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Robert Halver über Krisenzeiten „Man schaut Putin und Xi Jinping eben nur auf, aber nicht hinter die Stirn“

Die Europäische Zentralbank in Frankfurt am Main
Die Europäische Zentralbank in Frankfurt am Main: „Uns wurde zu lange wirtschaftspolitische Schonkost serviert, die uns jetzt in der Krise fundamental nicht mehr sattmacht“, so Robert Halver. | Foto: Imago Images / Norbert Neetz

Anleger haben in diesem Jahr bislang eine harte Zäsur hinter sich. Ähnlich wie ein Kleinkind, das seine Spielkiste ausschüttet und alles plötzlich auf dem Boden liegt, sind uns viele, teilweise unbekannte Krisen zeitgleich vor die Füße gefallen. Während für einige Marktteilnehmer das Börsen-Elend noch lange nicht beendet ist, sehen andere Lichtblicke am Ende des Krisen-Tunnels.

Die schlechte Marktstimmung ist für „Perma-Bären“ ein gefundenes Fressen

Und sie kleckern nicht, nein, sie klotzen mit viel Schaum vor dem Mund: Sie glauben, dass die bisherigen Einbrüche gegenüber dem Allzeithoch beim S&P 500 von in der Spitze knapp 20 und beim Nasdaq 100 von etwa 27 Prozent nur die Spitze des Eisbergs seien. Mindestens das Doppelte sei zu erwarten und wenn es hart auf hart kommt, könnte der S&P bis zu 60 Prozent und der Nasdaq sogar bis zu 80 Prozent verlieren. Bis zur Wiedererlangung des Allzeithochs könnten sogar viele Jahre vergehen. Und aufgrund der Leithammelfunktion der US-Börsen bliebe dann auch in Europa kein Börsen-Auge trocken.  

Als Schuldige in diesem unheilvollen Szenario werden zunächst alte Bekannte genannt. So drohe ein Szenario wie in den 1970er Jahren, als die galoppierende Inflation – über Energiepreise wie heute – den Konsumenten Kaufkraft und den Unternehmen Margenverluste bescherte. Tatsächlich, so hoch wie aktuell war die deutsche Inflation zuletzt vor 48 Jahren. Da habe ich noch mit Matchbox-Autos gespielt. Und wenn nicht jetzt, wann dann müsste der Zinshammer der Notenbanken rotieren wie der von Thor und auf Aktien einschlagen.

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Zu allem Verdruss kommt auch noch der Fluch der Globalisierung hinzu. Industrieländer, die ihre Produktion hoffnungstrunken in kostengünstige Schwellenländer vor allem nach Asien ausgelagert haben, erleben jetzt angesichts der grundsätzlichen Lieferengpässe, verstärkt durch eine harte Null-Covid-Politik in China, die Schattenseiten der internationalen Arbeitsteilung. Die Repatriierung von Industrieproduktion ist hierbei keine wirkliche Lösung.

Der deutsche Wirtschaftsstandort ist gegenüber beispielsweise China viel zu teuer. Und glaubt irgendjemand, dass es in Deutschland – auch angesichts der Inflation – zu drastischen Lohnsenkungen und Sozial-Dumping kommt? Außerdem hat die Politik in den letzten Jahren geschlafen wie Dornröschen. Und jetzt, wo es nicht vom schmucken Prinzen, sondern vom lupenreinen Aggressor aus dem Schlaf gerissen wurde, stellt man fest, dass der deutsche und die europäischen Standorte nicht wettbewerbsfähig sind. Uns wurde zu lange wirtschaftspolitische Schonkost serviert, die uns jetzt in der Krise fundamental nicht mehr sattmacht.

Kein Flutlicht, aber zumindest ein paar Lichter am Ende des (Börsen-)Tunnels 

Wenn man sich das alles vor Augen führt, fällt es schwer, für die Finanzmärkte optimistisch zu sein. Aber gibt es nicht doch ein paar Hoffnungsschimmer?

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