KPMG-Forscher Heiko von der Gracht
Eine Welt ohne Geld
Aktualisiert am 05.03.2020 - 14:59 Uhr
Illustration „Banking ohne Banken“ aus einem KPMG-Handbuch. Foto: KPMG
Die Zukunft ist nicht linear, niemand kann sie sicher vorhersagen. Szenarien entwerfen können Wissenschaftler aber schon. KPMG-Forscher Heiko von der Gracht schildert, wie eine Welt ohne Banken im Jahr 2040 aussehen könnte.
Es geht bei der Strategischen Vorausschau nicht darum, die Zukunft vorherzusagen. Das kann ernsthaft niemand behaupten oder gar leisten. Ebenso wenig wie jemand die Lottozahlen der nächsten Woche vorhersagen kann. Was kluge Zukunftsforscher jedoch seit langem beherrschen, ist: Tippen mit System. Dem Spielsystem beim Lotto entspricht in der Zukunftsforschung der Einsatz einer der Methoden der Zukunftsforschung; unter anderem eben der Einsatz der Szenario-Technik.
Was wäre zum Beispiel, wenn es im Jahr 2040 keine Banken mehr gäbe? Und kein Geld im herkömmlichen Sinne, weil eine digitale Weltwährung die Währungen der Welt abgelöst hat? Der Begriff „Bank“ ist nur noch der älteren Generation...
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Es geht bei der Strategischen Vorausschau nicht darum, die Zukunft vorherzusagen. Das kann ernsthaft niemand behaupten oder gar leisten. Ebenso wenig wie jemand die Lottozahlen der nächsten Woche vorhersagen kann. Was kluge Zukunftsforscher jedoch seit langem beherrschen, ist: Tippen mit System. Dem Spielsystem beim Lotto entspricht in der Zukunftsforschung der Einsatz einer der Methoden der Zukunftsforschung; unter anderem eben der Einsatz der Szenario-Technik.
Was wäre zum Beispiel, wenn es im Jahr 2040 keine Banken mehr gäbe? Und kein Geld im herkömmlichen Sinne, weil eine digitale Weltwährung die Währungen der Welt abgelöst hat? Der Begriff „Bank“ ist nur noch der älteren Generation bekannt, weil das Geldwesen von der Mehrheit der Menschen lediglich noch als Anhängsel von Online-Konsum, E-Procurement und E-Commerce betrachtet wird. Ist das reine Utopie?
Das Utopie-Problem
Das Problem mit Utopien ist: Was heute noch als Zukunftsmusik erscheint, könnte morgen schon – spätestens dann im Jahr 2040 – Realität sein. Und wer diese Musik nicht heute schon hört, ihre Noten kennt und spielen kann, wird dann, wenn das Notenblatt umgeblättert wird, unter Garantie von der Zukunft „überrascht“. Nur leider ist das dann keine Überraschung mehr, sondern lediglich Erklärung eigener Versäumnisse. Versäumnisse, die Zeit kosten, bis man die eigenen Pläne an die Haken und Wendungen der Zukunft angepasst hat.
Wer dagegen kontinuierlich seine Szenarien im Blick hat, sie regelmäßig anpasst und mit Entscheidern reflektiert, der reagiert schneller und kann seine operativen Pläne bereits bei Eintreffen der Ansoff’schen Schwachen Signale anpassen. Auch in Zukunft gilt: Der schnellere Fisch schwimmt dem langsameren davon.
Ein plausibles Szenario
Unsere Gesellschaft befindet sich in einem Spannungsfeld zwischen fortschreitender Globalisierung und Renaissance der Nationalstaaten. Weltweiten Trends wie der Internationalisierung von Unternehmen oder der schier grenzenlosen Mobilität von Ressourcen und Menschen stehen „Schreckgespenster“ wie der Brexit, Handelskriege und Internetzensur entgegen. Werden wir in der langfristigen Zukunft wohl eine Bankenrenaissance erleben oder einen Finanzdschungel, oder doch den Aufstieg der Roboter?
Nimmt man eine evolutionäre Dynamik der Transformation („Und ehe man sich´s versieht“: stetige schrittweise Zukunftsentwicklung, organisch, konservativ) und eine technologieorientierte Interaktion („Warum kompliziert, wenn´s auch einfach geht“: technologiezentrierte Zukunft, ortsungebunden, autonom, standardisiert) in der Finanzbranche bis 2040 an, ist auch ein Banking-ohne-Banken-Szenario durchaus plausibel skizzierbar
Banking ohne Banken
Es könnte so aussehen: Wir schreiben das Jahr 2040 …
Die Welt hat eine digitale Weltwährung, einhergehend mit internationalen Finanzstandards. Diese Welt besteht aus virtuellen Datenstaaten mit Milliarden von „Staatsbürgern“ – geographische Grenzen und lokale Gesetzgebung haben in diesen sozialen Netzwerken massiv an Bedeutung verloren.
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