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Kostendruck Banken trennen sich von ihren erfahrensten Anleihehändlern

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In der Londoner City verloren im vergangenen Jahr laut Michelangelo etwa 60 Anleihehändler und Analysten ihre Stelle. Thomas Montag, Chief Operating Officer bei Bank of America, verlangt von seinen Stellvertretern nachdrücklich Kostensenkungen sowohl im Handelsbereich als auch im Investmentbanking. Das dürfte Stellenstreichungen im März zur Folge haben, sagten mit dem Vorgang vertraute Personen im Januar.

Goldman Sachs Group werde in Kürze entscheiden, ob über den bereits beschlossenen Stellenabbau von 5 Prozent über das Jahr hinaus weitere Positionen im Anleiheverkauf und -handel gestrichen werden sollen, sagte eine mit den Überlegungen der Bank vertraute Person im Januar. Barclays wolle in der Investmentbank 1200 Stellen streichen, verlautete von informierte Personen im Januar.

Die Unternehmenssprecher Sebastian Howell von Goldman Sachs, Jon Laycock von Barclays und Victoria Garrod von Bank of America wollten sich nicht zum Thema Entlassungen äußern.

„Wenn eine Bank erfahrene Leute in nennenswertem Umfang entlässt, dann lautet ihre Botschaft: ‚wir ziehen uns aus diesem Geschäft endgültig zurück und haben nicht den Eindruck, dass es sich jemals erholen wird’", sagte Christopher Wheeler, Bankenanalyst beim amerikanischen Brokerhaus Atlantic Equities in London. „Festverzinsliche waren früher an der Wall Street eine Gewinnmaschine, aber der gestiegene Kapitalbedarf und der niedrigere Risikoappetit der Kunden hatte einen nachhaltigen Niedergang zur Folge."

Aus Sicht der Anleiheinvestoren könnte der Verlust an Erfahrung an den Handelstischen zu keinem schlechteren Zeitpunkt eintreten. Die Anleihemärkte erleben vor dem Hintergrund abstürzender Rohstoffpreise und einer Konjunkturerlahmung in den Schwellenländern weltweit einen Ausverkauf. Schwache Ergebnisse von Banken haben diesen Monat einen Kursverfall bei Anleihen von Emittenten aus dem Finanzbereich ausgelöst.

Die Kosten für die Absicherung von Unternehmensanleihen durch Kreditausfall-Swaps stiegen in der vergangenen Woche in Europa auf den höchsten Stand seit Juni 2013, wie sich aus Daten ergibt, die Bloomberg aus Londoner Schlusskursen erhoben hat. Während von Banken ausgegebene Papiere unter Druck gerieten, verteuerten sich Absicherungen auf nachrangige Anleihen von Banken und Versicherungen auf den höchsten Stand seit knapp drei Jahren.

„Ein leitender Händler baut sich im Lauf seiner Karriere ein Netzwerk von Investoren und Hedgefonds auf und weiß, wen er anrufen muss, wenn er Bonds verkaufen oder Preise will," sagte Brett Chappell, Leiter Anleihehandel bei Nordea Asset Management in Kopenhagen. Er ist seit 1990 in der Branche tätig. „Ich habe keine Probleme mit den jungen Kerlen, aber ein erfahrender Händler weiß, wie man in volatilen Märkten und zu Zeiten steigender Zinsen handelt."

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