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Kommentar von Schroders Too big to fail? MiFID II und die Zukunft der Finanzmarktregulierung

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Zukunftsmodell Honorarberatung?

Sollen Finanzberater das Vertrauen ihrer Kunden genießen? Soll sich gleichzeitig ein professioneller Markt etablieren? Warum sollten dann die Berater kostenlos arbeiten? Wer einen Arzt um Rat fragt, erwartet auch nicht, dass die Pharmaindustrie seine Diagnose bezahlt. Im Honorarmodell liegen ideale Vorteile, lässt sich die Situation zusammenfassen. Die Stimmen der Kritiker werden dennoch gehört. Die eigene Zukunft finanziell abzusichern und sich entsprechend beraten lassen: Das schieben viele Menschen gern vor sich her und diese Tendenz wird sich eher verstärken, wenn sie für eine Initialberatung Geld bezahlen müssen. Deshalb ist nicht auszuschließen, dass sich einige Finanzberater aus dem Markt zurückziehen werden, sollte die Regulierung zu weit gehen.

Die Geschäftsmodelle in der Finanzindustrie werden sich definitiv verändern. Besondere Sorgen bereitet mir die zeitliche Umsetzung, denn schon im Januar 2017 soll MiFID II in Kraft treten. Wir sind bereits im Juni 2015 angekommen, doch die endgültige Ausgestaltung kennen wir noch immer nicht. Wir werden nicht müde herauszustellen, dass das Zeitfenster bis 2017 extrem eng ist. Bis wir den genauen Wortlaut kennen und den Umfang nötiger Nachbesserungen identifiziert haben, sind fachliche Kurskorrekturen kaum noch möglich.

Ich bezeichne MiFID II bereits als RDR auf gesamteuropäischer Ebene. Meine Zwischenbilanz mit Blick auf Großbritannien fällt jedoch insgesamt positiv aus: Viele der Schreckensszenarien haben sich am Ende nicht bewahrheitet und unter dem Strich können sich die Ergebnisse sehen lassen – auf der einen Seite natürlich, weil die Abschlusszahlen nicht wie befürchtet abgestürzt sind. Was auf der anderen Seite viel wichtiger ist: Die Finanzberatung hat sich insgesamt professionalisiert. Es gab zwar Marktbereinigungen und einige Berater haben sich zurückgezogen. Dies führte aber keinesfalls zu einer erheblichen Beratungslücke oder dazu, dass Beratung nicht mehr flächendeckend verfügbar ist. Außerdem lässt sich mit dem Einsatz neuer Technologien der ein oder andere Engpass in Zukunft ganz sicher ausgleichen.

Vermögensberatung per Videokonferenz mag vielleicht noch eine Ausnahme darstellen, die in vielen Situationen jedoch nicht schlechter als ein klassisches Beratungsgespräch sein muss: Zumal die neuen Medien ohnedies die Beratung verändern werden.

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