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Knappe Rohstoffe Stangenware wird kostbar

Arbeiter stapeln Kupferstangen
Arbeiter stapeln Kupferstangen: Der Trend zu nachhaltigen Technologien und regenerativer Energie lässt den Kupfer-Bedarf enorm zulegen | Foto: Michael Lange/Aurubis

Erst der Blick in die Ferne zeigt, wie dramatisch sich die Welt wirklich wandelt. Hierzulande mag noch der Eindruck vorherrschen, dass etwa der Trend zur Elektro-Mobilität recht gemütlich voranschreitet. Ein Besuch auf der weltweit größten Automesse in Shanghai offenbart indes eine andere Wahrheit.

Deutsche Karossen klassischer Bauart seien zwar nach wie vor beliebt, berichtet dort ein Branchen-Blogger, doch die Käufer verlangen nun nach reiner Elektromobilität, umfassender Vernetzung und künstlicher Intelligenz in ihren Wagen. Die chinesischen Hersteller setzen kompromisslos auf dieses Trio, und die Regierung schiebt mit Milliarden-Subventionen an.

Auch in den Showrooms deutscher Hersteller glänzen inzwischen einige Elektro-Flitzer. Denn China gilt längst als wichtigster Markt des Planeten; Volkswagen beispielsweise verkauft dort 40 Prozent seiner Neuwagen. Damit dies so bleibt, pumpen die Entscheider des Autobauers 15 Milliarden Euro in die Entwicklung.

Der elektromobile Siegeszug erfordert einen erheblich größeren Einsatz bestimmter Rohstoffe, nicht zuletzt des Industriemetalls Kupfer. Für dessen Verwendung in Elektromotoren – unverzichtbare Komponente auch für Hybrid-Modelle und Wasserstoff-Autos – und Stromkabeln gibt es nach wie vor keine brauchbare Alternative.

Auf aktuell knapp 9.500 US-Dollar pro Tonne ist der Preis gesprungen, ein Plus von gut 80 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitpunkt (Stand 14. April 2021). Neben der immensen Nachfrage leistet eine dauerhafte Angebotsschwäche ihr Übriges, Experten sprechen aktuell von dem größten Defizit seit 15 Jahren.

Das lässt sich nicht schnell beheben, da im Schnitt zehn Jahre ins Land gehen, bis eine neue Mine fördern kann. So kommt es, dass sogar ein Lockdown den Rohstoff verteuert, wie Deka-Chefvolkswirt Ulrich Kater berichtet: „Den Kupferpreis haben die Corona-Maßnahmen gestützt, weil sie die Produktion in chilenischen Minen eingeschränkt haben.“

Ähnlich die Lage bei den sogenannten Seltenen Erden. Diese Metalle landen etwa in Mobiltelefonen, aber auch in Magneten, die in Generatoren von Windkraft-Anlagen zum Einsatz kommen. In diese Rohstoff- Gruppe gehört Neodym, dessen Preis sich auf Sicht eines Jahres glatt verdoppelt hat. Auch bei diesem Material verstärken Nachschub-Sorgen den Preisanstieg.

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China hat nämlich eine Monopolstellung inne und lässt gern durchblicken, seine gefragten Ressourcen bei Bedarf als Waffe in Handels-Konflikten einzusetzen. Darüber hinaus haben die Behörden einige illegale Minen geschlossen, die zeitweise die Hälfte zur Produktion beigetragen haben.

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Der Aufschwung begann bereits in der zweiten Jahreshälfte 2020, als sich abzeichnete, dass gerade asiatische Märkte und allen voran China den Pandemie-Schock schneller als erwartet überwinden würde. Bereits damals kletterte die Nachfrage nach zahlreichen Produkten mit hohem Resourcen-Einsatz wie Brennstoffzellen, Mobiltelefonen, Displays, Batterien und Magneten schnell nach oben.

So soll sich bei Letzteren allein der Bedarf für Windräder seitdem verdoppelt haben. „Die Umstellung auf erneuerbare Energien und Elektrofahrzeuge erhöht die Nachfrage nach den dafür nötigen Metallen noch schneller als erwartet“, stellt Mark Burridge fest. Dieser Bereich der Rohstoff-Branche scheine nun endlich aufzuholen, nachdem er jahrelang weit hinter den hohen Bewertungen vieler Anbieter nachhaltiger Technologien zurückgeblieben sei, so der Fondsmanager der Investmentgesellschaft Bakersteel.

Das Hoffen auf eine schnelle Erholung in Fernost trog bislang nicht, wie das Stelldichein der Autobauer in Shanghai belegt. Eine Messe mit echtem Publikum ist Ende April 2021 in Europa noch unvorstellbar. Auch daher rührt ein großer Teil des derzeit vorherrschenden Konjunktur-Optimismus.

Denn China kommt bislang weit besser durch die Pandemie als westliche Industriestaaten. Der Internationale Währungsfonds sagt 8,4 Prozent Wirtschaftswachstum in diesem Jahr voraus. Bereits im ersten Quartal nahm die Drehzahl bei Neuwagen-Verkäufen erheblich zu und stieg zum Vorjahr um 76 Prozent.

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