Konsolidierung und Amerikanisierung Diese Trends treiben den Markt für ESG-Rating-Agenturen
Ebenso wie ISS hat auch der Finanzdienstleister und Indexanbieter MSCI US-amerikanische Wurzeln. Die Mitarbeiter der Tochtergesellschaft MSCI ESG sollen im Anlageuniversum ESG-Risiken und -Chancen identifizieren, die im Rahmen der klassischen Finanzanalyse meist nicht untersucht werden.
Seit 2019 arbeitet die Fondsgesellschaft Assenagon mit MSCI ESG zusammen. Die Gründe nennt Portfoliomanager Stefan Magerl: „Wir haben den Anspruch, alle Unternehmen, in die wir investieren, auch bezüglich ihrer Nachhaltigkeit zu analysieren.“ Dazu sei für uns eine lückenlose Abdeckung des Investmentportfolios unverzichtbar.
Der dritte große Anbieter ist Sustainalytics. 1992 in den Niederlanden gegründet, gehört die Gesellschaft seit 2017 zu 40 Prozent dem US-Analyseunternehmen Morningstar. Durch Zukäufe sorgt das neue Gespann dafür, dass die Zahl der Anbieter weiter schrumpft: Anfang 2019 übernahm Sustainalytics den in Schweden beheimateten Aktionärsdienstleister GES International. GES stellt sich in den Dienst institutioneller Anleger, etwa bei Hauptversammlungen, was auch das Brot-und-Butter-Geschäft von ISS ist.
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Vierter im Bunde ist Vigeo Eiris. Auch an den Franzosen ist die Konsolidierungswelle nicht spurlos vorbeigegangen. Moody’s hält seit 2019 die Mehrheit der Firmenanteile. Vigeo Eiris betrachtet sich als die führende europäische Nachhaltigkeits-Rating-Agentur. Auf der Kundenliste des Vigeo-Eiris-Partners Imug stehen Großanleger, die in Sachen Nachhaltigkeit selbst zu den Vorreitern zählen – etwa die Hannoverschen Kassen und die Deutsche Bundesstiftung Umwelt.
Während die führenden Anbieter mit immer tiefgründigeren Analysen um neue Kunden buhlen, plant die Bundesregierung eine für Investoren kostenlose ESG-Datenbank. Diese dürfte den Wettbewerb noch weiter anheizen.