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Klimawandel: Wie regierbar ist unsere Welt?

Andreas Korth vom Good Growth Institut
Andreas Korth vom Good Growth Institut
Der Zweck heiligt die Mittel. Anders ist der Applaus der Mehrzahl der übernächtigten Delegierten zum Schlussprotokoll, dass vom Gipfelpräsidenten, Katars Vizepremier Abdullah bin Hamad Al-Attiyah, quasi im Alleingang durchgehämmert wurde, kaum zu bewerten. Die Proteste, vor allem Russlands, wurden einfach ignoriert, die Verlängerung des auslaufenden Kyoto Protokolls bis 2020 durchgeboxt und damit zumindest ein völliges Scheitern des Gipfels verhindert. Dass hier ein Scheinkonsens erzielt wurde, dürfte allen Beteiligten klar sein. Es bleibt abzuwarten, ob die geplanten Gespräche zur Erarbeitung eines Prozesses für einen neuen globalen Klimavertrag wirklich zielführend sein werden.
Der Gipfel in Doha hat wieder einmal gezeigt, dass die politischen Bemühungen weltweit auch weiterhin vor allem auf konventionelles Wirtschaftswachstum abzielen. Unabhängig davon, ob die Delegierten demokratische oder totalitäre Systeme repräsentieren: Die Handlungssysteme der Staatenlenker lassen es nicht zu, ohne mehr Bruttosozialprodukt an ökonomische, soziale, geschweige denn ökologische Probleme heranzugehen.
Klimaschutz kostet erst einmal Geld und schränkt die wirtschaftlichen Spielräume ein. Eine Begrenzung der Emissionen führt damit zugleich auch zu einem ökonomischen Verteilungsproblem. Wenn man die Verschmutzungsrechte nach Köpfen der Bevölkerung verteilt, was basisdemokratisch sicherlich zu begrüßen wäre, käme es zu einer gewaltigen Umverteilung von den Industrieländern hin zu den Schwellen- und Entwicklungsländern. Weder Europa noch die USA befinden sich aktuell in der wirtschaftlichen Lage, um mit ehrgeizigen Klimazielen eine Vorreiterrolle zu übernehmen.
Obwohl die massiven wirtschaftlichen Konsequenzen einer weiteren Erderwärmung mittlerweile nicht mehr in Zweifel gezogen werden, kommen die Verhandlungen nicht voran. Auch für künftige Verhandlungen sehe ich schwarz, solange für alle Beschlüsse das Einstimmigkeitsprinzip gefordert ist. Man darf sich zu Recht fragen, ob unsere Welt in globalen Fragen überhaupt regierbar ist.
Hier müssen wir uns als Bürger allerdings auch an die eigene Nase fassen: Haben wir nicht auch selbst ein komisches Gefühl bei der Vorstellung, dass beispielsweise in Brüssel und nicht mehr in Berlin über die Verwendung deutscher Steuermittel entschieden wird? Wie viele deutsche Wähler würden es wohl befürworten, wenn ein noch ferneres Weltkomitee legitimiert würde, über Klimaschutzauflagen für Deutschland und die Folgekosten daraus zu entscheiden?
Die Ergebnisse von Doha sind letztlich ein Spiegel der rund 8 Milliarden menschlichen Egoismen auf dieser Welt. Nur wenn wir Bürger selbst die Bereitschaft zu Verzicht und zu Veränderung zum Schutz unseres Globus zeigen, werden die Politiker auch den Mut haben, unpopuläre aber richtungsweisende Entscheidungen von einer Weltklimakonferenz mit nach Hause zu bringen.
Andreas Korth leitet das Good Growth Institut für globale Vermögensentwicklung und berät den BN&P Good Growth Fund (WKN: HAFX2F) bei der Auswahl von sozialen Investments. Der BN&P Good Growth Fund ist ein ethischer Mischfonds mit einem starken Schwerpunkt im Bereich Mikrofinanz. Als Vermögensverwalter und Finanzplaner berät Andreas Korth mit seinem Unternehmen WerteWachstum Hartl, Korth & Co. auch eigene Kunden im privaten und institutionellen Bereich.

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