Deka-Chefvolkswirt Ulrich Kater
Konjunktur nach der Krise

Ulrich Kater ist Chefvolkswirt der Dekabank. Foto: Dekabank
Wie entwickelt sich die Wirtschaft nach der Corona-Krise? Deka-Chefvolkswirt Ulrich Kater gibt einen Überblick über aktuelle Indikatoren.
Das Thema Nachhaltigkeit bewegt Unternehmen, Kapitalmärkte, Gesetzgeber. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die Analysen und Thesen der bedeutendsten Nachhaltigkeitsexperten, Top-Ökonomen und Großinvestoren – gebündelt und übersichtlich. Sie sollen dir die wichtigen Entwicklungen auf dem Weg zur nachhaltigen Gesellschaft und Finanzwelt clever und zuweilen kontrovers aufzeigen.
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Während die Wirtschaft sich mehr und mehr mit Normalisierungsszenarien nach der Corona-Krise auseinandersetzt, war man am Kapitalmarkt schon ein oder zwei Schritte weiter. Dass nach einer Phase unterdrückter Aktivität mit der Wiedereröffnung der Wirtschaft vieles nachgeholt werden würde, war nicht schwierig vorherzusehen. Es hing eben vollständig am baldigen Ende der Pandemie. Da sich dies nun - hoffentlich – abzeichnet, fallen die Wachstumsprognosen für dieses Jahr nicht schwer. 3,4 Prozent Wachstum dürfte es in Deutschland werden, in den USA gar 6,4 Prozent und in China sind sogar knapp 10 Prozent drin. Diese Aufholphase dürfte sogar noch weit in das kommende Jahr hineinreichen.
Für Deutschland sollte das Wachstum in 2022 mit gut 4 Prozent sogar noch ein wenig höher ausfallen als in diesem Jahr. All diese Zahlen sind für Kapitalmarktstrategen nichts Neues. Die Hoffnung auf einen schnellen Impferfolg steckte bereits im letzten Jahr hinter der deutlichen Erholung an Aktien- und Rentenmärken. Mit der zunehmenden Gewissheit der Pandemie-Eindämmung stiegen die Kurse in diesem Frühjahr noch ein wenig weiter, an vielen Aktienmärkten sogar auf Rekordstände.
Das bedeutet, dass das Szenario eines Endes der Gesundheitskrise mit einer kräftigen wirtschaftlichen Erholung mittlerweile fast vollständig in den Kursen widergespiegelt wird. Was aber kommt dann? Das ist zunehmend die Gretchenfrage, die an den Märkten diskutiert wird. Vermögenswerte reichen weit in die Zukunft. Was sie heute wert sind, hängt eng mit den Erträgen zusammen, die in der Zukunft erwirtschaftet werden können. Und Zukunft heißt hier mehr als nur ein oder zwei Jahre.
Unter den verschiedenen Szenarien finden sich einige prominentere. So ist es plausibel, dass nach der Corona-Krise schnell die vorher vorherrschenden Trends wieder zurückkehren. Wir erinnern uns: Bevor Corona im Jahr 2020 zuschlug, befand sich die Weltwirtschaft in einem sehr langen, aber auch sehr flachen Aufschwung. So flach, dass selbst der Inflation die Puste ausging.
Dies, zusammen mit hohen Sparüberschüssen von immer älter werdenden privaten Haushalten drückte auf den Zins, bis nicht mehr viel davon vorhanden war. Diese Situation könnte schnell wieder zurückkommen, schließlich haben sich durch Corona die demografischen Trends nicht geändert. Auch die langfristige Wachstumsgeschwindigkeit der Weltwirtschaft hat sich nicht verändert.
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