KPMG-Forscher Heiko von der Gracht
Eine Welt ohne Geld
Aktualisiert am 05.03.2020 - 14:59 Uhr

Illustration „Banking ohne Banken“ aus einem KPMG-Handbuch. Foto: KPMG
Die Zukunft ist nicht linear, niemand kann sie sicher vorhersagen. Szenarien entwerfen können Wissenschaftler aber schon. KPMG-Forscher Heiko von der Gracht schildert, wie eine Welt ohne Banken im Jahr 2040 aussehen könnte.
Szenarien kennen die meisten Entscheider aus Risikomanagement, Finanzmathematik oder Controlling: Best Case, Worst Case, Base Case. Wenn es um Strategische Vorausschau und Zukunftsforschung geht, versteht man jedoch meist etwas anderes unter einem Szenario.
Die Zukunft passt nicht ins Schema von Best, Worst und Base Case. Sie hält sich in den wenigsten Fällen an Schemata. In den meisten Fällen überrascht sie mit Strukturbrüchen, Disruptionen, Technologiesprüngen und Überraschungen.
Immerhin leben wir im Zeitalter der Disruption, wir leben in der VUCA-Ära (Volatilität – Unsicherheit – Komplexität – Ambiguität). Deshalb sind inzwischen Szenarien den quantitativen Prognosen überlegen,...
Das Thema Nachhaltigkeit bewegt Unternehmen, Kapitalmärkte, Gesetzgeber. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die Analysen und Thesen der bedeutendsten Nachhaltigkeitsexperten, Top-Ökonomen und Großinvestoren – gebündelt und übersichtlich. Sie sollen dir die wichtigen Entwicklungen auf dem Weg zur nachhaltigen Gesellschaft und Finanzwelt clever und zuweilen kontrovers aufzeigen.
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Szenarien kennen die meisten Entscheider aus Risikomanagement, Finanzmathematik oder Controlling: Best Case, Worst Case, Base Case. Wenn es um Strategische Vorausschau und Zukunftsforschung geht, versteht man jedoch meist etwas anderes unter einem Szenario.
Die Zukunft passt nicht ins Schema von Best, Worst und Base Case. Sie hält sich in den wenigsten Fällen an Schemata. In den meisten Fällen überrascht sie mit Strukturbrüchen, Disruptionen, Technologiesprüngen und Überraschungen.
Immerhin leben wir im Zeitalter der Disruption, wir leben in der VUCA-Ära (Volatilität – Unsicherheit – Komplexität – Ambiguität). Deshalb sind inzwischen Szenarien den quantitativen Prognosen überlegen, wenn und weil sie explizit solche Überraschungen, Strukturbrüche und Schwarzen Schwäne integrieren. Ein gutes Szenario ist weniger Deskription als Narrativ der Zukunft. Darüber hinaus ist ein gutes Szenario noch weitaus mehr.
Szenarien sind keine tabellarischen Enumerationen von Einflussfaktoren, die wegen ihrer deskriptiven Trockenheit die Zielgruppe spontan in Seminarschlaf versetzen. Gute Szenarien sind interessant formuliert, stärker narrativ als deskriptiv und spannend zu lesen. Immerhin geht es um die Zukunft, das größte ungelöste Rätsel der Menschheit.
Gute Szenarien erzählen nach Maßgabe der Prinzipien des Storytellings die Geschichte der Zukunft und ziehen deshalb Leserinnen und Leser in ihren Bann. Sie integrieren dabei potenziell böse wie angenehme Überraschungen, originelle Einfälle und unkonventionelle Ideen – so wie das die Zukunft später auch macht. Denn wer Überraschungen nicht szenariert, erlebt sie garantiert.
Strategische Vorausschau ist kein Luxus
Etliche Organisationen bauen inzwischen eigene Abteilungen für Zukunftsforschung auf, um die Strategische Vorausschau methodisch sauber und wissenschaftlich fundiert zu betreiben (es gibt immerhin mehr als 30 Methoden der Zukunftsforschung von der Delphi-Studie über die Szenario-Technik bis hin zu Prognosemärkten).
Ein betriebswirtschaftlicher Luxus? Nein, wie eine vielzitierte Langzeitstudie feststellt (vgl. Rohrbeck & Kum: Corporate foresight and its impact on firm performance: A longitudinal analysis, in: Technological Forecasting and Social Change, Vol. 129, April 2018):
Organisationen, die eine professionelle Strategische Vorausschau unterhalten („Future-prepared firms“), bringen eine statistisch signifikant bessere Performance im Vergleich zum Durchschnitt. Ihre Profitabilität ist 33 und ihr Wachstum sogar 200 Prozent höher Organisationen mit Mängeln bei der Vorausschau dagegen erleiden einen Performance-Verlust zwischen 37 und 108 Prozent.
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