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Robert Halver über Krisenzeiten „Man schaut Putin und Xi Jinping eben nur auf, aber nicht hinter die Stirn“

Von in UnternehmenLesedauer: 6 Minuten
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Sicher, eine Beruhigungspille wäre ein Abklingen der Inflation. Ich spreche nicht von zügig rückläufigen Preisrückgängen auf das Vor-Corona-Niveau. Da kommen wir so schnell nicht mehr hin. Allein der teure Umbau der Energieversorgung kann mit dem billigen Erdgas aus Russland nicht konkurrieren. Übrigens fehlen auch die Rohstoffe für Windkrafträder, Wärmepumpen und Photovoltaik. 

Aber selbst, wenn man es im Moment noch wenig spürt, könnte der Preisdruck ab Sommer zumindest seinen Höhepunkt erreichen. Denn im Vorjahresvergleich nähern wir uns immer mehr hohen Rohstoffpreisen. Tatsächlich, in den USA ist das von der Fed bevorzugte Inflationsmaß der Kerninflationsrate bereits das zweite Mal in Folge gefallen. Man mag hier zwar einwenden, dass es doch absurd ist, ausgerechnet auf diese gemeinen Preistreiber zu verzichten. Doch betrachtet die US-Notenbank diesen Preisindex als Indikator, inwieweit der Preisdruck sich in Zweitrundeneffekten fortsetzt.


Das würde der Fed Spielraum verleihen, geldpolitisch nicht so restriktiv zu sein. Zu hohe Zinsen könnten im kreditverliebten Amerika ansonsten eine Rezession auslösen. Im Zweifel für den Angeklagten, für die Konjunktur. Die Fed muss entscheiden, ob sie eine starke Konjunktur bei hohem Beschäftigungsstand und mehr Preisdruck haben will oder über Inflationsbekämpfung die Konjunktur in die ewigen Jagdgründe führt. Das hatten wir schon und ein gebranntes Kind scheut das Feuer. Und so ist zwar für Juni und Juli jeweils eine weitere Leitzinserhöhung um 50 Basispunkte zu erwarten. Doch je nachdem wie sich die volkswirtschaftliche Nachfrage entwickelt, könnte es im September durchaus zu einer Zinspause kommen.


Ebenso ist die EZB längst aus ihren Träumen der nur vorübergehenden Inflation unwirsch aufgewacht. Und sie wird tatsächlich in diesem Jahr die Leitzinsen erhöhen. Drei Erhöhungen sind eingepreist, auch vier sind wie bei Toyota nicht unmöglich. Aber auch für unsere „Währungshüter“ gilt: Es gibt eine Grenze der Zinsrestriktion. Die Konjunktur und die Erhaltung der finanziellen Stabilität der Mitgliedsländer werden wie eine Monstranz an Fronleichnam umhergetragen. Bloß keine neue Schulden- und/oder Euro-Krise. Auch die EZB hat die Auswahl zwischen Pest und Cholera: Entweder pro Konjunktur mit Duldung hoher Inflation oder knallharte Preisbekämpfung mit der Folge einer Rezession.

Entspannung könnte aber von einer Lockerung der Covid-Wirtschaftsschließung in China kommen. Eine bessere Verfügbarkeit von Vorprodukten sowie robustere Absatzchancen westlicher Produkte in China liefern zumindest preisliche Entspannungseffekte. In der Tat ist der Ifo Index im Mai zum zweiten Mal – wenn auch nur leicht – angestiegen. Das neue riesige Konjunkturprogramm mit Steuersenkungen wird der Weltwirtschaft sicher unter die Arme greifen und damit Deutschlands Exportwirtschaft stützen. 

Wir sind nicht durch

Das stellt die Aktienmärkte nicht zufrieden. Sie haben ihr altes Leitplankensystem mit klaren Regeln verloren. Insofern ist über den Sommer wohl keine allgemeine Happy Hour am Aktienmarkt zu erwarten. Die Bären müssen sich noch weiter austoben, obwohl die Stimmung schon Friedhofsniveau hat. Es gibt eben zu viele Probleme auf einmal.

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