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Von in AnalysenLesedauer: 4 Minuten
Feuerwehreinsatz mit Löschschaum
Feuerwehreinsatz mit Löschschaum: Das Löschmittel enthält schädliche Kunststoffe, womit Feuerwehrübungsplätze zu den am meisten mit PFAS belasteten Orten gehören. | Foto: Imago Images / HärtelPRESS
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Die Versicherungsbranche steht womöglich vor dem teuersten Versicherungsschaden ihrer Geschichte. Zu diesem Ergebnis kommen die Analysten der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) in einer aktuellen Research-Studie. Denn: Schadenersatz-Forderungen wegen extrem langlebiger per- und polyfluorierter Chemikalien (PFAS) könnten zu einer größeren finanziellen Belastung als der weltweite Asbest-Skandal führen.

Seit einigen Jahren mehren sich die Fälle, in denen Versicherer wegen der Deckung von Schäden bedingt durch PFAS verklagt werden. Zuletzt verstärkte der Fall des Mischkonzerns 3M in den USA die Aufmerksamkeit für das Thema. Im Juni 2023 einigten sich der Konzern und die zuständigen Behörden im Rahmen eines Vergleichs auf die Zahlung von 10,3 Milliarden US-Dollar an öffentliche Wasserversorger, die PFAS in ihrem Trinkwasser nachweisen können. Dabei handelt es sich um die bisher höchsten Zahlungen im Zusammenhang mit Klagen aufgrund von PFAS-Belastungen.

Das steckt hinter PFAS-Chemikalien 

Langlebige per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen sind wasser-, fett- und schmutzabweisend sowie chemisch und thermisch sehr stabil. Die mehr als 12.000 existierenden Verbindungen der Stoffgruppe kommen daher in unzähligen Anwendungsbereichen der Industrie zum Einsatz. Typische Produkte sind etwa Kosmetika, Kochgeschirr, Papierbeschichtungen, Textilien, Löschschaum und Autowachse.  

Allerdings birgt ihre Widerstandsfähigkeit auch Probleme. Fachleute bezeichnen die Kunststoffe als Ewigkeitschemikalien – mit entsprechenden Schwierigkeiten bei deren Entsorgung. Inzwischen sind sie weltweit omnipräsent im Regen- und Grundwasser, im Blut jedes Menschen sowie den Pflanzen und Tieren.

Einige PFAS stehen im Verdacht, schwerwiegende oder tödliche Krankheiten wie Krebs zu verursachen. Aufgrund der negativen Auswirkungen auf Umwelt und Lebewesen gibt es einen Stoff, dessen Verbreitung und schädliche Wirkung mit Blick auf Versicherungsschäden am ehesten mit denen von PFAS vergleichbar sein dürfte: Asbest. Die Erkenntnisse aus dem Asbest-Skandal lassen sich laut des Research-Team von LBBW daher auch auf PFAS-Schäden beziehen. 

 

Für Versicherer können die Klagen teuer werden 

Demnach beziehen sich die Schadensersatz- und Schmerzensgeldklagen vor allem auf die Haftpflicht der Unternehmen für Umweltverschmutzung und Gesundheitsschädigung (oder Tod). Die Schäden treten zwar weltweit auf, die Schadensersatzzahlungen konzentrieren sich aber hauptsächlich auf die USA. Nicht selten werden pro Fall mindestens 2 Millionen US-Dollar fällig. In den USA haben einige Versicherer seit den Asbest-Fällen Ausschlussklauseln für Umweltverschmutzung in ihrer Firmenhaftpflicht.

Europäische Versicherer sind dann stark betroffen, wenn sie eine hohe Präsenz in der US-Firmenhaftpflicht haben. Zudem dürften Rückversicherer stärker belastet sein als Erstversicherer. Die möglicherweise höchste Exponierung vermutet Versicherungsanalyst Werner Schirmer daher bei Swiss Re, die im vergangenen Jahr 28 Prozent aller Prämien im US-Schaden- und Unfallgeschäft verdiente und knapp 14 Prozent der gesamten Einnahmen im Haftpflichtgeschäft generierte. Dahinter erwartet LBBW Research die Hannover Re, Munich Re und Zurich.

Die gesamtwirtschaftlichen Folgen aus Umwelt- und Gesundheitsschäden lassen sich zum jetzigen Stand kaum beziffern. Eine Schätzung der schwedischen Umweltorganisation Chemsec über umgerechnet 130 Billionen Euro bis 2050 berücksichtigt beispielsweise die Kosten für die Beseitigung der bisherigen PFAS-Verschmutzung oder die Auswirkungen auf die Tierwelt nicht. Damit ist sie für Schirmer nicht aussagekräftig.

Das von PFAS ausgehende Risiko steht für den Analysten dennoch fest.  „Die Prognosen mögen zwar mit enormer Unsicherheit behaftet sein. Das Risiko, dass PFAS höhere Versicherungsschäden verursachen als Asbest, scheint jedoch nicht unerheblich zu sein“, urteilt Schirmer. Investoren sollten das Thema weiterhin im Auge behalten.

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