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Konjunktur Das Ende des Gleichschritts

Holger Knaup, Geschäftsführer von der Albrecht, Kitta & Co. Vermögensverwaltung
Holger Knaup, Geschäftsführer von der Albrecht, Kitta & Co. Vermögensverwaltung
Während die amerikanische Notenbank Fed ihre ultra-lockere Geldpolitik etwas zurückfährt, öffnen die Europäische Zentralbank (EZB) und die Bank of Japan (BoJ) jetzt erst so richtig ihre Geldschleusen. Die divergierenden Maßnahmen der Notenbanken resultiert aus den unterschiedlichen Konjunkturentwicklungen. In den USA wächst die Wirtschaft wieder mit einer Jahresrate von rund 3 Prozent. Die Arbeitslosenquote sank unter 6 Prozent. Das entschlossene Handeln der Fed seit der Lehman-Pleite zeigt offenbar Wirkung.

Darüber hinaus verfügen die USA als Einwanderungsland über eine wachsende Bevölkerung. Das wirkt sich positiv auf die Demographie aus und stützt den Binnenkonsum. Dazu kommen noch Produktivitätsfortschritte und die Erschließung umfangreicher Öl- und Gasvorkommen durch die Fracking-Technologie. Der auch dadurch bedingte Verfall der Öl- und Gaspreise kommt für die amerikanischen Unternehmen und Verbraucher einer massiven Steuersenkung gleich. Das alles wirkt sich an den Aktien-, Anleihen- und vor allem an den Devisenmärkten aus. Die Wechselkurse spiegeln die zurückgewonnene Dynamik der größten Volkswirtschaft der Welt am deutlichsten wider. Seit dem Sommer 2014 stieg der US-Dollar gegenüber dem Euro um rund 12 Prozent. Im Vergleich zum japanischen Yen wertete der Greenback sogar um 17 Prozent auf.



Japanische Verhältnisse in Euroland

In der Eurozone und in Japan kommt die Konjunktur dagegen nur schleppend auf die Beine. In Euroland gehen die Verbraucherpreise immer weiter zurück. In Deutschland fiel die Teuerungsrate im November auf nur noch 0,6 Prozent. In Euroland liegt sie sogar noch tiefer – es droht möglicherweise eine Deflation. Das Wachstum ist kaum spürbar. Kurz gesagt: Es herrschen japanische Verhältnisse. Zwar verzeichnen Spanien, Portugal, Irland und selbst Griechenland wieder ein BIP-Plus von etwas mehr als 1 Prozent. Das wirtschaftlich bedeutendere Italien kämpft aber gegen rezessive Tendenzen. Auch Frankreich zeigt sich durch seinen Reformstau gelähmt.

Zumindest in Deutschland belebt sich die Konjunktur, wenn auch nur langsam. Die Bundesrepublik bleibt wohl auch 2015 international wettbewerbsfähig – trotz der „Reformen“ in der Renten- und Arbeitsmarktpolitik und der Einführung des Mindestlohns. In Deutschland ist allerdings seit Jahren eine chronische Investitionsschwäche zu beobachten.

Insgesamt bleibt in Euroland abzuwarten, welchen Impuls das von der EU-Kommission geplante Konjunkturpaket von 300 Milliarden Euro liefern kann und in welchem Umfang damit private Investitionen stimuliert werden. Zweifel am Erfolg Brüssels sind durchaus angebracht. Die internationalen Finanzinvestoren blicken auf jeden Fall mit Argusaugen auf Euroland. Das ist vor allem für den deutschen Aktienmarkt bedeutsam, da sich die 30 Dax-Konzerne mehrheitlich in ausländischer Hand befinden.


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