Die Branchenanalysten von Morgen & Morgen (M&M) haben jetzt wieder den deutschen Markt für private Krankenzusatzversicherungen untersucht. Neben Zahnzusatz- und Krankenhauszusatztarifen ging es dabei auch um Krankentagegeld-Policen. Diese Versicherung ist bei vielen Privatversicherten Standard, kann aber auch für Kassenpatienten mit hohen laufenden Kosten Sinn machen. Denn Arbeitnehmer erhalten bei Krankheit in der Regel zwar sechs Wochen lang die sogenannte Lohnfortzahlung vom Arbeitgeber. Doch danach zahlt die gesetzliche Kasse ein Krankengeld aus, das deutlich unter dem Nettoeinkommen liegt. Diese Lücke kann die private Krankenzusatzversicherung füllen. 

Thorsten Bohrmann © MORGEN & MORGEN

Um die für sie passende Police zu finden, können Verbraucher zwar die Prämien der Anbieter miteinander vergleichen. Doch: „Für den Versicherungsnehmer stellt sich vor allem die Frage, welcher Tarif die besten Leistungen enthält. Das Lesen und Bewerten der Versicherungsbedingungen ist jedoch keine triviale Aufgabe“, berichtet Thorsten Bohrmann, Senior-Versicherungsanalyst bei M&M. Daher hat das Rüsselheimer Analysehaus jetzt ihr M&M Rating Krankentagegeld aktualisiert, das Orientierung bieten soll. Anhand von 21 Leistungsfragen haben die M&M-Tester in diesem Jahr 88 unterschiedliche Tarife hinsichtlich ihrer Verbraucherfreundlichkeit bewertet

Die Studienautoren betonen, dass sie für ihr Rating keine Gebühren erheben, um „absolute Unabhängigkeit und Neutralität“ zu gewährleisten. Außerdem bewerten sie ausschließlich Leistungen, die in den Allgemeine Versicherungsbedingungen konkret aufgeführt werden, da nur hierauf ein Rechtsanspruch besteht. Zusätzlich zur reinen Punktzahlen werden weitere Mindestkriterien gefordert, um die jeweilige Notenklasse von bis zu fünf Sternen zu erreichen. Besonderen Wert legen die Branchenanalysten darauf, dass der Versicherer auch bei Wiedereingliederungsmaßnahmen und Teilarbeitsunfähigkeit leistet. 

Diese drei Mindestkriterien müssen daher voll oder eingeschränkt erfüllt, damit ein Tarif im M&M-Rating Krankentagegeld die Bewertung von vier* oder fünf Sternen erhält

  • Der Versicherer verzichtet auf sein ordentliches Kündigungsrecht, wenn nur eine Teilversicherung besteht.
  • Der Versicherer leistet das versicherte Krankentagegeld auch bei Wiedereingliederungsmaßnahmen (Hamburger-Modell) beziehungsweise Teilarbeitsunfähigkeit.*
  • Der Versicherer verzichtet auf unübliche Einschränkungen bzw. Klauseln, die nicht zu den ratingrelevanten Sachverhalten gehören.*
Mindestkriterien im M&M Rating Krankentagegeld Quelle: MORGEN & MORGEN GmbH | Stand 08/2023

Versicherungsvermittler müssen auch PKV-Prämien beachten 

Die Prämien spielen bei dem M&M-Rating keine Rolle. „Diese muss der Vermittler bei der bedarfsorientierten Beratung natürlich hinzuziehen, da höhere Bedingungsqualität in der Regel mit höheren Prämien einhergeht.“ Die Höhe der Beiträge bezeichnet Bohrmann im Durchschnitt aber als moderat. Bei einem musterkunden im Alter von 30 Jahren beläuft sich der durchschnittliche monatliche Beitrag für ein Krankentagegeld mit 20 Euro Leistung am Tag beziehungsweise 600 Euro im Monat auf knapp 10 Euro. Ab einem Alter von 50 Jahren wird es mit einem Beitrag von durchschnittlich rund 9 Euro im Monat knapp doppelt so teuer. Die Beiträge blieben im Vergleich zum Vorjahr konstant. 

Auch die Qualität der untersuchten Tarife habe sich kaum verändert, sie „hat aber durchaus noch Luft nach oben“, fasst Bohrmann als Fazit des aktuellen Ratings zusammen. In diesem Jahr gibt es demnach 14 Fünf-Sterne- und 22 Vier-Sterne-Tarife an der Spitze des Ratings. 47 Tarife ballen sich im Mittelfeld und fünf Tarife sind schwach bewertet. „Das Angebot der Krankentagegelder bewegt sich seit Jahren kaum. Nach wie vor scheitern viele Tarife bei dem Sprung über die drei Sterne hinaus, da sie nicht auf das ordentliche Kündigungsrecht verzichten, sollte nur eine Teilversicherung bestehen“, erläutert Bohrmann den Hintergrund des Testergebnisses. 

 

Die fünf als schwach bewerteten Produkte kommen von den Anbietern Concordia (Tarife: KT22 – KT29), DKV (KTN2/4/xx - KTN2/183/xx), LVM (KGE), Mecklenburgische (proMETA6 - proMETA52) und VGH Provinzial (SKG). Und: „Versicherte, die einen privaten Krankentagegeldtarif abgeschlossen haben, müssen bei wiederholter Arbeitsunfähigkeit innerhalb von zwölf Monaten mit erheblichen Kürzungen ihrer versicherten Krankentagegeldleistungen rechnen“, warnen die Branchenanalysten von Premiumcircle aus Friedberg. Demnach fallen die Ansprüche in „gravierenden Fällen sogar bis auf null.“ 

Viele Tagegeld-Policen „ausnahmslos mangelhaft oder ungenügend“  

Denn die entsprechenden Klauseln der Anbieter seien „ausnahmslos mangelhaft oder ungenügend“, heißt es von Premiumcircle weiter. „Das Problem: Nach den Vertragsbedingungen der privaten Krankentagegeldversicherung ist marktweit maximal das in den letzten zwölf Monaten aus der beruflichen Tätigkeit herrührende Nettoeinkommen versicherbar. Was konkret dazu zählt, ist unklar.“ 

Für eine Studie analysierte Premiumcircle die Vertragswerke von 28 Versicherern, die bezogen auf die Anzahl ihrer Kunden zusammen auf einen Marktanteil von 99,4 Prozent kommen. Demnach sind die Klauseln bei 21 untersuchten Versicherern als „mangelhaft“ einzustufen und die übrigen sieben erhalten von Premiumcircle sogar die Schulnote „ungenügend“. 

Zusätzlich wurden alle 28 Unternehmen mit einem Fragenkatalog zu ihrer tatsächlichen Leistungspraxis befragt. 23 Versicherer haben die Fragen beantwortet. Demnach erhalten aktuell zwölf der teilnehmenden Anbieter im Test die Topnote „sehr gut“ und weitere fünf sind zumindest „gut“. Doch ebenso viele bekommen nur ein „mangelhaft“ und einer sogar die Note „ungenügend“.