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Zahnzusatzversicherungen und der blinde Fleck Pflegevorsorge

Auf Tinder muss Mann blitzschnell überzeugen: Die Betreiber der gleichnamigen Smartphone-App haben erhoben, dass ihre Nutzerinnen nur etwa jedes zehnte Männerfoto nach rechts wischen, um somit Flirt-Interesse zu bekunden. Männer sind im direkten Vergleich übrigens weniger wählerisch – rund jeder Dritte zieht fast jedes Frauenprofil in seine engere Auswahl ein. Aber bei beiden Geschlechtern zählt dort unisono jeweils nur der erste, rein optische Eindruck. Hot or not? Um darüber beim Blick auf einen Fremden zu entscheiden, braucht das menschliche Gehirn laut einer Studie der US-Privatuniversität Princeton nur eine Zehntelsekunde.

Und um nach diesem Wimpernschlag möglichst anziehend zu wirken, empfehlen Psychologen, das Gegenüber zum gemeinsamen Lachen zu bringen. Auch hierbei muss die Optik stimmen: Nur ein gesund wirkendes Gebiss kommt auf den ersten Blick sympathisch herüber. Das bestätigt eine aktuelle Umfrage im Auftrag des Versicherers Gothaer unter 18- bis 40-Jährigen in Deutschland.
Demnach hat auch das eigene Lächeln bei neun von zehn jungen Menschen einen hohen Stellenwert. Dieser gesellschaftliche Trend sorgt bei der Kranken-Sparte des Kölner Konzerns für gute Laune und eine „steigende Nachfrage nach Zahnzusatzversicherungen“, berichtet Vorstandsvorsitzende Sylvia Eichelberg: „Als Krankenversicherer stellen wir seit einiger Zeit fest: Die Menschen legen immer größeren Wert auf ihr äußeres Erscheinungsbild.“ Dazu gehörten gesunde Zähne.
Schöne Zähne gewünscht
Laut der Gothaer-Studie birgt der deutsche Markt für Zahnzusatzversicherungen noch viel Potenzial für den Vertrieb. Das gilt insbesondere für die jüngeren Kunden, von denen erst 29 Prozent eine solche private Krankenzusatzversicherung abgeschlossen haben. Im Durchschnitt seien die unter 40-jährigen Erwachsenen bereit, für eine Zahn-Police 16 Euro im Monat zu zahlen (siehe unten). Dafür erwarten sie im Gegenzug umfassende Leistungen, die sie auch eifrig in Anspruch nehmen: Menschen mit privater Zusatzversicherung gehen überdurchschnittlich häufig zum Zahnarzt und lassen sich öfter als der Durchschnittsdeutsche ihre Zähne professionell reinigen.

Anbieterübergreifend hat die Zahl der Menschen mit einer privaten Zahnzusatzversicherung hierzulande jetzt einen neuen Rekord gebrochen, berichtet in diesem Jahr der Verband der Privaten Krankenversicherung (PKV). Allein 2021 stieg die Zahl dieser Policen um 4,6 Prozent auf insgesamt rund 17,8 Millionen. Insbesondere für Kassenpatienten sind diese privaten Policen interessant, um die begrenzten Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen bei Zahnersatz aufzustocken.

Hallo, Herr Kaiser!
Zuschuss zu verbleibenden Kosten
Sie erhalten je nach Tarif zum Beispiel einen Zuschuss zu den verbleibenden Kosten: Gesetzlich Versicherte tragen selbst bei der einfachsten Zahnersatz-Variante aktuell mindestens ein Viertel der Kosten selbst. Bei einer höherwertigen Versorgung steigt die selbst zu zahlende Summe weiter an. Darüber hinaus decken die Privaten viele Leistungen ab, die in der Gesetzlichen oft nicht drin sind – zum Beispiel Kieferorthopädie für Erwachsene.
Zahn-Policen stark gefragt
„Seit Jahren gehören Zahntarife zu den populärsten privaten Zusatzversicherungen. Das zeigt uns, wie stark der Wunsch vieler gesetzlich Versicherter ist, sich zusätzlich abzusichern“, kommentiert Florian Reuther Zahlen des von ihm geführten PKV-Verbands: Das Geschäft mit allen Arten von Zusatzversicherungen macht für die privaten Krankenversicherer hierzulande mit rund 10 Milliarden Euro inzwischen knapp ein Viertel aller Beitragseinnahmen aus. Allein zwischen 2018 und 2022 stieg die Zahl der Policen jährlich um durchschnittlich 2,8 Prozent auf 29,1 Millionen.
„Neun von zehn Erwerbstätigen sind Pflichtmitglieder der gesetzlichen Kassen. Sie können sich nur mit einer Krankenzusatzversicherung die Vorteile der PKV sichern. Und von dieser Möglichkeit machen immer mehr Gebrauch“, erklärt Branchenanalyst Michael Franke. Seine langjährige Erfahrung zeige: „Streicht die gesetzliche Krankenversicherung Leistungen, steigt die Nachfrage für privaten Zusatzschutz.“