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Konsumieren statt exportieren

Lesedauer: 2 Minuten
(Quelle: DAS INVESTMENT) Die Deutschen leisten sich wieder was: Nachdem sie im vergangenen Jahr ihr Geld lieber auf die hohe Kante legten, geben sie es jetzt wieder vermehrt aus. Laut aktueller Zahlen des Statistischen Bundesamts ist der private Konsum nach vier rückläufigen Quartalen im ersten Vierteljahr 2008 zum ersten Mal wieder gestiegen, wenn auch nur um 0,3 Prozent. Vor allem bei Gütern wie Schmuck oder Büchern griffen die Verbraucher zu. Die Einzelhandelsumsätze in diesem Bereich wuchsen auch im April um 10,4 Prozent gegenüber dem Vormonat. Für die positive Entwicklung sorgen vor allem gute Daten vom deutschen Arbeitsmarkt: Seit Monaten sinken die Arbeitslosenzahlen, im Mai waren nur noch rund 3,3 Millionen Deutsche ohne Job, ein Rückgang von 131.000 gegenüber April. "Das ist ein langfristiger Trend", sagt Volkswirt Axel Lindner vom Institut für Wirtschaftsforschung in Halle. Er wird seiner Ansicht nach dazu beitragen, der noch recht schwachen Konsumlust hierzulande einen nachhaltigen Schub zu geben. Hinzu kommt, dass die Bruttolöhne steigen, sie legten im ersten Quartal um 2,3 Prozent zu. Mehr Deutsche haben momentan also mehr Geld in der Tasche; eine gute Ausgangssituation für den inländischen Konsum. Und für die deutsche Wirtschaft im Allgemeinen. Denn ein erstarkter privater Konsum könnte die sinkende Nachfrage aus dem Ausland ausgleichen. Die leidet derzeit an den Auswirkungen der Finanzkrise, die mit den Vereinigten Staaten die größte Volkswirtschaft der Welt ausbremste. Zwar setzt Deutschland nicht nur Güter in die USA, sondern auch in Asien oder Europa ab, aber auch dort stehen die Zeichen momentan auf konjunktureller Abkühlung und damit sinkender Nachfrage. Das wird der Exportweltmeister zu spüren bekommen, prophezeit etwa das Kieler Institut für Weltwirtschaft (Ifw). Wachstumsraten im zweistelligen Bereich würden sich auf Dauer nicht mehr realisieren lassen. Der private Konsum wird sich daher zur neuen Konjunkturlokomotive entwickeln, ist Michael Heise, Chefvolkswirt von Allianz und Dresdner Bank überzeugt. Vor allem im kommenden Jahr "wird das Wachstum zu mehr als der Hälfte vom privaten Verbrauch getragen", so der Experte. Dass sich das Potenzial nicht schon in diesem Jahr voll entfalten kann, hängt vor allem an einem: der Inflation. Im Mai kletterte die Teuerungsrate auf 3,6 Prozent, den höchsten Stand seit Einführung des Euro. Vor allem die hohen Preise für Öl und Lebensmittel schlagen dabei zu Buche. Das merken die Konsumenten beim wöchentlichen Großeinkauf im Supermarkt und beim Tanken an der Zapfsäule. Weil sie dort jetzt mehr bezahlen müssen, bleibt ihnen von ihren Lohnerhöhungen weniger übrig, was sie für andere Produkte ausgeben können. Volkswirte rechnen aber damit, dass sich die Inflation im Laufe des Jahres abschwächen wird. Der Grund: Vor kurzem hat der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Jean-Claude Trichet, angedeutet, dass die EZB bald den Leitzins anheben könnte. Das verteuert Kredite für Verbraucher und Unternehmen und wirkt sich so dämpfend auf die Wirtschaft aus. Das wiederum sorgt tendenziell für sinkende Preise. "Der Preisauftrieb wird nachlassen", meint deshalb das Ifw. "Das wird die real verfügbaren Einkommen stützen." Und damit dürften die Zeichen wieder auf mehr Konsum stehen.

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