Kommentar aus der Redaktion Probier’s mal mit … dem Gleichgewicht?
Ich schreibe gerade eine Serie für das private banking magazin über Smart-Beta-Indexfonds. Smart-Beta – das sind jene Strategien, die herkömmlichen Indizes die altbekannten Mängel austreiben und sie schlagen sollen. Vorlage ist immer ein Index, der klassisch nach dem frei handelbaren Börsenwert der Mitglieder aufgebaut ist. Nach dem Motto: Je größer das Unternehmen, desto schwerer wiegt es im Index. Die Smart-Beta-Methoden reichen von Fundamentalanalyse über Markttechnik bis hin zu Neugewichtungen, die einiges an Rechenleistung verbrauchen. Das ist mitunter hochkomplex. Kann man mögen, muss man aber nicht.
Peinlich wird die Sache erst, wenn man sich die Ergebnisse der wohl einfachsten Smart-Beta-Strategie überhaupt ansieht: Alle Indexmitglieder erhalten dasselbe Gewicht. Vor allem bei den großen, breit gestreuten Indizes sind die Ergebnisse furios. Der gleichgewichtete MSCI World hängt sein Original auf Sicht von 15 Jahren um 93 Prozentpunkte ab. Der Stoxx Europe 600 Equal Weighted liegt im selben Zeitraum um 58 Prozentpunkte vor dem normalen Index. Warum? Weil beide Abwandlungen nicht prozyklisch gut gelaufenen Werten hinterher rennen. Sie sind schlicht gar nicht zyklisch. Mit anderen Indizes sieht es ähnlich aus. Eine der Ausnahmen: der Hightech-Index Nasdaq 100. Hier war es nicht verkehrt, Apple immer höher und höher und höher im Portfolio zu haben. Den Dax gibt es noch nicht gleichgewichtet.
Das Angebot auf dem deutschen Markt für gleichgewichtete Indexfonds spricht Bände. Es gibt den Ossiam Stoxx Europe 600 Equal Weight ETF und den DB X-Trackers S&P 500 Equal Weight ETF. Sonst nichts. Beide zusammen sind weniger als 400 Millionen Euro schwer.
Offensichtlich ist es doch nicht so schwer, einen Index zu schlagen. Warum nur halten Investoren noch immer an Dax, Euro Stoxx 50 und den anderen fest? Haben sie noch immer nicht gemerkt, dass es nicht ratsam ist, vergangenen Kursanstiegen hinterherzulaufen? Ist es Bequemlichkeit? Ist es der Wunsch, wirklich denselben Index zu haben, den uns Anja Kohl täglich kurz vor der Tagesschau ansagt?
Es ist verständlich, dass manche Anleger nicht viel für aktives Management übrig haben. Es ist verständlich, dass sie Gebühren sparen wollen. Es ist verständlich, dass sie einfache Produkte haben wollen. Doch es ist absolut unverständlich, warum sie weiter die prozyklischen Vehikel einer vergangenen Zeit nutzen, anstatt die allereinfachste Methode überhaupt: die des Gleichgewichts.
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