren spielen können
Investoren und Vermögensverwalter können eine wichtige Rolle bei der Anpassung an den Klimawandel spielen. Derzeit entfallen nur 21 Prozent der Klimafinanzierung aus wohlhabenderen Ländern auf entsprechende Maßnahmen – also rund 16,8 Milliarden US-Dollar.
Die Mobilisierung von privatem Kapital für diese Projekte ist hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Das mit Investitionen in neuartige Projekte verbundene Risiko könnte private Organisationen davon abhalten. Darüber hinaus sind viele der Vorteile von Anpassungsprojekten entweder kurzfristig schwer zu erfassen – zum Beispiel die vermiedenen künftigen Verluste – oder nicht zu monetarisieren.
Um private Investoren anzulocken, sind kreative Strategien gefragt:
- Öffentliche Einrichtungen, die eine Reihe von Finanzierungsquellen nutzen, um den nicht-marktbezogenen Nutzen ihrer Investitionen zu erfassen und sie zu ermutigen, mehr Anpassungsprojekte mit privatem Kapital zu finanzieren.
- Nutzung von Multi-Stakeholder-Deal- und Finanzierungsstrukturen, um den Nutzen von Maßnahmen auf lokaler Ebene besser zu erfassen.
- Um Risiken in der Frühphase zu übernehmen und das Risikoprofil von Projekten zu verbessern, könnte eine Koalition aus öffentlichen Einrichtungen, Entwicklungsbanken und anderen internationalen Finanzinstitutionen, Philanthropen und Regierungen private Investitionen über Blended Finance attraktiver machen.
Dies ist keineswegs eine exklusive Liste. Und mit der Verschärfung von Wetterextremen wird die Dringlichkeit wirksamer Anpassungslösungen noch zunehmen.