Kommentar aus der Redaktion Was der Kursrutsch über den Bitcoin preisgibt
Wer wissen will, wie dünn das Eis für Krypto-Spekulanten wirklich ist, bekommt in dieser Woche wieder ein paar Beispiele geboten: Von fast 7.400 Dollar je Bitcoin ging es allein am 5. September innerhalb des Tages auf 7.000 Dollar runter – minus 5 Prozent. Am nächsten Tag ging es weiter auf 6.400 Dollar. Und heute sind wir knapp unter 6.500 Dollar. Anderen Kryptowährungen erging es ähnlich.
Die Gründe sind schnell gefunden und lassen tief blicken. Einerseits gilt es als Kursbremse, dass es bis heute keinen Indexfonds auf Bitcoin gibt (Wer will so was eigentlich?). Außerdem stößt Bitcoin-Freunden sauer auf, dass die bösen Buben von der Europäischen Union ihre innig geliebte Anonymität abschaffen und den Markt regulieren will. Ein entsprechendes Papier kommt heute in Wien auf den Diskussionstisch. Und drittens, hat die US-Superbank Goldman Sachs angeblich ihre Pläne auf Eis gelegt, in den Bitcoin-Handel einzusteigen. Allerdings bestreitet sie das.
Dass diese drei Umstände derart auf den Kurs drücken, zeigt nur, wie weit der Bitcoin noch immer davon entfernt ist, eine ernstzunehmende Währung zu werden. Hinter ihm steht keine Volkswirtschaft, keine Substanz, kein gar nichts. Er ist noch immer ein Spielzeug für Glücksritter, die reich werden wollen.
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Und für noch eine andere Bevölkerungsgruppe: Denn dass simple Regulierungspläne – die ja für jede andere Währung gelten – den Bitcoin einbrechen lassen, zeigt die Angst mancher Leute, im Bitcoin-Universum die Maske der Anonymität fallenlassen zu müssen. Erinnern wir uns: Die Erpresser mit dem Wannacry-Computervirus wollten sich in Bitcoin bezahlen lassen. Der verstorbene Darknet-Betreiber Alexandre Cazes hatte sein halbes Vermögen in Bitcoin. Seit Monaten prasseln Spam-Mails in die Postfächer, in denen Knackis Bitcoin haben wollen. Sonst veröffentlichen sie ein angeblich gedrehtes Masturbationsvideo (das BKA hat auf Twitter gewarnt). Und dass die Russenmafia den Bitcoin liebt, ist ja auch nicht neu.
Was den Kurs hingegen gestützt hätte, wäre normale geschäftliche Nachfrage gewesen, ein Grundrauschen. Nachfrage, die im täglichen Zahlungsverkehr entsteht, wenn tatsächlich mal legale Waren mit Bitcoin bezahlt werden. Ob es das schon gibt, lässt sich schwer sagen. Denn Bitcoin ist nun mal alles andere als transparent. Aber viel kann es nicht sein.
Der Weg ist weit: Jetzt muss die EU Regeln aufstellen und Anonymität eindämmen. Das wird einige illegale Bitcoiner vertreiben. Dann muss das System schneller werden, und mehr Händler müssen Bitcoin akzeptieren. Dann klappt’s vielleicht auch als echte Währung.