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Ausblick auf die Emerging Markets Konsum statt Export – Schwellenländer gehören ins Depot

Schlangestehen vor einer Louis-Vuitton-Filiale in Nanking, China
Schlangestehen vor einer Louis-Vuitton-Filiale in Nanking, China: Die aufstrebende Mittelschicht in den Schwellenländern verfügt über immer mehr Kapital, um ihren Konsum zu erhöhen. | Foto: Imago Images / VCG
Dara White, Columbia Threadneedle Investments

In China hat Ende 2020 ein Regulierungszyklus begonnen, der sich nach unserer Einschätzung bis zu den Wahlen im kommenden Jahr fortsetzen wird – mit dem Ziel, den „gemeinsamen Wohlstand“ zu steigern. Bei den Regulierungen geht es aus unserer Sicht nicht darum, den Privatsektor zu zerschlagen. Im Gegenteil: Viele Themen stehen sogar auf der Agenda westlicher Volkswirtschaften. Dazu gehören beispielsweise der Datenschutz und die Eindämmung von Monopolen.

Wir konzentrieren uns auf Wirtschaftsbereiche mit politischem Rückenwind, die von der Wohlstands- und Produktivitätsagenda der Regierung – wie „Made in China 2025“ – profitieren werden. Dazu gehören die Halbleiterindustrie, Biotechnologie und Elektrofahrzeuge. Unserer Meinung nach ist die erste Phase der Regulierung abgeschlossen. Die sich aus den Maßnahmen ergebende Risikoprämie ist eingepreist. China tritt nun in die nächste Phase ein, in der die Regulierungsvorschriften umgesetzt werden. Gleichzeitig gibt es im Vorfeld des Wahljahres Anzeichen für eine geldpolitische Lockerung – auch wenn es sich dabei eher um eine Normalisierung als einen Stimulus handeln dürfte.

Trotz Kurswechsel der Fed bestehen gute Aussichten für Schwellenländer

Hinsichtlich der Beziehungen zwischen den USA und China ist zu erwarten, dass die Haltung der Biden-Administration gegenüber Peking unverändert bleibt. Gleichzeitig sind die Inflationsaussichten für Schwellen- und Industrieländer ein zentrales Thema, da die Zentralbanken möglicherweise mit der Straffung der Geldpolitik beginnen werden. Die Besorgnis über das Tapering, also das Verringern der Wertpapierkäufe der Federal Reserve, beeinflusst nach wie vor die Stimmung in den Schwellenländern.

Im Jahr 2013 wurden die sogenannten fragilen Fünf, also Brasilien, Indien, die Türkei, Indonesien und Südafrika, unter anderem wegen ihrer hohen Leistungsbilanzdefizite als von einer strafferen US-Geldpolitik besonders gefährdet eingestuft. Daran denken viele Anleger heute noch. Von den fragilen Fünf scheint aber nur noch die Türkei anfällig zu sein. Selbst ohne China mit seinem hohen Leistungsbilanzüberschuss verzeichnen die Schwellenländer insgesamt ein Plus. Trotzdem dürften die Marktteilnehmer auf die Bedenken hinsichtlich des Taperings der US-Notenbank reagieren. Wir werden diese Marktreaktion nutzen, um in Unternehmen mit langfristig guten Aussichten zu investieren.

Eine hohe Bedeutung haben für uns auch die ESG-Faktoren Umwelt, Soziales und Unternehmensführung. Diese werden im Jahr 2022 noch wichtiger werden. Zu verstehen, wie gut ein Unternehmen seine wesentlichen ESG-Risiken managt, ist der Schlüssel zur Bewertung eines Investments.

Aufstrebende Mittelschicht konsumiert mehr

Die aufstrebenden Volkswirtschaften lösen sich aktuell aus ihrer Abhängigkeit von den entwickelten Volkswirtschaften. Die gestiegene Nachfrage im Inland erhöht ihre Widerstandsfähigkeit. Eine aufstrebende Mittelschicht und die dadurch gestiegene Konsumlust sind für uns das beherrschende Thema.

Zu den damit verbundenen Trends zählt beispielsweise die technologische Revolution inklusive der Entstehung neuer Plattformunternehmen. Die Übernahme neuer Technologien erfolgt in den Schwellenländern in der Regel schneller. Daneben ist die Zunahme von Banken und Fintech-Unternehmen zu beobachten. Viele Länder konzentrieren sich derzeit darauf, starke einheimische Marken zu etablieren.

Insgesamt sind wir der Ansicht, dass der wichtigste langfristige Trend für die Schwellenländer der Übergang von einem überwiegend exportorientierten Wachstum zu einem starken Binnenkonsum ist. Dies spiegelt sich in der veränderten Zusammensetzung unseres Portfolios wider, das mittlerweile von strukturellen, auf den Heimatmarkt fokussierten Wachstumsunternehmen dominiert wird. Außerdem ist die Zahl der Unternehmen, die in den vergangenen zehn Jahren auf den Markt kamen, um fast 90 Prozent gestiegen. Wir sind der Meinung, dass Schwellenländer als Investments, sowohl was die Tiefe als auch die Qualität betrifft, Aktieninvestoren Chancen bieten, und dass wir durch aktives Management einen Mehrwert schaffen können.

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