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Unicredit erhöht Commerzbank-Anteil: Orcels Schachzug
Wer verstehen will, wie Machtübernahmen im Bankensektor heute funktionieren, muss nur nach Frankfurt blicken. Dort zeigt die italienische Unicredit gerade, dass man für eine feindliche Übernahme keine martialischen Gesten mehr braucht – derivative Finanzinstrumente tun es auch.
Während man in Berlin vor Kurzem noch über „unfreundliche Übernahmen“ und den Schutz deutscher Bankeninteressen diskutierte, hat Andrea Orcel, Chef der Unicredit, wieder einmal Fakten geschaffen. Scheibchen für Scheibchen erhöht er seinen Einfluss – erst 21 Prozent, jetzt 28 Prozent.
Die Methode erinnert an das alte römische „divide et impera“, nur dass es hier nicht um Provinzen geht, sondern um Aktienpakete. Man könnte auch sagen: Während Berlin noch das Grundgesetz der Bankenrettung studiert, hat Orcel schon die Schlüssel zur Commerzbank-Zentrale bestellt.
Das Besondere dabei: Orcel nutzt geschickt die Lücken des Systems. Der Großteil der Beteiligung besteht aus Finanzderivaten – ein eleganter Umweg um die strengen Auflagen der europäischen Bankenaufsicht. Während die EZB noch prüft, ob Unicredit überhaupt mehr als 10 Prozent direkt halten darf, hat sich die Bank längst eine Position gesichert, die bei Hauptversammlungen den Unterschied machen könnte.
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Hat die Commerzbank noch eine eigenständige Zukunft?
Die Commerzbank reagiert mit der kühlen Distanz eines Instituts, das offiziell noch an seine Unabhängigkeit glaubt. Man konzentriere sich auf die eigene Strategie, heißt es aus Frankfurt. Der Kapitalmarkttag im Februar soll die Zukunftsfähigkeit der Bank demonstrieren. Doch die Frage ist: Wird es dann noch eine eigenständige Zukunft geben? Oder ist diese geplante Übernahme der Auftakt zum einheitlichen europäischen Bankenmarkt?
Dies ist ein persönlicher Kommentar, der ausschließlich die subjektive Meinung und Sichtweise des Autors widerspiegelt. Die hier dargestellten Ansichten, Interpretationen und Schlussfolgerungen repräsentieren nicht notwendigerweise die Position oder offizielle Haltung des Unternehmens.