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Wie kam der neue Kompass-Vorstand zu seinem Job?

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Der Streit um die Kompass Group – ein schon jetzt denkwürdiges Schauspiel deutscher Insurtech-Geschichte. Parallel zu den von DAS INVESTMENT exklusiv berichteten Hintergründen des Konflikts, veröffentlichte auch das „Handelsblatt“ vergangene Woche einen Beitrag.
Dort tauchte erstmals der Name eines neuen Vorstands der Kompass Group AG auf: Nicos Pohland. Wie der Aufsichtsrat erhebt er schwere Vo...
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Der Streit um die Kompass Group – ein schon jetzt denkwürdiges Schauspiel deutscher Insurtech-Geschichte. Parallel zu den von DAS INVESTMENT exklusiv berichteten Hintergründen des Konflikts, veröffentlichte auch das „Handelsblatt“ vergangene Woche einen Beitrag.
Dort tauchte erstmals der Name eines neuen Vorstands der Kompass Group AG auf: Nicos Pohland. Wie der Aufsichtsrat erhebt er schwere Vorwürfe gegen die abberufenen Vorstände, die aus seiner Sicht unrechtmäßig das neue Unternehmen Kompass Group Deutschland AG gegründet hätten.
Neuer Vorstand war bisher in der Immobilienbranche
Doch wer ist Pohland? Er ist nicht nur seit Februar 2024 Gesellschafter bei zwei Immobilienverwaltungen und eines Bausanierers, sondern auch Geschäftsführer der Pohland Familienholding, deren Geschäftszweck laut Handelsregister unter anderem die „Verwaltung eigenen Vermögens und der Erwerb und die Verwaltung von Immobilien“ ist.
Im April wurde er nun auch Chief Restructuring Officer bei der Kompass Group, eine Position für Experten im Krisenmanagement und für die Neustrukturierung von Unternehmen. Verantwortlich für seine Ernennung ist der Aufsichtsrat, der den alten Vorstand um Firmengründer Matthias Schmidt abberufen hatte.
Pohland ist 25 Jahre alt. Laut Linkedin-Profil hat der neue Kompass-Vorstand Ausbildungen als Bauzeichner und Kaufmann für Versicherungen und Finanzen absolviert. Die letzte schloss er demnach 2021 ab. Sein Auftrag bei Kompass soll laut des „Handelsblatt“-Berichts sein, die Kontrolle über die Firma wiederherzustellen.
Die Frage unserer Redaktion nach seinen Erfahrungen in der Sanierung und Neustrukturierung von Unternehmen wollten weder er noch der Aufsichtsratsvorsitzende der Kompass Group Hans-Gerd Coenen beantworten.
Gleichzeitig Co-Geschäftsführer in Unternehmen von Kompass-Aufsichtsrat
Ein Job von Pohland taucht in seinem Linkedin-Profil nicht auf. Außer seinem neuen Posten bei Kompass bekleidet er seit dem 11. April 2024 auch den des Geschäftsführers der Uniqcorp GmbH aus Wiesbaden. Als Geschäftszweck des Unternehmens findet man auf der Plattform North Data die Information: „Die Beratung und operative Begleitung von Unternehmen in den Bereichen Unternehmensentwicklung, Finanzierung, Produktentwicklung, Markteintritt und Vertrieb.“
So weit, so unspektakulär. Beim Blick ins Handelsregister fällt jedoch ein ganz anderer Sachverhalt auf. Mit-Geschäftsführer des Unternehmens Uniqcorp ist Dr. U., stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Kompass Group. Und U. ist auch Vorstandsvorsitzender der Deutsche Treuwert Wealth Management (DTW), die knapp zehn Prozent der Anteile an der Kompass Group AG hält.
Immer wieder dieselbe Adresse
Mehr noch: Die Firmenadresse der Uniqcorp ist identisch mit der Wiesbadener Adresse der DTW. Sie ist damit auch identisch mit der Anschrift der Consigma Holding, eine Hausverwaltung, deren Vorstandsvorsitzender U. ist und die zu einem ihm zuzurechnenden Firmennetzwerk gehört, über dessen Geschäftspraktiken seit Monaten medial berichtet wird. Eine Berichterstattung, die aus Sicht der Rechtsanwaltskanzlei Dierlamm erhebliche Reputationsrisiken für die Kompass Group birgt, wie diese in einer Compliance-Untersuchung festgestellt hatte.


Aufsichtsratsvorsitzender spricht von „Inszenierung“
Der Aufsichtsratsvorsitzende Coenen spricht hingegen von einer „Inszenierung des Themas Reputationsrisiko im Rahmen einer geheimen Studie“ und wiederholt, dass die Untersuchung der Kanzlei Dierlamm nicht wie erforderlich vom Aufsichtsrat autorisiert worden sei. Das Vorgehen sei nur Mittel zum Zweck, mit dem die beiden entlassenen Vorstände über eigenes Fehlverhalten hinwegtäuschen wollten.
