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Kommentare zur Schweizer Gold-Initiative „Ein goldener Schuss ins Knie“

Maximilian Uleer, Portfoliomanager Sal. Oppenheim jr. & Cie
Maximilian Uleer, Portfoliomanager Sal. Oppenheim jr. & Cie
Kommentar von Maximilian Uleer, Portfoliomanager Sal. Oppenheim jr. & Cie

Diesen Sonntag stimmen die Schweizer Bürger über die Initiative „Rettet unser Schweizer Gold“ ab.

Die Initiative möchte der Schweizer Nationalbank (SNB) drei Regeln vorgeben:

1. Alle Goldreserven müssen in der Schweiz gelagert werden.
2. Gold muss mindestens einen Anteil von 20 Prozent am Vermögen der Nationalbank haben.
3. Gold darf nicht verkauft werden.

Ziel der Initiative ist, durch eine erhöhte Goldreserve der Notenbank das heimische Währungssystem zu stützen. Tatsächlich würde sie jedoch das Gegenteil bewirken. Selbst die sonst politisch unabhängige Schweizer Nationalbank warnt mit deutlichen Worten vor der Initiative und fürchtet um ihre Handlungsfähigkeit.

Das kleinste Problem stellt dabei die Forderung nach der Lagerung schweizerischen Goldes in der Schweiz dar. Nur etwa 30 Prozent des Schweizer Goldes lagern aktuell im Ausland, größtenteils in Großbritannien und Kanada. Ob die Verlagerung der im Ausland gelagerten Bestände sinnvoll ist, bleibt dahingestellt. Umsetzen ließe sich die Forderung aber problemlos.

Wesentlich problematischer ist die zweite Forderung: Während 2009 der Anteil von Gold am Vermögen der SNB noch etwa 20 Prozent betrug, sank er bis heute auf etwa 8 Prozent. Der Grund hierfür liegt in der enormen Ausweitung der Schweizer Bankbilanz, mit der einer Aufwertung des Schweizer Franken in Folge der Finanz- und Eurokrise entgegengewirkt werden sollte. Durch die Ausweitung der Geldmenge konnte die SNB den Franken bei 1,2 je Euro stabilisieren und so die exportabhängige Schweizer Wirtschaft stützen.

Um den Goldanteil wieder auf 20 Prozent anzuheben, müsste die SNB für rund 65 Milliarden Franken etwa 1.500 Tonnen Gold ankaufen. Diese Menge entspricht zwar etwa der Hälfte der jährlichen weltweiten Minenproduktion; die SNB hätte jedoch fünf Jahre Zeit, die Forderung umzusetzen. Ein Grund, auf steigende Goldpreise zu spekulieren, bietet sich daher nicht. Die täglichen Handelsvolumina übertreffen die jährlichen Produktionsmengen deutlich. Der Einfluss der sich über Jahre streckenden SNB-Ankäufe auf den Goldpreis wäre marginal.

Die SNB müsste jedoch auch nach den fünf Jahren darauf achten, die Goldquote einzuhalten. Starke Ausweitungen der Geldmenge über kurze Zeiträume würden dann zwangsläufig zu massiven Goldkäufen führen. Bei einer Ausweitung um beispielsweise 150 Milliarden Franken, wie in 2012, müsste die SNB zukünftig gleichzeitig Gold mit einem Gegenwert von 30 Milliarden Schweizer Franken kaufen.

Der so entstehende kurzfristige Kaufzwang hätte einen wesentlich stärkeren Einfluss auf den Goldpreis als die langfristige Anhebung der Goldquote. Dadurch, dass die SNB ständig die Goldquote in ihre geldpolitischen Überlegungen einbeziehen müsste, würde sich ihre Handlungsfähigkeit unnötig reduzieren.

Schwierig wird es auch, wenn der Goldpreis stärker fallen sollte als andere Aktiva der SNB Bilanz – angesichts der hohen Schwankungsbreite bei Gold ein wahrscheinliches Szenario. Auch in dem Fall müsste die SNB Gold nachkaufen.

Die dritte Forderung der Initiative ist ein Verbot für die Nationalbank, Gold zu verkaufen. Das heißt, wenn die SNB in der Zukunft ihre Bilanz wieder verkürzen möchte, um beispielsweise einem fallenden Franken oder einer steigenden Inflation entgegenzuwirken, würde sie auf dem zuvor gekauften Gold sitzen bleiben. Das Verkaufsverbot könnte sogar dazu führen, dass die SNB weder Zinsen noch Kursgewinne auf der Aktivseite realisieren kann. Um Forderungen auf der Passivseite zu bedienen, müsste die SNB dann weiteres Geld schöpfen.

Insgesamt lässt sich feststellen, dass die Initiative, die zur Stabilisierung des Währungssystems gedacht ist, das Gegenteil bewirken würde. Die neuen Zusatzbedingungen der Initiative würde die Handlungsfähigkeit der SNB unnötig einschränken. Eine Entwicklung, die spekulative Marktteilnehmer dazu nutzen könnten, die Handlungsfähigkeit der SNB zu testen.

Zur Umsetzung der Initiative bedarf es einer einfachen Mehrheit unter den Wählern und einer mehrheitlichen Zustimmung der Kantone. Die Schweizer Nationalbank darf hoffen: Laut einer aktuellen Umfrage lehnen 47 Prozent der Schweizer die Initiative ab, während nur 38 Prozent dafür stimmen würden. Die Chancen für die Initiative und den damit verbundenen Gold-Kaufzwang durch die Schweizer Nationalbank stehen damit schlecht. Einen attraktiven Einstiegszeitpunkt für Goldinvestoren sehen wir daher nicht. Sollten sich die Schweizer Bürger jedoch entgegen den aktuellen Umfragen für die Initiative entscheiden, könnte Gold wieder an Attraktivität gewinnen.

Lesen Sie auf der nächsten Seite den Kommentar von Willem Buiter, Chefvolkswirt der Citigroup

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