Gut erklärt Wann man Währungskurse absichern sollte, und wann nicht
Die meisten Privatanleger stellen sich irgendwann einmal die Frage, ob sie ihr Portfolio gegen Währungsrisiken absichern sollten und wenn ja, wie. Im Kontext des Nachdenkens über Wechselkurssicherung [1] in einem global diversifizierten ETF-Portfolio, stellt sich schnell heraus, dass dieses Thema mehrere konzeptionell getrennte Teilaspekte besitzt, die sich partiell überlappen und gegenseitig beeinflussen.
Die sechs Aspekte der Währungen
In diesem Artikel behandeln wir diese Teilaspekte der Reihe nach und gelangen so zu einer generellen Einschätzung der Vor- und Nachteile von Währungssicherung in einem Privatanlegerportfolio. Die Aspekte sind: (a) Die Definition von Währungsrisiko, (b) die Kosten von Wechselkurs-Hedging, (c) das Konzept der „funktionalen Währung“, (d) das Konzept der „Berichtswährung“, (e) die Unterscheidung zwischen vermeintlichem und tatsächlichem Währungsrisiko sowie (f) die unterschiedliche Relevanz von Wechselkurssicherung im Aktien- und Anleihenteil (allgemeiner im Teil mit zinstragenden Anlagen) eines Gesamtportfolios.
Beginnen wir mit (a), der Definition von Währungsrisiko. Währungsrisiko ist das Risiko, dass eine Währung A gegenüber einer Währung B im relevanten Zeitraum ab- oder aufwertet und sich diese Änderung nachteilig auf die Rendite des betreffenden Investments auswirkt. Typischerweise steht einem Wechselkursrisiko auch eine symmetrische Wechselkurs-Chance gegenüber.
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In diesem Kontext ist zunächst eine fundamentale Einsicht der empirischen Finanzmarktforschung festzuhalten: Kaum etwas ist schwerer korrekt zu prognostizieren als die kurz- und mittelfristige Entwicklung von Wechselkursen, denn Devisenmärkte sind vermutlich die „informationseffizientesten“ Finanzmärkte überhaupt. Auf solchen Märkten ist es de facto unmöglich, mit öffentlich verfügbaren Informationen nach Kosten, Steuern und Risiko einen Vorteil gegenüber einem marktneutralen und prognosefreien Ansatz zu erzielen. Daher gilt: Wer sich auf die Wechselkursprognosen von „Experten“ in den Medien oder Banken verlässt, kann genauso gut Esmeralda und ihre Tarotkarten befragen. [2]
Nun zu (b), der „funktionalen Währung“ eines Privathaushaltes. Sie ist die Währung, in welcher der größte Teil oder alle seiner Zahlungsverpflichtungen (seiner Ausgaben oder „Cash-Outflows“) in der Zukunft „denominiert“ sind. Man könnte auch einfach sagen: Die „Heimatwährung“ des Haushaltes. Bei einem typischen Haushalt, der in Deutschland lebt, ist das der Euro; bei einem Haushalt in der Schweiz der Schweizer Franken. Das Konzept der funktionalen Währung ist an sich banal, aber seine Vergegenwärtigung ist die Grundvoraussetzung, um wirklich zu verstehen, wo überhaupt Wechselkursrisiko besteht und wo nicht.
Das Währungsproblem der Grenzgänger
Zwei funktionale Währungen hat die folgende vierköpfige Familie, die in Konstanz am Bodensee lebt: Ein berufstätiger Ehepartner (derjenige mit dem größeren Gehaltseinkommen) ist Grenzgänger und arbeitet im nahegelegenen Schaffhausen (Schweiz). Er bezieht sein Gehalt in Schweizer Franken. Der andere Ehepartner arbeitet in Konstanz und bezieht ein Euro-Gehalt. Die Familie hat für ihr Konstanzer Eigenheim einen Schweizer-Franken-Kredit aufgenommen, weil das Haupteinkommen in Franken denominiert ist. Der größte Teil der sonstigen Ausgaben für Konsum findet in Deutschland statt, also in Euro. Bei diesem Haushalt könnten die funktionalen Währungen Euro und Schweizer Franken z. B. im Verhältnis 70/30 aufgeteilt sein.
Punkt (c), das Konzept der „Berichtswährung“ eines Portfolios – bei Fonds die so genannte „Fondswährung“ – hat per se keine Relevanz für das Wechselkursrisiko eines Anlegers in diesem Portfolio oder Fonds. Dieser Aspekt von Währungsrisiko wird regelmäßig von Finanzjournalisten, oft von Privatanlegern und gelegentlich sogar von Profis missverstanden. Betrachten wir das Beispiel eines ETFs auf den MSCI World Standard Index. Solche ETFs werden in Deutschland sowohl mit der Fondswährung Dollar als auch mit der Fondswährung Euro angeboten.