Schweizer Mailadresse des Vorstands wirft Fragen auf
Doch jenseits des Streits der beiden Parteien, der wohl bald vor Gericht entschieden wird, drängen sich neue Fragen auf – nach der Verbindung von Pohland zu U. Dass es eine solche Verbindung gibt, lässt auch ein weiterer Sachverhalt nahelegen: Nach der Inthronisierung von Pohland erhielt der abberufene Vorstand Post von der Anwaltskanzlei Rittershaus aus Mannheim. Darin werden die Ex-Vorstände Schmidt und Markus Renziehausen aufgefordert, sich mit dem neuen Vorstand in Verbindung zu setzen. Das Schreiben liegt DAS INVESTMENT vor.
Angegeben ist eine Mailadresse von Pohland mit einer Schweizer Domain. Doch diese ist nicht korrekt, vermutlich wegen eines versehentlichen Buchstabendrehers. Zwei von unserer Redaktion versandte Mails an die möglichen Adress-Varianten bestätigen dies und lassen nahelegen, dass es sich um die Domain eines Beratungsunternehmens aus St. Gallen handelt.
Vorwurf an Pohland, er sei nur ein Strohmann
Schmidt, der sich als designierter Vorstandsvorsitzender des neuen Unternehmens Kompass Group Deutschland bezeichnet, erklärt dazu: „Herr Pohland wurde uns durch ein anwaltliches Schreiben in seiner neuen Funktion vorgestellt. Enthalten waren auch Kontaktdaten des Herrn Pohland. Darunter eine E-Mail-Adresse der CN St. Gallen AG. Wer die Webseite dieses Unternehmens besucht, findet unter der Rubrik „Köpfe“ unseren ehemaligen Aufsichtsrat Dr. U. Wir müssen daher darauf schließen, dass es sich bei Nikos Pohland um einen Strohmann der Gegenseite handelt.“
Tatsächlich wird U. auf der Seite des genannten Unternehmens als Corporate Coach vorgestellt. Die Frage, ob all diese Verbindungen zu U. geeignet seien, einen Interessenkonflikt mit seiner neuen Vorstandstätigkeit herbeizuführen, beantwortet Pohland nicht. Auch die Frage zu dem gegen ihnen erhobenen Vorwurf, er sei ein Strohmann des Aufsichtsrats, bleibt unerwidert.
Fehlender Zugriff soll technisches Problem gewesen sein
Schriftlich teilt er noch Folgendes mit: „Die (...) bisher verwendete E-Mail-Adresse wurde seinerzeit auf Wunsch unseres Anwalts übergangsweise für mich eingerichtet, da wir technische Probleme mit dem Server der Kompass Group haben und ich eine Erreichbarkeit via Mail sicherstellen musste.“ Lösbar war dieses Problem scheinbar nicht, denn mittlerweile wurde, so Pohland, „übergangsweise für die Kompass Group ein weiterer Account eingerichtet.“
Schmidt sagt dazu: „Unsere IT-Infrastruktur gehört zur Vers-Kompass GmbH. Die Systeme funktionieren zuverlässig.“ Das Unternehmen besteht seit Gründung der Aktiengesellschaft im September 2023 rechtlich unabhängig am Karlsruher Standort fort. Schmidt ist einer von mehreren Geschäftsführern. Nach seinen Angaben wurde es wegen der sich bereits kurz nach AG-Gründung abzeichnenden Reputationsrisiken rund um U. nicht in die AG eingebracht.
Wer ist am Unternehmensstandort tätig?
Pohland hatte behauptet, der abberufene Vorstand habe die Kompass Group von Datenbanken regelrecht abgeschnitten. Diese Darstellung wirft auch deshalb Fragen auf, weil es nur einen physisch existierenden Firmenstandort gibt. Dieser befindet sich in Karlsruhe an der Adresse Am Sandfeld 15 A. Dort sind aber offensichtlich nur der alte Vorstand und die bisherigen Kompass-Beschäftigten tätig. Das zeigt auch ein aktuelles Video aus den Geschäftsräumen, welches DAS INVESTMENT exklusiv vorliegt.
Ein Sprecher der neuen Kompass Group Deutschland sagt auf Anfrage dieses Mediums, dass weder Aufsichtsrat noch Pohland jemals eine Zugangskarte für das Gebäude hatten oder dort ein Büro. Der neue Vorstand Pohland lässt die Fragen nach seinem Arbeitsstandort und mit welchen Mitarbeitern er innerhalb der Kompass zusammenarbeitet, wiederum unbeantwortet.
Schmidt erklärt: „Die Vorstellung, es gäbe zwei Kompass Groups, ist völlig illusorisch. Wir kennen Herrn Pohland nicht. Er sitzt auch nicht in unserem Büro in Karlsruhe. Niemand hat ihn dort gesehen. Herr Pohland oder auch unsere ehemaligen Aufsichtsräte hatten und haben keinen Zugriff.“



